In dem Fall spielt der Geschmack der Schokolade keine Rolle Foto: dpa

Die Welt zu retten, ist im Grunde eine feine Sache. Nur ob das mit fair gehandelter Schokolade gelingen wird, da hat StN-Vorkoster Tom Hörner so seine Zweifel.

Stuttgart/Große Kreisstadt - Ich wäre der letzte, der etwas gegen eine bessere Welt hätte. Da bin ich wie der längst verblichene Sektenguru und mehrfache Rolls-Royce-Besitzer Bhagwan, der der Meinung war, dass jeder Erdenbürger einen Rolls Royce haben sollte. Im Supermarkt greife ich grundsätzlich und ohne auf den Preis zu achten zu Bio-Lebensmitteln. Gern kaufe ich Produkte aus fernen Erdteilen, von denen behauptet wird, sie seien fair gehandelt worden.

Insofern habe ich diese Woche wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass die auf Fairness abonnierten Bürgerinnen und Bürger einer Großen Kreisstadt dermaßen auf dem Weltverbesserungstrip sind, dass sie zur „Fairtrade-Familie“ mutieren wollen. Außerdem sollen als „Diplom-Bananologen“ ausgebildete Fairtreter Schulklassen und Kindergartenkinder auf den rechten Weg bringen. Meinen Segen haben die Bananologen, so lang sie sich auf die Banane beschränken und die Finger von der Schokolade lassen.

Bei Schokolade hört der Spaß auf. Ich weiß, wovon ich spreche, Schokolade ist für mich Grundnahrungsmittel und Droge. Ohne Schokolade wäre ich unausstehlich. Mit Schokolade bin ich humorvoll, charmant, ein Gewinn für die Menschheit. Als bekennender Schoko-Junkie kann ich nur sagen: Fairtrade-Schokolade schmeckt scheiße. Sie bröselt, ist nicht cremig, schmeichelt weder Zunge noch Gaumen.

Mag sein, dass fair gehandelte Schokolade so schmecken muss. Vielleicht soll mir auf diesem Weg klar gemacht werden, dass der Job auf einer Schokobohnenplantage trotz Fairtrade eine Heidenarbeit ist. Wenn das so ist, schreibt’s auf die Verpackung. Aber ich will das nicht mit jeder Rippe schmecken.

Und bitte, liebe Diplom-Bananologen und sonstigen Fairtrade-Freunde, schluckt das einfach. Dies ist keine billige Masche, um von euch kurz vor Weihnachten zum Gegenbeweis mit Fairtrade-Schokolade eingedeckt zu werden. Aber eines verspreche ich euch: Nach jeder bösen Tafel Alpenmilch fairdrücke ich eine Fairtrade-Banane. Fairgelt’s Gott.