Feinporig aufgeschäumte Milch ist wichtig für die Kaffeespezialität Flat White. Foto: imago/ingimage

Kaffee ist nicht einfach nur Kaffee. Es kommt auf jedes Detail an.

Für Freunde von koffeinhaltigen Heißgetränken war Österreich schon immer ein kompliziertes Terrain. Einfach nur eine Tasse Kaffee bestellen? Geht gar nicht. Ein Herr Ober im Kaffeehaus möchte präzise wissen, was man bitt’ schön möchte: Großer Brauner, Einspänner, Kapuziner, Melange, Verlängerter, Franziskaner, Fiaker, Mokka oder einfach nur ein kleines Schalerl? Um die Überforderung komplett zu machen, stehen manchmal auch noch Kosakenkaffe, Zarenkaffee oder „Kaffee verkehrt“ zur Wahl. Hilfe!

Mit den Brühspezialitäten „made in Italy“ sind die meisten Deutschen inzwischen eher vertraut und können Cappuccino, Espresso oder Latte macchiato unfallfrei unterscheiden. Bei den Feinheiten wie Ristretto, Lungo, Corretto, Freddo oder Americano wird es schon schwieriger. Gerne und siedend heiß diskutiert wird die Frage, ob man als italophiler Mensch nach dem Abendessen überhaupt einen Kaffee mit aufgeschäumter Milch bestellen darf. Denn der Cappuccino macht streng genommen mit dem 12-Uhr-Läuten dem Espresso Platz. Wer sich nicht an das ungeschriebene Gesetz hält, gilt als Banause. Da ist man südlich der Alpen ähnlich streng wie in Bayern, wenn es um die Weißwurst geht. Die gibt’s auch nur zu bestimmten Zeiten.

Der australische Cousin des Cappuccino

Kürzlich in London bestellte sich der Kollege zum Frühstück gegen 9 Uhr (also im aus italienischer Sicht korrekten Zeitfenster für Milchkaffeespezialitäten) einen Flat White. Schon mal gehört, aber wieder vergessen, was das ist. Eine kurze Internetrecherche, um Peinlichkeiten zu vermeiden, unauffällig unter dem Tisch durchgeführt, ergab: Der „flache Weiße“ ist quasi der australische Cousin des Cappuccinos. Statt mit einem Espresso wird er mit deren zwei zubereitet, hat also mehr Wums. Die Milch wird feinporig aufgeschäumt, sodass sie keine aufgetürmte Haube bildet, sondern sich sämig verteilt. Flach eben. Der Geschmack übrigens ist ganz im Gegenteil: ziemlich steil.

Neben den verschiedenen Varianten gibt es in den sozialen Netzwerken wie Tiktok oder Instagram gerade einen Trick, der tausendfach empfohlen wird. Demnach soll man eine winzige Prise Salz in seinen Kaffee streuen, um den Geschmack zu steigern. Das Salz, chemisch gesehen Natriumchlorid, beeinflusst die Geschmacksrezeptoren unserer Zunge. Das Aroma des Kaffees kann sich so besser entfalten, die Bitterstoffe hingegen werden weniger wahrgenommen.

Leute, ganz ehrlich: Schon meine Oma hat etwas Salz in das Kaffeepulver gestreut, bevor sie es von Hand aufgebrüht hat. Das heißt dann übrigens Filterkaffee. Ganz klassisch.