Ein Herz und eine Schnauze – da schüttelt sich Billie, die Hündin unseres Autors. Foto: StZN/Schumacher

Billie ist das Produkt einer Urlaubsliaison zwischen einer Labradordame aus Pforzheim und einer Promenadenmischung aus Südspanien – und das beste Alibi unseres Redakteurs Marko Schumacher.

Stuttgart - Zu unserer Familie gehören ja nicht nur vier aufgeweckte Kinder und ein überforderter Vater, sondern auch eine Hündin, die im Idealfall auf den Namen Billie hört. Billie ist einer Urlaubsliaison zwischen einer Labradordame aus Pforzheim und einer Promenadenmischung aus Südspanien entsprungen, und wenn man außer Acht lässt, dass sie immer die Beschäftigten von Müllabfuhr und städtischem Gartenbauamt ankläfft, dann kann man konstatieren: Sie ist ein Pfundskerl und hat unsere Familie erst komplett gemacht.

Vor- und Nachteil des Hundehalterdaseins zugleich ist, dass man viele neue Freunde findet. Die Hundecommunity ist ein verschworener Haufen, in der man sich duzt und über alles reden kann. Wenn man Glück hat, geht es um den VfB oder die Großwetterlage, wenn man Pech hat, wird über die Unterschiede zwischen Trockenfutter und Frischfleisch oder Kastration und Sterilisierung gefachsimpelt.

Man sollte nicht den Fehler machen, zu viel Interesse zu heucheln, sonst kann es passieren, dass man in einer Whatsapp-Gruppe landet, in der solche Themen vertieft werden und in der man umgehend informiert wird, wenn ein anderer Hund Durchfall hat. Dort wieder herauszukommen, ohne sich den Ruf des arroganten Schnösels einzuhandeln, ist bekanntermaßen nicht nur in Hundehaltergruppen denkbar schwierig.

Rhodesian Ridgebacks sind lieber auf Großwildjagd als im Schlossgarten

Seit Ausbruch der Corona-Krise sind viele weitere Freunde hinzugekommen, weil die Menschheit in Zeiten von Homeoffice und Kurzarbeit entdeckt hat, dass ein Vierbeiner für etwas Abwechslung im Corona-Alltag sorgen kann. Seither sieht man Männer durch die städtischen Grünanlagen marschieren, die in der einen Hand das Smartphone halten, auf dem die Firmenkonferenz läuft, und in der anderen eine Leine, an der ein Rhodesian Ridgeback hängt und den Anweisungen von Herrchen partout nicht Folge leisten will. Was wenig verwundert, da diese Rasse nicht für den Stadtspaziergang gezüchtet würde, sondern die Großwildjagd in Afrika.

Allerdings muss ich offen einräumen, dass auch ich nicht auf alles vorbereitet war, was einen erwartet, wenn ein Hund in die Familie kommt. Dass sich die Kinder nicht mehr daran erinnern können, vor der Anschaffung fest versprochen zu haben, bei Wind und Wetter Gassi zu gehen – das hatte ich zwar geahnt. Überrascht hat mich dann aber doch, dass Billie die Döner- und Pizzareste, die sie in den Gebüschen findet, am liebsten auf unserem neuen Teppich im Wohnzimmer erbricht und anschließend so viel Platz auf dem Sofa einnimmt, dass ich meist auf dem Boden sitzen muss.

„Ich glaube, Billie muss dringend raus“

Doch nehme ich all das gerne in Kauf, da Billie einen unschätzbaren Vorteil bietet: Wenn in unserer Familie wieder einmal das Chaos ausbricht, wenn die pubertierende Tochter das Badezimmer unter Wasser setzt, der ältere Sohn beim Computerspielen wütend gegen die Wände trommelt und der jüngere mit der ganzen Hand ins Nutella-Glas greift, dann habe ich stets einen guten Grund mich davonzustehlen. „Ich glaube, Billie muss dringend raus, ich würde das übernehmen“, sage ich in solchen Fällen – und habe meine Ruhe.

Marko Schumacher (49) ist Sportredakteur, Vater von vier Kindern und überzeugt davon, dass der Familienhund auf niemanden besser hört als auf ihn. Seine Frau lässt ihn in diesem Glauben.