Bosshaft: Kollegah ist in der Schleyerhalle aufgetreten. Foto: dpa

Kollegah stemmt am Mittwochabend in der Schleyerhalle die Meisterleistung, gleichzeitig Lichtblick und Problem des Deutsch- und Gangster Rap zu sein. Der Unterschied liegt da nur noch im Blickwinkel.

Stuttgart - Die größte Pointe des Abends hatte der hessische Gangster Rapper schon vor Jahren mit „24/7“ vorbereitet. Da rappte Kollegah durchaus wortgewandt „Du bist wie Sting, Du hast mal bei der Polizei gesungen“. Am Mittwochabend spielt der frühere The Police-Frontmann nebenan in der vollen Porsche Arena. Kollegah selbst schaut in die allenfalls luftig besiedelte Schleyerhalle – da stehen sich gerade mal 2000 Leute die Beine in den Bauch. Wahrscheinlich hat bislang nur der Hausmeister die Schleyerhalle je leerer gesehen.

„Kolle“, sagt einer der vorwiegend jungen männlichen Fans und dass „Sting wohl mehr Fame“ habe. Das nimmt der Sache die Wucht, so ähnlich wie „Facie“ zu Facebook sagen oder „Jupp“ statt Josef – auch weil sich Kollegahs Kunst eben hauptsächlich auf eines stützt: der Größte zu sein. Der Mann redet von sich in der dritten Person, nennt sich selbst „King“ oder „Boss“ und geht auf „Imperator“-Tour. Das alles symbolisiert zumindest etwas Ehrfurcht, wenn auch nur vor sich selbst. Und munter rappt der 32-Jährige seine Zeilen über Erfolg, Jetset und ausverkaufte Konzerte. Im Wizemann wäre das ein volles Haus und eine prachtvolle Show gewesen – hier in der Schleyerhalle ist das eine 90-minütige Suche nach Atmosphäre. Über die LED-Wand hinter der Bühne flackern visionsarme Visuals, ein dekorativer DJ lässt sich von einem Drummer und ab und an von einer Gitarristin begleiten. Den Rest erledigen Kollegah und seine Sidekicks Koree, Ali As und Seyed.

Knapp unter der Stammtischkante

Kollegah selbst stampft etwas hüftsteif über die Bühne, haut seine sich förmlich überschlagenden Reime raus – mal großartig, mal knapp unter der Stammtischkante – und er gibt den Entertainer: mit Songs seiner aktuellen Platte „Imperator“ und auch mit totalem Quatsch: er überprüft die „Bosshaftigkeit“ seines Publikums und lädt zwei Jungs zum Klimmzugwettbewerb auf die Bühne. Machen wir’s kurz: Achim hat gewonnen – Tourrekord. Das Rap-Battle mit Zuschauerbeteiligung ist da auch mehr Ohnmachtsdemonstration als Spaß.

Immer wieder kündigt Felix Antoine Blume, so sein bürgerlicher Name, einen wirklich besonderen Abend an, verliert jedoch die Argumente in der viel zu großen Halle. Er stößt sich den Kopf am Großen: Pop. Und daran, eine Clubshow in die Arena zu transportieren.

Am Ende bleibt alles ganz eindimensional und einfach: Auf den T-Shirts für Jungs steht hinten „Boss“ drauf, auf denen für die Frauen:„Bosslady“. Es wird trotzdem auch weiterhin nur einen Boss geben: und das ist Bruce Springsteen.