Radfahrer auf Abwegen Foto: StN

Die Radarfalle und der Büstenhalter haben diese Woche Geburtstag gefeiert – zwei herausragende Erfindungen, die mehr miteinander gemein haben, als man auf den ersten Blick glaubt.

Stuttgart - 55 Jahre Radarfalle in Deutschland, 100 Jahre Büstenhalter weltweit. Man weiß nicht, welche Erfindung den Lauf der Dinge mehr beeinflusst hat. Beides herausragende Innovationen, die mehr oder weniger mit Halten zu tun haben. Der Büstenhalter hält die Brüste, der Autofahrer hält sich wegen der Radarfalle ans vorgeschriebene Tempo.

Zudem besitzen beide Erfindungen die Eigenart, Menschen in Gemütszustände zu versetzen, die man im weitesten Sinn als erregt bezeichnen kann. Und noch eine Parallelität drängt sich auf: Sowohl Radarkästen als auch Büstenhaltern sollte man mit Respekt begegnen. Auf keinen Fall ungefragt Hand anlegen.

Aber natürlich, es gibt auch Unterschiede. So ein Radarkasten, schon der Name sagt’s, ist von Haus aus ein eher unschönes, kantiges Ding – egal, ob er als Starenkasten an einer Stange befestigt ist oder in der Mobilversion auf dürren Metallbeinchen steht. Erschwerend hinzu kommt der grelle Blitz. Obwohl er naturgemäß ins Rötliche tendiert, so hat er doch nichts Erotisierendes.

Ganz anders der BH, der, unbeleuchtet, die an sich schon vollendeten Formen des weiblichen Körpers hebt, ja ihren Reiz geradezu potenziert. Da gibt es überhaupt nix zu grinsen, meine Herren, ich schrieb diesen Satz im Brustton der Überzeugung und nicht, weil unsere letzte Leserumfrage erbracht hat, dass diese Kolumne zu 99,9 Prozent von Besserverdienerinnen im besten Alter mit Körbchengröße Doppel-D gelesen wird.

Aber auch was die Ästhetik betrifft, so hat im Lauf der Jahre eine Annäherung stattgefunden – und ich denke dabei nicht an die grottenhässliche, goldene Korsage mit Kegel-BH, die Jean Paul Gaultier einst Madonna auf den Leib geschneidert hat, dieses Modell Spitzbergen. Mir schweben vielmehr die neumodischen Radarsäulen vor, Poliscan Speed Tower genannt, die an Straßenrändern wie Pilze aus dem Boden schießen. Oben herum noch etwas abgerundet – und man wäre geneigt, die Falle als Phallus wahrzunehmen. Und zu mögen.