Der Garten von Stefan Michel grenzt unmittelbar an die Körschtalschule. Foto: Julia Bosch

Die Körschtalschule in Stuttgart-Plieningen erhält einen Erweiterungsbau. In den kommenden Tagen beginnen dafür die Baumfällungen. Anwohner sind außer sich: Sie fürchten, dass die Schüler ihnen bald direkt ins Badezimmer schauen können und sie sich wie in einem Gefängnishof fühlen.

Plieningen - Nur ein Zaun und etwas Gebüsch trennt Stefan Michel und seine Frau von der Körschtalschule. Die beiden wohnen an der Hochbruckstraße in Plieningen; von ihrem Garten aus sieht man direkt auf den Schulhof. An Kindergeschrei und Ballspiele sind die beiden gewöhnt, sie wohnen seit 2001 in dem Haus. Dass die Gemeinschaftsschule bis 2021 direkt vor ihrem Garten einen Erweiterungsbau erhalten soll, stört das Paar nicht. Nur: Warum muss der Neubau so nah an ihrem Haus gebaut werden; nur sechs Meter vom Grundstück entfernt und damit gut sechs Meter näher als das bestehende Gebäude?

„Es gibt ein Gebot der Rücksichtnahme“, sagt Stefan Michel (58). „Wenn dieser Neubau so nah an unser und die benachbarten Grundstücke heranrückt, können uns die Schüler direkt ins Badezimmer schauen.“ Außerdem fürchtet er, dass sie sich von dem Neubau „erdrückt“ fühlen könnten – ähnlich wie in einem Gefängnishof. „Für unser Haus bedeutet das sicherlich einen Wertverlust von 100 000 Euro.“

Kleinspielfeld soll so groß wie möglich bleiben

Deshalb hat das Paar sowie einige andere betroffene Nachbarn Einwendungen gegen den Bauantrag formuliert. Diese Einwendungen werden nun durch das städtische Baurechtsamt geprüft und danach zur Entscheidung an das Regierungspräsidium als übergeordnete Instanz weitergeleitet.

Grund für den relativ gering geplanten Abstand zwischen dem Neubau und den Wohnhäusern ist der Wunsch, das Kleinspielfeld zu erhalten: „Das Kleinspielfeld ist sowohl für die Schule als auch für den Vereinssport besonders wichtig. Deshalb haben wir noch vor den Planungen gemeinsam mit der Schule festgehalten, dass das Kleinspielfeld so groß wie möglich erhalten bleiben soll“, erläutert Ann-Kathrin Gehrung, eine Sprecherin der Stadt. „Der Erweiterungsbau wurde in dieser Absicht – unter Einhaltung des baurechtlich notwendigen Abstandes – zur Grundstücksgrenze positioniert.“ Die Sprecherin argumentiert, dass der zweigeschossige Neubau auch Vorteile für die Anwohner der Hochbruckstraße habe: „Er schützt sie vor den Geräuschen, die beim Spielen auf dem Kleinspielfeld entstehen.“

In den kommenden Tagen werden 13 Bäume gefällt

Bevor die Bauarbeiten im Sommer beginnen, sollen in den kommenden Tagen zunächst einmal 13 alte Bäume gefällt werden. „Wenn der Neubau nicht so nah heranrücken würde, müssten diese Bäume nicht gefällt werden“, meint Michel. Zwar sollen für die gefällten Bäume 14 neue Gewächse gepflanzt werden, aber dabei handelt es sich teilweise nur um Sträucher – vor allem im Bereich der Hochbruckstraße. Auch dies ärgert die Anwohner.

Die Stadt-Sprecherin Gehrung betont: „Die Schulleitung hatte bereits zu einem frühen Projektzeitpunkt einen Nachbarschaftsabend an der Schule angeregt, um das Projekt vorzustellen und die Nachbarn zu informieren“, sagt sie. Insgesamt sei das Projekt von den Anwohnern durchweg positiv aufgenommen werden, da es die dringend benötigte räumliche Verbesserung für die Körschtalschule bringe. „Das kommt auch dem Stadtbezirk insgesamt zu Gute.“

Schulleiterin schreibt Briefe an die Anwohner

Die Schulleiterin der Körschtalschule, Stefanie Lenuzza, bekräftigt dies: „Bisher sind auch keine Nachbarn direkt an mich herangetreten und haben sich über den Neubau beklagt.“ Einmal hätten Anwohner Befürchtungen wegen der Verkehrssituation während der Bauphase geäußert – aber dies sei bereits ein gutes halbes Jahr her. Generell würde sie immer, wenn sie etwas Neues zu dem Erweiterungsbau wisse, Briefe an die Nachbarn schreiben und diese informieren.