Der Elektronikmarkt Saturn im Königsbau in Stuttgart heißt jetzt Mediamarkt. Doch was ist der Grund für die Kehrtwende nach knapp 20 Jahren?
Weiß-rote Ballons am Eingang machen klar: Nach 20 Jahren ist Schluss mit der Marke Saturn. Die blauen Banner sind abgehängt. Die orangefarbene Leuchtreklame mit dem Planeten-Schriftzug wurde ausgetauscht. Der Elektronikmarkt im Königsbau in Stuttgart heißt jetzt Mediamarkt. Doch was steckt hinter dem Markenwechsel?
Der Elektronikmarkt Saturn war 2006 mit anderen Geschäften in die Einkaufspassage auf der Königstraße eingezogen. Seither werden dort Kaffeemaschinen, Fernseher, Drucker und Laptops verkauft. Seit April sind die Regale allerdings nicht mehr mit Saturn-Stickern beschriftet, sondern mit dem Mediamarkt-Logo. Die beiden Märkte gehören zum selben Konzern. Doch noch immer gibt es Märkte unter beiden Logos – in mehr als 1000 Filialen in elf europäischen Ländern.
Es zeichnet sich jedoch ab, dass Saturn den Kürzeren zieht. Mediamarkt scheint den Markenkampf zu gewinnen – und damit womöglich die Marke Saturn zu verdrängen. Denn die Anzahl der Saturn-Filialen schrumpft immer weiter. Von einst knapp 200 Märkten in Deutschland gibt es mittlerweile nur rund 90. Allein in den vergangenen zwei Jahren sind mehr als 30 Saturn-Filialen in Mediamärkte umgetauft worden – darunter auch das Geschäft im Königsbau.
Marktanalysen offenbar der Grund für den Umbau
Auf Anfrage unserer Redaktion teilt eine Sprecherin der MediaMarktSaturn Retail Group mit: „Es ist zutreffend, dass wir einige Saturn-Märkte im Zuge der Modernisierung als Mediamarkt wiedereröffnet haben und auch noch wiedereröffnen werden.“ Grundlage dafür seien die Ergebnisse von Marktanalysen. „Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten setzen wir an einzelnen Standorten verstärkt auf die Marke Mediamarkt.“ Zur Frage, ob das Planetenlogo von Saturn auf lange Frist eingestampft werden soll, äußert sich der Konzern nicht. Auch zu den Umbaukosten will das Unternehmen nichts sagen.
Der Elektromarkt hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgezogen. Von einst drei Stockwerken hat sich Saturn um 2000 Quadratmeter verkleinert und auf die Verkaufsfläche im ersten Stock komplett verzichtet. Dort war unter anderem die Ausstellung „Körperwelten“ zu sehen. Mittlerweile sind dort der Trend-Discounter Action und der asiatische Supermarkt Go Asia eingezogen.
Das Center-Management sieht den Umbau gelassen. „Die Veränderung an sich beunruhigt uns nicht“, sagt Managerin Marielena Maltzan. Der Umbau stehe für die Weiterentwicklung, „die ein innerstädtisches Center braucht, um attraktiv und wettbewerbsfähig zu bleiben“. Der Markenwechsel sei schon lange geplant gewesen. „Wir begrüßen diese Neupositionierung“, sagt Maltzan.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Filiale in der Königstraße soll der Neustart allerdings keine Folgen haben. „Alle bisherigen Marktmitarbeitenden sind auch weiterhin im neuen Markt angestellt“, teilt die Sprecherin mit. Die Kundinnen und Kunden müssen sich dennoch umstellen: Denn die Saturn-Kundenkarte funktioniert nicht mehr am Kassenscanner. Die Karte könne nur in Saturn-Märkten eingelöst werden, sagt die Sprecherin. Die Kunden müssten auf die Märkte in anderen Städten wie Leonberg oder Ludwigsburg ausweichen.
Saturn-Kundenkarte vor Ort nicht mehr gültig
Auf Reparaturen und Garantiefälle hat die Umstellung keinen Einfluss. Wer einen Computer in der Werkstatt abgegeben hat oder eine kaputte Zahnbürste während der Gewährleistungszeit umtauschen will, der kann das auch im neuen MediaMarkt erledigen – auch wenn die Ware im früheren Saturn gekauft wurde.
Bei den Treuepunkten gibt es bald keine Trennlinie mehr. Wer Punkte sammelt, kann den Bonus vom 11. Juni an in beiden Märkten einlösen. Das teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Die beiden Apps MySaturn und MyMediaMarkt werden verschmolzen. Bisher gesammelte Treuepunkte sollen übernommen werden.