König Felipe VI. spricht mit einem jungen Mann. Foto: dpa/Rober Solsona

Bei ihrem Besuch in der Katastrophenregion bei Valencia bewahren Felipe VI. und Letizia Haltung in Zeiten des Chaos und beweisen doch ihr Mitgefühl.

Das Gesicht von Königin Letizia, schlammverschmiert, zeigte Schmerz und Mitgefühl und Verzweiflung. Es war das Gesicht Spaniens. Seit einer Woche sehen die Spanier die Bilder aus den Katastrophengebieten rund um Valencia, die Menschen vor den Bildschirmen empfinden Schmerz und Mitgefühl und Verzweiflung. Und dazu Wut. Die erlebte Letizia am Sonntag in Paiporta, der Valencianer Vorstadt, die mehr als 60 Tote beklagt. Demonstranten, empörte Bewohner und dazu ein organisierter rechtsradikaler Mob brüllten „Mörder!“ und andere Unfreundlichkeiten. Irgendwann war es zu viel für die Königin. Sie brach in Tränen aus und umarmte eine der Frauen, die eben noch ihren Zorn herausgeschrien hatte.

 

Die Könige kamen, begleitet vom spanischen Regierungschef und dem valencianischen Regionalpräsidenten, um mit eigenen Augen zu sehen, was geschehen ist, und um den Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein sind. Der spanische König Felipe VI. ist der oberste Repräsentant seines Landes. Was er und seine Frau Letizia tun, tun sie im Namen aller Spanier. Das kann heilsame Wirkung haben, so wie vor 20 Jahren, als Felipes Vater Juan Carlos und seine Familie – darunter der damalige Kronprinz Felipe und seine Braut Letizia – bei der Trauerfeier für die 192 Todesopfer der islamistischen Terroranschläge auf vier Madrider Vorortzüge am 11. März 2004 sämtliche Trauergäste umarmten. Mit ihrer Umarmung gaben sie die Herzenswärme eines ganzen Landes weiter. Am Sonntag in Paiporta empfing die Könige nicht stummer Dank, sondern laute Wut. Die Leibwächter hätten das Königspaar gerne in Sicherheit gebracht. Aber Felipe VI. schob sogar den Regenschirm beiseite, der ihn vor Schlammattacken schützen sollte. Er ging auf eine Gruppe junger Männer zu und sprach mit ihnen. Letizia hielt eine Studentin im Arm, die eben noch anklagend gerufen hatte: „Hier gibt es Tote!“, und fragte sie nach ihrem Namen und tröstete sie.

Eine der wenigen sichtbar bewundernswerten Leistungen

Wie König und Königin in Paiporta Haltung bewahrten, wie sie ihre Aufgabe bewältigten, Mitgefühl und Sorge eines ganzen Landes an diesen Ort der Verzweiflung zu bringen, gehört zu den wenigen sichtbar bewundernswerten Leistungen der staatlichen Institutionen in dieser Katastrophenwoche. Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Soldaten tun ihre Arbeit bis zur Erschöpfung, aber es sind immer zu wenige, immer schlecht organisiert von einer kopflosen politischen und administrativen Führung.

Eine gute Nachricht brachte am Montag der staatliche meteorologische Dienst: Das Unwetter, das mit tödlicher Wucht begann und sich danach, abgeschwächt, in andere Regionen bewegte, ist zu Ende. Das Desaster, das es hinterlassen hat, noch lange nicht.