Da sag noch einer, Tiere könnten sich nicht freuen: neues Gorilla-Junges in der Aufzuchtstation der Wilhelma in Stuttgart. Foto: dpa

Glucksende Schimpansen, quietschende Delfine, kichernde Ratten, schlitternde Bisons: Auch Tiere können Freude empfinden.

Das Lachen ist dem Menschen in die Wiege gelegt. Es lacht wegen einer heiteren Situation, um sich bei Stress und Anspannung zu entlasten oder um drohende Konflikte mit anderen abzuwenden. Der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles (384-322 v. Chr.) folgerte daraus: „Von den Lebewesen lacht allein der Mensch.“ Doch er irrte. Denn auch Tiere können lachen, wenn auch ganz anders als der Mensch.

 

Schimpansen und Bonobos lachen

Wie beim Homo sapiens ist das Lachen auch bei ihnen eine Reflexbewegung. Ein durch die Empfindungsnerven an das Gehirn weitergeleiteter Reiz wird in eine Muskelbewegung übertragen. Vor allem Schimpansen und Bonobos lachen ähnlich wie wir, was nicht verwundert, da sie evolutionsgeschichtlich unsere nächsten Verwandten sind. Die Schimpansenforscherin Jane Goodall hat bei ihren Studien über wild lebende Menschenaffen in den 1970er Jahren herausgefunden, dass Schimpansenbabys, die von ihren Müttern gekitzelt werden, glucksende Laute ausstoßen.

„Bei allen Menschenaffenarten kann man mit einer Kitzelattacke ein fröhliches Lachen auslösen“, sagt der Karlsruher Biologe und Tierbuchautor Mario Ludwig. Je näher die Affen mit uns verwandt seien, desto menschlicher sei ihr Lachen. Gorillas und Orang-Utans drückten ihre Freude eher mit stimmlosen Kicher- und Keckerlauten aus.

Das Besondere am menschlichen Lachen ist, dass es vorwiegend aus stimmhaften und melodischen Lauten besteht. Dabei wird die Luft in mehreren schnell hintereinander folgenden Stößen ausgeatmet. Gleichzeitig ziehen sich die mimischen Gesichtsmuskel zusammen und die Mundwinkel heben sich. Häufig wird die Mimik noch durch Gesten unterstrichen.

Das Lachen verbindet Mensch und Affe in der Evolutionsgeschichte

Das Lachen ist in der Entwicklungsgeschichte des Menschen tief verwurzelt. Forscher gehen davon aus, dass es in Grundzügen schon vor zehn bis 16 Millionen Jahren zum Verhalten der gemeinsamen Vorfahren von Affe und Mensch gehörte. Auch wenn das Lachen im eigentlichen physiognomischen Sinne dem Menschen und seinen nächsten Verwandten vorbehalten ist, gibt es noch andere tierische Vertreter, die gerne feixen. „Wir wissen zwar nicht mit Bestimmtheit, ob Tiere über Humor verfügen. Aber wenn wir Lachen als Ausdruck von Lust und Lebensfreude interpretieren, gibt es mit Sicherheit Tiere, die zu dieser Gefühlsregung in der Lage sind“, so Ludwig.

Ratten gehören nicht nur zu den sozialsten und intelligentesten Tieren, sie sind auch ausgesprochen empfindsam. Wenn man sie kitzelt, stoßen sie in schneller Folge hohe Pfeiftöne aus, die mit einer Tonfrequenz von 55 Kilohertz im Ultraschallbereich und damit außerhalb des menschlichen Hörbereichs liegen. In Experimenten liefen die vergnügten Nager den kitzelnden Menschen innerhalb von kurzer Zeit hinterher, was darauf schließen lässt, dass sie das Streicheln als angenehm und wohlig empfanden.

Bisons schlittern freudig übers Eis

Amerikanische Bisons scheinen manchmal vor Vergnügen zu lachen. Es macht ihnen unglaublich viel Spaß auf zugefrorenen Eisflächen zu schlittern. Ihrem lautstarken „GwaaaH“ verdanken sie ihrem Beinamen „Laughing Buffalo“ (lachender Büffel). Auch die Kaskaden von Schnatter- und Quietschtönen, die Delfine abgeben, wenn sie zur Belohnung eine Fisch erhalten, deuten Forscher als ein Ausdruck von Freude.

Allerdings sollte man nicht allzu viel Menschliches in tierische Verhaltensweisen hineininterpretieren. „Wo Lachen drauf steht, ist nicht überall Lachen drin“, gibt der Biologe zu bedenken. Der Name Lachmöwe deutet nicht auf einen ausgeprägten Humor dieser Vögel hin, sondern auf ihren bevorzugten Lebensraum – verschilfte Seen, Tümpel und Wasserlachen. Das hysterische Kichern afrikanischer Tüpfelhyänen erinnert zwar an menschliches Lachen, doch dienen diese Laute mit unterschiedlicher Frequenz und Tonhöhe der Kommunikation. „Hyänen kichern nicht aus Vergnügen, sondern wenn sie nervös sind oder sich bedrängt fühlen.“

„Mir geht’s gut. Ich bin gut drauf“

Der Verhaltensforscher Konrad Lorenz (1903-1989) hat zweifelsfrei nachgewiesen, dass Tiere Gefühle haben und so etwas wie Trauer und Freude empfinden können. „Wir wissen nur nicht, welche Qualität diese Gefühle haben“, betont Ludwig. „Aber auch wenn Tiere keinen Humor im menschlichen Sinne besitzen, teilen sie uns durch ihr Lachen mit: Mir geht’s gut. Ich bin gut drauf.“