Die IHK um den Leiter des Netzwerks Stadt Stuttgart, Jürgen Leinwand (3.v.r.), möchte gemeinsam mit Einzelhändlern etwas für die Innenstadt tun. Foto: Torsten Ströbele

Die untere Königstraße soll attraktiver werden. Während es im Rathaus noch an Vorschlägen mangelt, haben Einzelhändler eine Initiative gestartet.

Dass die untere Königstraße dringend aufgewertet werden muss, steht außer Frage. Zu viel Müll, zu wenig attraktive öffentliche Flächen und zu viele Menschen, die dort betteln und nächtigen. Einzelhändler sprechen von Leuten, die „vor den Läden hausen“. Nun soll Ende 2026 der neue Stuttgarter Bahnhof in Betrieb gehen. Das wird für viel Aufsehen in der Landeshauptstadt sorgen. Aber ob sich das Eingangstor zur Innenstadt bis dahin in einem anderen Licht zeigt, ist weiterhin unklar. Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) sprach am Freitag im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen des Gemeinderats von „einer höchst unglücklichen Übergangssituation“. Vieles sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht umsetzbar. Die LBBW Immobilien saniere noch die Gebäude Königstraße 1 bis 3. Erst nach Fertigstellung 2028 könne man sich beispielsweise um eine nachhaltige Lösung für den Arnulf-Klett-Platz kümmern. Bis dahin könne man maximal „Pflästerle anbringen“.

 

„Pflästerle“ sind nicht genug

Damit will man sich an vielen Stellen in der Stadt allerdings nicht zufrieden geben. Stadträtin Nicole Porsch (CDU) verwies beispielsweise auf die anstehenden Haushaltsberatungen und dass dort die Weichen gestellt werden könnten beziehungsweise müssten. City-Initiative, Stuttgart-Marketing GmbH und auch Anrainer an der unteren Königstraße arbeiten schon seit Wochen und Monaten an Ideen, wie man die Aufenthaltsqualität dort steigern kann. „Zusammen wollen wir mit fortschrittlichen Ideen die untere Königstraße wieder zu einem Ort machen, an dem sich alle Menschen gerne aufhalten. Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir dieses Ziel erreichen und somit die ganze Innenstadt weiter voranbringen“, sagte Citymanager Holger Siegle im Rahmen des jüngsten City-Dialogs im Stuttgarter Rathaus. Deutlich sei der Wunsch nach einer umfassenden Neugestaltung der unteren Königstraße geäußert worden, ergänzte der OB nach der Veranstaltung – insbesondere mit Blick auf grüne (bepflanzte) und blaue (wasserbezogene) Elemente. Für den nächsten City-Dialog am 10. November kündigte Nopper an, Fachleute aus der Stadtplanung einzuladen, um zu diskutieren und planerische Optionen aufzuzeigen.

Das Foto ist zwar schon etwas älter, den noch sind die Hinterlassenschaften der Gäste in der Stuttgarter Innenstadt auch heute noch ein Problem. Foto: Archiv Michael Steinert

Auch der IHK Region Stuttgart liegt die untere Königstraße am Herzen. Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre: „Zu viel Müll und zu wenig Flair? Das darf nicht der erste Eindruck sein, den Gäste, Fachkräfte und potenzielle Investoren von unserer Stadt mitnehmen.“ Deshalb handeln jetzt die Unternehmen vor Ort. Unter dem Titel „Saubere Königstraße“ haben sich mehrere Betriebe aus Gastronomie und Handel zusammengeschlossen, um Verantwortung zu übernehmen. Das Ziel: Müll reduzieren, Stadtbild verbessern und Vorbild sein. Mit dabei ist unter anderem das asiatische Restaurant Min Min. „Wir wollen nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung“, sagt Geschäftsführer Huong Tien Do. Und Geschäftsführerin Zerin Celik von Giulia Pizza and (A)More ergänzt: „Unsere Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.“ Auch Rewe, der Bäcker Katz, die Eisdiele Santin, der Dönerladen Ützel Brützel sowie die Fast-Food-Ketten MC Donalds und Burger King sind dabei.

Einzelhändler nehmen Geld in die Hand

Rund 1000 Euro pro Monat investieren die Unternehmen in eine private Reinigungsfirma, die täglich zwei bis zweieinhalb Stunden auf der unteren Königstraße unterwegs ist – in enger Absprache mit dem Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), der Montag bis Freitag dreimal pro Tag sowie samstags und sonntags je zweimal pro Tag reinigt. Trotz großer Bemühen des AWS gibt es noch genug für die private Initiative zu tun. Es gab schon Tage, da kamen acht Müllsäcke während einer Schicht zusammen.

Den Impuls für das Projekt hat die IHK Region Stuttgart geliefert. Schon seit Längerem arbeitet sie daran, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt durch neue Partnerschaften zu stärken. „Wir freuen uns, dass unsere Gespräche Wirkung zeigen“, sagt Jürgen Leinwand, Leiter des Netzwerks Stadt Stuttgart bei der IHK.

Auch der Wirtschaftsförderer der Stadt Stuttgart, Torsten von Appen, lobt die Initiative „Saubere Königstraße“: „Das ist ein starkes Signal der Standortverbundenheit, das zeigt, wie wichtig den Beteiligten die Qualität unserer Innenstadt ist. Denn: Unsere Innenstadt ist unser gemeinsames Wohnzimmer – wie sauber und sicher es dort ist, geht uns alle an und sollte uns alle interessieren. Das sind genau die Impulse, die uns weiterbringen.“