Wir sind Stuttgart! Foto: Yann Lange

Vielfalt statt Einfalt: In dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Hier erzählen sie ihre Allerwelts- und Alltagsgeschichten.

Vielfalt statt Einfalt: In dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Hier erzählen sie ihre Allerwelts- und Alltagsgeschichten.

Stuttgart - Bei den Demonstrationen für und wider den neuen Bildungsplan, nach dem die „Akzeptanz sexueller Vielfalt“ künftig in den Unterricht aufgenommen werden soll,ist es am vergangenen Samstag zu Ausschreitungen gekommen. Bereits nach der ersten Demonstration Anfang Februar diskutierten unsere Kolumnenschreiber drüber, woher die Homophobie einiger Menschen komme – denn schließlich wissen Bürger mit Migrationshintergrund, wie es ist, einer Minderheit anzugehören.

Anna Ioannidou etwa schreibt in der Facebook-Gruppe So ist S!: „Was um alles in der Welt verstehen die Menschen, die gegen die Homosexualität vehement kämpfen, nicht? Wen geht die sexuelle Vorliebe einer Dritten Person was an? Ich fühle mich mit deren Argumentation und Vorgehensweise stellenweise in die Nazizeit zurückversetzt, und das erschreckt mich! Und das mitten in Europa und im 21. Jahrhundert! Haben diese Menschen vielleicht Angst, dass es ansteckend sein könnte? Wir haben noch viel zu tun, packen wir’s an!“

Unser Kollege Christoph Meyer schreibt als Antwort: „Ich kenne viele Leute, die tatsächlich glauben, dass es ansteckend ist. Das hängt damit zusammen, dass sie homosexuelle Handlungen aus religiösen Gründen für eine Sünde halten. Sie sind der Meinung, dass es etwas mit sexueller Zügellosigkeit zu tun hat, wenn man homosexuell ist. Deswegen haben sie Angst davor, ihre Kinder könnten lernen, dass es okay ist, homosexuell zu sein.“

Für den Slam-Poeten Nikita Gorbunov bringt es „der australische Stand-Up-Artist Jim Jefferies treffend auf den Punkt: „If you don’t believe in gay marriage, you’re a dickhead because, it’s got nothing to [...] do with you. If you hate gay marriage, you know, what you should do? Don’t marry a gay person!“ (Wenn Du nicht an Homoehen glaubst, bist Du ein Schwachkopf, weil das nichts mit Dir zu tun hat. Wenn Du Homoehen hasst, weißt Du, was Du dann tun solltest? Keinen Schwulen heiraten!)

Gorbunov schreibt weiter: „Das absurde ist auch für mich, dass irgendjemand auf die Idee kommt, sich einzumischen, mit wem jemand zusammen ist und warum und wie er diese Zweisamkeit gestaltet. Gleichzeitig kann man nicht beiseite wischen, dass Homosexuelle in weiten Teilen der Welt verfolgt werden. Das wird manchmal missverstanden als kultureller Wert oder Tradition. Dabei ist Homophobie immer wertlos und falsch.“

Karin Foster hofft, „dass es sich durchsetzt, dass unseren Kindern in den Schulen Toleranz gelehrt wird. Das Homosexualität genauso menschlich und normal ist wie Heterosexualität. Es ist wirklich erschreckend, wie rückständig manche Menschen in unserem Zeitalter und in unserem Land tatsächlich noch sind. Manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass sich diese Menschen in ihrer Denkweise rückwärts statt vorwärts entwickeln. Ich kann nur hoffen, dass unsere Kinder und Enkel einmal aufgeklärter und toleranter werden.“

Jürgen Schwartz ist aufgefallen, dass „viele Menschen offen über das Thema Homosexualität diskutieren, solange es sie nicht selber betrifft. Wenn dann allerdings Homosexualität in der eigenen Familie vorkommt, ist plötzlich alle Toleranz und Akzeptanz vergessen. Frauen leben ihre Toleranz diesbezüglich offener, heterosexuelle Männer reagieren meist abweisender, weil sie Homosexuellen promiskes Verhalten unterstellen und somit Angst haben, irgendwann von ihnen angemacht zu werden.“

Wie mache ich mit: Die Facebook-Gruppe „So ist S!“ist unter dem Kurz-Link www.stn.de/soists erreichbar. Oder per EMail an: flair@stn.zgs.de, oder Brief an Stuttgarter Nachrichten, Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart.