Nachdem „Girl with Balloon“ versteigert war, zerstörte sich das Bild vor Ort selbst, indem der untere Teil durch einen im Rahmen verborgenen Schredder in Streifen geschnitten wurde. Foto: Mystery of Banksy/Cofo Entertainment

Rund 150 Werke des weltberühmten Street-Art-Künstlers wurden für eine Ausstellung reproduziert. Ab dem 4. Mai ist sie in den Königsbau-Passagen zu sehen.

Er ist wohl der bekannteste Unbekannte der Kunstszene: der britische Graffiti- und Street-Art-Künstler Banksy. Seine Identität ist bis heute ein Geheimnis, aber seine Arbeiten machen seit Jahren Furore. Vom 4. Mai an ist die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ auf rund 2000 Quadratmeter im ersten Obergeschoss in den Königsbau-Passagen zu Gast. Mehr als 150 Werke des Künstlers wurden für diese Sonderschau reproduziert und zusammengetragen. „Wir wollen Kunst zum Erlebnis machen“, betont der Ausstellungsmacher Oliver Forster von Cofo Entertainment. „Banksy ist in erster Linie ein Straßenkünstler, der für seine Graffiti bekannt ist, die er auf der ganzen Welt verteilt hat.“ Daneben habe er ziemlich früh angefangen, immer wieder original signierte Kunstwerke und Drucke in limitierter Auflage zu verkaufen. Die meisten davon befinden sich in Privatbesitz und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. „Einen Original-Banksy bestaunen zu können, ist eine absolute Seltenheit. Wir versuchen anhand originalgetreuer Reproduktionen die besten und eindrucksvollsten Motive an einem Ort erlebbar zu machen.“

Bild hat sich selbst geschreddert

Auf der einen Seite sind das Banksys Straßenbilder: Er sprayt verstörende Bilder und Texte immer wieder unvermittelt an Fassaden, U-Bahnen, öffentliche Plätze, Flächen und Gegenstände. Auf der anderen Seite stehen seine verkäuflichen Werke, die Millionenumsätze erzielen. Spektakulär und aufsehenerregend war 2018 die Versteigerung eines seiner bekanntesten Werke „Girl with Balloon“: Kurz nach dem Zuschlag bei der Auktion von Sotheby’s in London zerstörte sich das Bild vor Ort selbst, indem der untere Teil durch einen im Rahmen verborgenen Schredder in Streifen geschnitten wurde. Davor war das Original für umgerechnet 1,2 Millionen Euro versteigert worden.

2019 landete das aus dem Jahr 2009 stammende Ölgemälde „Devolved Parliament“, auf dem das britische Parlament von Affen bevölkert wird, wiederum bei Sotheby’s in London und erzielte eine Rekordsumme von 11,1 Millionen Euro. Ein Triptychon zur Flüchtlingskrise mit dem Titel „Mediterranean Sea View 2017“ brachte 2020 immerhin umgerechnet 2,4 Millionen Euro. Das Geld spendete der Künstler an ein Krankenhaus in Palästina. Einen neuen Rekord stellte Banksy im März 2021 auf: Sein Bild „Game Changer“, das er im Mai 2020 heimlich im Flur eines Krankenhauses in Southampton aufgehängt hatte und dem Krankenhauspersonal widmete mit den Worten „Danke für all das, was ihr tut“, kam beim Auktionshaus Christie’s unter den Hammer und erzielte einen Preis von knapp 20 Millionen Euro. Der Erlös sollte, wie von Banksy ausdrücklich gewünscht, dem gesamten britischen Gesundheitsdienst NHS zugutekommen. Das Bild zeigt einen kleinen Jungen, der seine Superhelden-Figuren Batman und Spider-Man in den Müll geworfen hat und nun mit einer neuen Lieblingsfigur spielt – einer Krankenschwester mit Mundschutz und Umhang.

Über 20 Millionen Euro für ein Bild

Seinen eigenen Rekord brach Banksy zuletzt im Oktober 2021. Rund 21,6 Millionen Euro brachte das erneut versteigerte „Love is in the Bin“ – also das geschredderte „Girl with Balloon“. Während die Originale im Moment nicht alle öffentlich zugänglich sind, können in „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ die eindrucksvollen Reproduktionen bestaunt werden. Sie zeigen einen umfassenden Überblick und Einblick in das Gesamtwerk des Künstlers, der die Ausstellung übrigens nicht autorisiert hat. Falls es in seinem Sinne gewesen wäre, die Sonderschau zu verhindern, hätte er seinen anonymen Status aufgeben müssen. Seit der Weltpremiere im März 2021 in München haben inzwischen mehr als 1,4 Millionen Besucher die Ausstellung über Banksy gesehen.

Banksy hat die Ausstellung nicht abgesegnet

Kuratorin ist Virginia Jean: „Banksy spricht mit seinen Schöpfungen signifikante Wahrheiten und Probleme in unserer Welt an, vor welchen wir nur allzu gerne die Augen verschließen. Die Ausstellung ist ein Muss für jeden, der sich gerne mit Kunst, Politik, allgemeinem Weltgeschehen und vor allem sich selbst auseinandersetzt und einen Sinn für bitter-süße Ironie hat.“

Tickets für die Ausstellung in Stuttgart gibt es unter www.mystery-banksy.com. Im Preis inbegriffen ist eine Multimedia-Führung, die die Besucher auf ihren Smartphones abrufen können. Cofo Entertainment zeichnet unter anderem auch für die Ausstellung „Van Gogh – The Immersive Experience“ verantwortlich.