Aus dem Reiheneckhaus in Esslingen-Mettingen mussten die Leichen eines Ehepaars und seiner zwei Kinder geborgen werden. Foto: Rosar

Die Leichen der jungen vierköpfigen Familie, die wohl durch eine Kohlenmonoxidvergiftung gestorben ist, werden obduziert. Als Ursache für den Austritt des tödlichen Gases kommt möglicherweise ein Defekt an der Heizanlage infrage.

Esslingen - Am Tag nach dem schrecklichen Unglück im Esslinger Stadtteil Mettingen, bei dem eine junge vierköpfige Familie ums Leben gekommen ist, geht die Suche nach der Ursache für die extrem hohe Kohlenmonoxid-Konzentration in dem Reiheneckhaus weiter. Laut Christian Wörner, einem Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, konzentrieren sich die Untersuchungen auf das Abgasrohr der Gastherme in dem Haus. Dieses könnte undicht gewesen sein oder sich gelöst haben. Kriminaltechniker und Sachverständige haben am Dienstagvormittag ein rund 1,60 Meter langes Stück des weißen Abgasrohres ausgebaut, auf dem Vorplatz des Hauses gründlich unter die Lupe genommen und die Verbindungen fotografisch dokumentiert. Zuvor hatten sie jenen Teil der Abluftleitung überprüft und vermessen, der außerhalb des Hauses auf das Dach führt.

Wann ist die Familie gestorben?

Wie berichtet, war die Familie – die 29 Jahre alten Eheleute und ihre beiden vier und drei Jahre alten Kinder – am Montag gegen 12 Uhr tot in dem Reiheneckhaus in der Obertürkheimer Straße gefunden worden. Laut einem nahen Verwandten war es die Mutter des Ehemannes, die ihren Sohn und ihren Enkel durch eine Scheibe direkt vor der Haustür habe liegen sehen. Er vermutet, dass der Vater „vielleicht noch versucht hat, mit seinem Sohn rauszukommen“. Der Angehörige, der am Tag nach dem tragischen Unglück noch einmal zu dem Haus gekommen ist, geht zudem davon aus, dass die Eltern und ihre Kinder bereits am Sonntagabend gestorben sind. Nachbarn hätten beobachtet, dass diese gegen 21 Uhr nach Hause gekommen seien.

Später habe die Mutter des Ehemannes die Familie nicht mehr telefonisch erreichen können. Auch ein erneuter Versuch, am Montagvormittag per Telefon Kontakt aufzunehmen, sei erfolglos gewesen, weshalb sich die Frau Sorgen gemacht habe. Zumal ihr Sohn den Schichtdienst im nahen Daimler-Werk hätte antreten sollen. Daraufhin sei sie nach Mettingen gefahren und habe mehrfach vergeblich geklingelt und geklopft. Durch das Fenster habe sie dann ihren Sohn und den vierjährigen Enkel unmittelbar hinter der Haustüre liegen sehen und um Hilfe gerufen. Ein Passant sei noch herbei geeilt und habe eine Scheibe eingeschlagen, ehe auch schon die Rettungskräfte eingetroffen seien. Der Notruf war gegen 12.12 Uhr bei der Polizei eingegangen, die daraufhin einen Großeinsatz auslöste. Die Mutter und die dreijährige Tochter seien später im ersten Stockwerk des Hauses gefunden worden, sagt der Angehörige. Auch für sie kam jede Hilfe zu spät. Seit etwa drei Jahren habe die Familie in dem Haus gelebt.

Keine Hinweise auf Verbrechen

Rund 60 Angehörige und Bekannte waren im Lauf des Montags zum Unglücksort gekommen. Sie wurden in einem beheizten Zelt betreut, das vom Rettungsdienst eigens dafür in der von der Obertürkheimer Straße abzweigenden Lerchenbergstraße aufgestellt worden war. Der sogenannte Notfallnachsorgedienst kümmerte sich dort um die Trauernden.

Laut dem Polizeisprecher Christian Wörner sind die Leichen noch am Dienstagnachmittag obduziert worden. Das habe die Staatsanwaltschaft Stuttgart angeordnet, um die Todesursache zweifelsfrei zu klären. Das Ergebnis liegt laut Jan Holzner, dem Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, voraussichtlich im Laufe dieses Mittwochs vor. Holzner zufolge handelt es sich dabei um den ersten Schritt eines sogenannten Todesermittlungsverfahrens, mit dem der Hergang des Geschehens möglichst vollständig aufgeklärt werden soll. Doch weiterhin gingen die Ermittler von einem Unglück mit einer tödlichen Kohlenmonoxidvergiftung aus. Es gebe nach wie vor keine Hinweise auf ein Verbrechen oder einen Suizid, betont Wörner.

Vor dem Haus bekunden Menschen ihre Anteilnahme für die verstorbene Familie. Sie haben zwei Blumensträuße mit weißen Rosen und roten Tulpen niedergelegt, Kerzen angezündet sowie zwei Teddybären und ein Foto der ums Leben gekommenen Kinder an den Zaun gelehnt.