Zeig mir dein Kennzeichen, und ich weiß trotzdem nicht, woher du kommst. Foto: dpa

Vorbei die Zeiten, da Autofahrer aus S die Nase über Fahrer mit Doppelkennzeichen rümpfen konnten. Eine Regelung zum neuen Jahr stiftet auf heilsame Weise Verwirrung auf den Straßen, meint StN-Kolumnist und S-Kennzeichenbesitzer Tom Hörner.

S/BB/LB/WN/ES - Auch 2015 wollen wir in dieser um Ausgleich und Gerechtigkeit bemühten Kolumne uns den positiven Entwicklungen auf diesem Planeten zuwenden. Nehmen wir nur mal die Sache mit den Autonummern. Wenn bisher ein Mensch von A nach B zog, war es klar, dass er sein Auto ummelden musste. Dies konnte zur Folge haben, dass der Mensch, wenn sein Autokennzeichen mit einem A begann, er nun ein B an vorderster Stelle hatte.

Ummelden muss der Mensch sein Automobil fürderhin, nun aber darf er sein Kennzeichen mitnehmen. Um es konkret zu machen: Wenn jemand aus der Landeshauptstadt S nach WN, BB, LB oder ES zieht, darf er sein altes Kennzeichen behalten. Gleiches gilt für Erdenbürger, die von WN, BB, LB oder ES nach S ziehen.

Auch wenn es trocken wirkt und wir uns der Zeilenschinderei verdächtig machen, sehen wir uns genötigt, aus dem dritten Artikel des Grundgesetzes zu zitieren: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“

Und, dämmert’s? Natürlich ist es eine Form von Rassismus, wenn Menschen aus S auf die Verkehrsteilnehmer aus WN, BB, LB oder ES herabschauen und sie als „Doppelkennzeichen-Typen“ diskriminieren, bloß weil die in ihre Stadt einfallen und ihnen die Parkplätze streitig machen (aber auch, um in Shopping-Malls und Discos die Kohle liegen zu lassen und somit den Wohlstand in S zu mehren, das vergisst der Mensch aus S allzu leicht).

Dies wird ein Ende haben, denn nun kommt zur allgemeinen Verwirrung in unserer gottlosen Wohlstandswelt noch die Nummernschild-Verwirrung hinzu. Kein Mensch wird mehr wissen, wer wo wohnt und ob ein LB-ler in Wahrheit nicht den Geist der Weltstadt S atmet.

Eine gute Sache, keine Frage. Nur dass das auch für Menschen mit AA gilt, halten wir doch etwas für übertrieben. Wer aus AA kommt, fährt wie eine gesenkte Sau.