Die Polizisten drängen die rechten Demonstranten zurück. Es werden auch Wasserwerfer eingesetzt. Foto: dpa

Die Silvesternacht hatte für viel Zündstoff gesorgt. Doch die befürchtete Randale bei der Demonstration von Rechtsradikalen am Samstag in Köln findet nicht statt. Die Polizei setzt das Gewaltmonopol des Staats durch.

Köln - Diesmal gab die Polizei das Heft nicht aus der Hand: Schon am Samstagmorgen brachten sich die Sicherheitskräfte in Hundertschaften um den Breslauer Platz am Kölner Hauptbahnhof rechtzeitig in Stellung. Nicht noch einmal in Machtlosigkeit erstarren wie bei der legendären Hogesa-Randale von Hooligans und Rechtsradikalen vor mehr als einem Jahr und schon gar nicht wie jüngst in jener Silvesternacht, als Frauen massiv durch einen Mob von Männern sexuell bedrängt und bestohlen wurden - und Sicherheitskräfte ohnmächtig zuschauten.

„Wir wollen uns unbeschwert bewegen bei Tag und bei Nacht“, heißt es auf einem Plakat von Frauen, die sich um Punkt 12 zunächst auf der Domplatte versammeln. „Sexuelle Gewalt wird zu schwach geahndet“, schimpft eine 50-Jährige, die aus Düsseldorf nach Köln gekommen ist. Kurzfristig hatten Frauenaktivistinnen um die Gruppe Femen zu einem sogenannten Flash Mob am Dom aufgerufen. Und immer wieder ist zu hören: „Nein heißt nein, das ist unser Gesetz!“

Dass nun auch Asylsuchende für die Übergriffe in der Silvesternacht als Täter infrage kommen, hat den Rechtsradikalen bei ihrem Auftritt in Köln Munition geliefert, ihre ausländer- und islamfeindlichen Parolen auf die Straße zu tragen. Auf dem Breslauer Platz hinter dem Hauptbahnhof herrscht von Anfang an eine angespannte Stimmung, die ein Polizeisprecher später als „aufgeheizt und aggressiv“ beschreibt. „Abschieben“ wird gerufen und der Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) und der neuen Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) gefordert.

Die Polizei trennt die verfeindeten Lager konsequent

Die Polizei bleibt Herr der Lage, außer kleinerem Gerangel ist zunächst alles ruhig. Als die zum Teil vermummten und schwarz gekleideten Anhänger um Pegida und der Partei Pro NRW, die zu der Kundgebung aufgerufen hatten, auf dem Kölner Bahnhof ankommen, ertönen Nazi-Raus-Rufe. Nach dem Motto „nur nichts dem Zufall überlassen“ hält die Polizei die Gruppen auf Abstand: Ein Meer von weißen Helmen trennt Demonstranten und das Bündnis von verschiedenen Kölner Gruppen, die zu einer Gegendemonstration aufgerufen hatten.

Doch dann fliegen plötzlich Flaschen, Böller und Steine seitens der rechten Demonstranten, unter denen viele Hooligans sind. Passanten und Polizeikräfte werden getroffen. Wasserwerfer und Tränengas kommen zum Einsatz. Die rechtsradikalen Demonstranten werden durch das massive Polizeiaufgebot - 1700 Beamte sind an dem Tag um den Kölner Bahnhof zusammengezogen - zurückgedrängt. Die Polizei löst die Veranstaltung kurzerhand auf. Obwohl viele Demonstranten abziehen und mit Zügen wieder ihren Heimweg antreten, halten einzelne Scharmützel bis in die Abendstunden an.