Foto: Caro

In unserer Serie "Besuch im Zoo" stellen wir sehenswerte Tierparks vor. Heute: der Kölner Zoo.

Hier lausen sich die Affen. In aller Seelenruhe, gänzlich unberührt von den Menschentrauben, die sich um den roten Felsen im Kölner Zoo versammelt haben. 150 Paviane leben darauf. Der Pavianfelsen gehört schon seit fast hundert Jahren zu dem Tierpark mitten in der Stadt. Der Kölner Zoo ist einer der ältesten in Deutschland, gegründet 1860, im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört und heute viermal so groß wie zu Anfangszeiten. So sind auch tierische Behausungen aus allen Epochen deutscher Zoogeschichte zu sehen: etwa das Nashornhaus im maurischen Stil aus der Gründungszeit, das Südamerikahaus aus dem 19. Jahrhundert, das gerade umgebaut wird und einer russischen Kirche zum Verwechseln ähnlich sieht, die Pinguinanlage aus Sichtbeton, die für die 60er Jahre steht, oder das verspielte Eulenkloster. In dem nachempfundenen Kreuzgang einer Klosterruine kommen die Käuze und Waldohrreulen besonders gut zur Geltung. Die Ställe der Bisons sehen dagegen aus wie Blockhütten aus dem Wilden Westen.

Die jüngste Errungenschaft des Kölner Zoos ist der zwei Hektar große Auslauf für eine Herde asiatischer Elefanten, die fürsich leben und deren Kontakt mit den Tierpflegern sich auf das Notwendigste beschränkt. Beobachten kann man die Tiere von verschiedenen Aussichtsplattformen rund um das Gelände. So sind die Elefanten nur aus größerer Entfernung zu betrachten, dafür ist aber jedes Tier auf Schildern mit Foto und besonderen Merkmalen ("eingerolltes Ohr", "lange Beine") charakterisiert.

Bekannt war und ist der Zoo durch seine Affen. Im Madagaskahaus leben Varis, Bambuslemuren und andere Halbaffen, die ihre Häuser durch Gittergänge verlassen können und dann in futuristisch anmutenden Käfigkugeln im Freien zu betrachten sind. Innen drin verbreiten Holzschnipsel und ein paar Grünpflanzen einen Hauch von Tropenatmosphäre. Was nur ein kleiner Vorgeschmack darauf ist, was die Besucher im Urwaldhaus für Menschenaffen erwartet. Die Orang- Utans, die Bonobos und Flachlandgorillas leben in Schaukästen, die durch üppiges Grün zu einer optischen Einheit verbunden sind. Der Gang durch die Anlage wird von einem permanenten Zwitschern begleitet, wer genau hinschaut, entdeckt die Vögel zwischen den wuchernden Pflanzen. Natürlich sind wir nicht im Urwald, aber wer länger in der großen Halle verweilt, um unsere nächsten tierischen Verwandten zu betrachten, kann sich in dieser inszenierten Landschaft leicht in andere Breitengrade imaginieren.

Was erst recht im Regenwaldhaus gelingt – zumindest an besucherschwachen Tagen. In dieser 2000 Quadratmeter großen, beeindruckenden Halle durchläuft man einen nachgebauten südostasiatischen Regenwald auf drei Ebenen. Vorbei an einem Wasserfall, an frei lebenden Vögeln und Schildkröten hinauf zu den Gehegen von Gibbons, Baumkängurus und Kakadus. Der Gang durch die verschiedenen Etagen zeigt so immer wieder neue Ein- und Durchblicke auf die Baumkronen, Schlingpflanzen, Vögel und Reptilien. Texttafeln fordern die Besucher dazu auf, nicht nur an Flora und Fauna vorbeizuschlendern, sondern genau hinzuschauen und etwa eine bestimmt Palmenart im Dickicht zu entdecken.

Überhaupt sind Schrifttafeln im Kölner Zoo nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam und mit pfiffigen Schlagzeilen getextet. "Das Wandern ist des Otters Frust" steht etwa auf dem Schild vor dem Gehege der Tiere in großen Buchstaben geschrieben. Und dann erfährt man im Kleingedruckten, dass die Fischjäger des Nachts bis zu 20 Kilometer unterwegs sind, durch die Zerstückelung ihrer Lebensräume dabei aber oft Opfer des Straßenverkehrs werden. Dass Erdmännchen nicht nur putzig aussehende Raubtiere sind, sondern auch als durchorganisierter Sozialverband mit Wächtern und Babysittern leben, kann man in dem weitläufigen Sandkasten der Tiere gut beobachten. Auf den Punkt gebracht ist es auf der Texttafel durch die Formel "Einer für alle".