Derzeit richtig stark in der Loipe: Eric Frenzel ist in diesem Winter eine Klasse für sich, bei den Olympischen Spielen in Sotschi peilt der Familienvater die Goldmedaille an. Foto: Getty Images Europe

Eric Frenzel ist der König der Kombinierer. Das hat er nicht nur hartem Training, sondern auch seiner Partnerin Laura und Sohn Philipp zu verdanken. Der Sechsjährige ist Frenzels größter Fan.

Eric Frenzel ist der König der Kombinierer. Das hat er nicht nur hartem Training, sondern auch seiner Partnerin Laura und Sohn Philipp zu verdanken. Der Sechsjährige ist Frenzels größter Fan.

Lillehammer - Philipp Frenzel hat derzeit ziemlich viel Spaß vor dem Fernseher. Kaum hat der Olympia-Winter für die Nordischen Kombinierer begonnen, schon hat sein Papa Eric in bislang drei Einzel-Weltcups zwei Siege auf dem Konto. Am vergangenen Sonntag war Frenzel in Lillehammer so überlegen, dass er die letzte Langlauf-Runde im eher gemächlichen Tempo absolvieren und den Triumph mit einem kleinen Sprung über die Ziellinie feiern konnte. „Ich musste das gelbe Trikot für einen Tag abgeben, aber ich hab es mir ja relativ schnell zurückgeholt. Top“, sagte Eric Frenzel danach mit einem breiten Grinsen.

Über alle Wintersportarten hinweg ist Frenzel im deutschen Team die Goldbank Nummer eins für die Olympischen Winterspiele in Sotschi, die in nicht einmal zwei Monaten beginnen (7. bis 23. Februar 2014). Im vergangenen Winter hat er bereits WM-Gold und den Gesamtweltcup gewonnen – und sein größter Fan war jeweils live dabei. „Papa Nr. 1“ war zum Beispiel auf dem Plakat zu lesen, mit dem der Sechsjährige im März beim Weltcup-Finale in Oslo stolz durch den Zielraum in Oslo spazierte. Eric Frenzel war es wichtig, diesen großen Erfolg gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Partnerin Laura zu feiern. Die beiden haben schließlich einen großen Anteil daran, dass aus ihm der momentan weltbeste Nordische Kombinierer geworden ist.

Abseits des Sports gibt es mindestens genauso wichtige Dinge im Leben

„Meine kleine Familie macht mich stark“, erzählt Frenzel: „Ich verbringe so viele glückliche und intensive Stunden wie möglich mit der Familie.“ Daheim, das ist für Eric Frenzel und seine Liebsten jetzt das beschauliche Flossenbürg in der Oberpfalz, wo die drei in der Heimat von Laura ein Holzhäuschen gebaut haben. „Er hat seine Mitte gefunden. Er ist ehrgeizig, aber nicht verbissen. Cool, aber nicht arrogant. Und hat im entscheidenden Moment die nötige Gelassenheit“, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Das hängt auch damit zusammen, dass Frenzel sehr früh in seiner Karriere begriffen hat, dass es abseits des Sports mindestens genauso wichtige Dinge im Leben gibt. Er wurde schon mit 18 Jahren Vater, seine Freundin war damals erst 15. „Natürlich musste ich erst mit der Situation klarkommen. So habe ich aber früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, erzählt Frenzel. Eric und seine Laura haben diese schwierige Situation zusammen durchgestanden. Auch dank ihrer Eltern, die den Spagat zwischen Familie und Sport seit Jahren erst möglich machen.

Im Herbst hat der gerade erst 25 Jahre alt gewordene Mann auch noch ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Hochschule in Mittweida begonnen. Der Studienplan ist nach dem Jahrestrainingsplan exklusiv für den Kombinierer entwickelt worden, mit den Dozenten wird vor allem über eine Lernplattform kommuniziert. Allerdings ist eins für ihn klar: „Olympia steht für mich ganz klar im Vordergrund.“ Schließlich will der Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger der vergangenen Saison auch in Sotschi am liebsten ganz oben stehen.

Das ist sein klares Ziel, aber er weiß auch genau, dass „Gold nicht mit Reden gemacht wird“. Deshalb hat er den Trainingsumfang im Langlaufbereich noch einmal um rund 1000 auf 6000 Kilometer erhöht. „Das ist ziemlich viel für einen Kombinierer, aber ich habe es ganz gut verkraftet“, sagt er.

Trotz Erfolge äußerst beliebt in Gruppe

Wie gut, das hat der Weltcup-Auftakt überzeugend bewiesen – auch wenn Eric Frenzel seine Bestform eigentlich erst in Sotschi erreichen soll.

„Ich denke, dass wir noch länger etwas von ihm haben werden“, sagt Hermann Weinbuch. Diese Aussage gilt in Sachen Medaillen genauso wie für seine Bedeutung für das deutsche Kombinierer-Team. Trotz seiner außergewöhnlichen Erfolge ist er nämlich – im Gegensatz zu dem in seiner aktiven Zeit zum Einzelgänger gewordenen Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger Ronny Ackermann – überaus beliebt in der Gruppe.

Das hängt auch damit zusammen, dass „Eric nie meint, dass er der Größte ist“ (Bundestrainer Weinbuch). Das passt zu seinem Lebensmotto: „Wenn du denkst, dass du etwas bist, hast du aufgehört, etwas zu werden.“ Eric Frenzel ist trotz der Erfolgsserie, die mit dem ersten WM-Triumph vor knapp drei Jahren ebenfalls in Oslo begann, auf dem Boden geblieben. Und er kann auch seine Bedeutung für die Öffentlichkeit richtig einschätzen: „Daheim kennen mich die Leute natürlich. Aber in Berlin wird mich auf der Straße wahrscheinlich niemand erkennen“, sagt er.

Das könnte sich mit einer Olympiagoldmedaille durchaus ändern. Aber am wichtigsten ist Eric Frenzel ohnehin, dass ihn sein Sohn als „Papa Nr. 1“ feiert. Philipp wird mit Mama Laura in Sotschi natürlich live dabei sein – und nicht nur vor dem heimischen Fernseher jubeln.