Kinder haben jede Menge Fantasie und Sprachwitz. Foto: imago images/Westend61/27exp

Kinder erfinden oft Wörter, die zum Schreien komisch sind. Unsere Autorin ist froh, dass sie die Bonmots ihrer Töchter für die Nachwelt festgehalten hat. Denn irgendwann werden die lustigen Versprecher weniger.

Stuttgart - Neulich konnte ich mal wieder was in mein Büchlein schreiben. Es ist ein schmales Bändchen mit buntem Einband, in dem ich die schönsten Bonmots meiner Töchter vermerke. Die Einträge sind rarer geworden – schließlich werden die beiden bald neun. Es gab aber eine Zeit, da konnte ich im Drei-Tages-Rhythmus schöne Kinderwörter aufschreiben. „Rekordhose“ zum Beispiel. Oder „Erpresso“. Oder „Regelmüsli“ für Müsliriegel.

„Das ist der Papa von der meine“, sagte meine damals dreijährige Tochter, um auch ganz sicherzustellen, dass niemand anderes Besitzansprüche anmelden würde. Ihre Zwillingsschwester forderte abends, die Tür „weitspengel“ offen zu lassen. Die Drosophilidae, gemein auch als Fruchtfliege bekannt, hieß bei uns „Gemüseflieger“. Und als Zwilling A anfing zu lesen, entzifferte sie auf dem Konfitüre-Glas: „Da steht Konfettitürke!“

Blättere ich durch das Büchlein, werde ich wehmütig. Bald werden die Einträge ganz aufhören. Die Kleinkindphase ist in Klasse zwei wohl definitiv vorbei. Blicke ich zurück, kann ich es kaum fassen, dass in wenigen Jahren aus zwei putzigen Dreikäsehochs gestandene Schulkinder geworden sind, die nicht nur ausrechnen können, was 55 minus 29 ist, sondern auch ein Nomen von einem Verb von einem Adjektiv unterscheiden können und wissen, wie die Knöchelchen im Ohrinneren heißen (Hammer, Amboss und Steigbügel – und ja, ich hatte es vergessen).

Haben Sie auch zum Schreien schöne Kinderwörter?

Dann freue ich mich, dass ich als chronisch übermüdete Mutter zweier Kleinkind-Zwillinge ohne mitgeliefertem Aus-Knopf zwischen Geschirrspüler ein- und Spieleecke aufräumen, am Abend noch die zwei Minuten hatte, mein Büchlein aufzuschlagen und hineinzuschreiben, welche lustigen Wortneuschöpfungen meine Töchter heute wieder ersonnen hatten. Danke 2015er-Ich!

Übrigens: Wenn Sie eine besonders gelungene Wortkreation Ihres Nachwuchses mit mir und unseren Leserinnen und Lesern teilen wollen, schreiben Sie mir doch eine Mail unter t.schaefer@mhsdigital.de. Denn Sie haben bestimmt auch Kinderwörter, die zum Piepen sind – darauf setze ich glatt einen „Erpresso“!