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Ein 20-jähriger Politikstudent aus Tübingen hat die Medien auf Köhlers Äußerungen gestoßen.

Tübingen - Ein 20-jähriger Politikstudent aus Tübingen und weitere Internet-Blogger dürften einen gehörigen Anteil am Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler haben. Jonas Schaible hatte mit Erstaunen Köhlers umstrittene Äußerungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan gelesen und sich dann noch mehr gewundert, dass dies in den Nachrichten nicht aufgegriffen wurde. Deshalb trat er per Mail an überregionale Medien und über den Kurznachrichtendienst Twitter eine gewaltige Welle los, deren Auswirkungen niemand erahnen konnte.

 

"Ich hatte weniger die Intention, die Medien darauf hinzuweisen, sondern es ging mir darum, herauszufinden, warum da nichts geschrieben wurde. Einige Medien hatten es einfach nicht mitbekommen", sagte der Student der Politik- und Medienwissenschaften. Behauptungen, er habe den Bundespräsidenten "gestürzt", wies Schaible zurück. "Ich habe im "Bildblog" von Horst Köhlers Interview im Deutschlandradio Kultur gelesen und auch in anderen Blogs stand es bereits. Ich war nicht der Erste." Allerdings kann sich Schaible damit rühmen, die Aufmerksamkeit der großen Medien auf das Thema gelenkt zu haben.

Köhlers Äußerungen zum Auslandseinsatz hätten ihn hellhörig gemacht. "Er meinte, für das Ziel, den Handel zu sichern, sei das Mittel ein Militäreinsatz. Das schien mir vom Grundgesetz nicht gedeckt." Die Bundeswehr dürfe nur zur Verteidigung oder in internationaler Kooperation eingesetzt werden. "Für einen Bundespräsidenten schien mir das eine sehr brisante Aussage zu sein." Köhler sagte in seiner Rücktrittserklärung am Dienstag, er bedauere, dass "meine Äußerungen in einer für unsere Nation wichtigen und schwierigen Frage zu Missverständnissen führen konnten".