Illustratorin Katharina Bretsch mit ihrem veganen Kochbuch - in unserer Bildergalerie gibt es einige leckere Beispiele. Klicken Sie sich durch. Foto: Peter Petsch

Vegan ist mehr als bloß ein Trend, glaubt Katharina Bretsch. Und sie muss es wissen. Die Illustratorin hat vegane Rezepte ausprobiert, zusammengefasst und mit hübschen Bildern illustriert.

Vegan ist mehr als bloß ein Trend, glaubt Katharina Bretsch. Und sie muss es wissen. Die Illustratorin hat vegane Rezepte ausprobiert, zusammengefasst und mit hübschen Bildern illustriert.

Stuttgart - Hier noch eine Melone auf den Teller, da klingelt der Eierkocher, der Mixer rattert. Es ist Frühstückszeit im Café Stella in der Hauptstätter Straße. Katharina Bretsch (32) ist hinter der Theke – und in ihrem Element. Sie ist eine von drei Köchinnen, zuständig für vieles und als Veganerin vor allem für die vegetarischen und veganen Gerichte in einem der ältesten Cafés der Stadt.

„Seit Ewigkeiten arbeite ich hier“, sagt sie und schaut knitz hinter der charmanten Retro-Brille hervor, „seit ich angefangen habe zu studieren.“ Das war 2005. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Kunstakademie Stuttgart. Denn neben dem Kochen hat Katharina Bretsch noch eine weitere Leidenschaft: das Zeichnen. Als es dann an den Abschluss ging, war ihr schnell klar, dass sie etwas machen wollte, „was mich selbst ein halbes Jahr unterhält“, sagt sie und weiter: „Ich habe versucht, so viel Sinn und Spaß wie möglich in mein Abschlussprojekt zu packen.“

Ihre Idee: ein Kochbuch. Aber: „ Es war wichtig, etwas anderes und Neues zu machen, das auch in Zeiten von Chefkoch.de funktioniert“, so Bretsch. Das Ergebnis gibt es inzwischen in jedem gut sortierten Buchhandel. Es heißt „Kochen ohne Tiere – vegan genießen“, ist im Christian-Verlag erschienen – und ist ein veganes, witzig und hübsch illustriertes sowie bebildertes Kochbuch. Es war im Erscheinungsjahr 2012 noch eines von wenigen seiner Art. In der Zwischenzeit gibt es viele auf dem Markt.

Vegan ist derzeit angesagt. Es gibt immer mehr Restaurants und Lebensmittelläden in der Stadt. Am Pfingstsonntag findet der „Vegan Street Day“ in Stuttgart statt. Doch Katharina Bretsch hält die Ernährung, die auf tierische Produkte verzichtet, für mehr als nur einen Trend. „Die Offenheit ist groß“, sagt Bretsch. „Vegan kann durchaus eine Ernährungsform sein, die Bestand hat.“ Sie weiß aber auch, dass man als Veganerin viel lernen und lesen muss, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Und: „Jeder muss selbst seine Grenzen ausloten.“

Katharina Bretsch garniert das Frühstück mit Ananas, backt Waffeln, mixt Lassi hinter der Theke. Alles, was sie tut, tut sie gern. Das sieht man. Und das schmeckt man, wenn man ihre Rezepte nachkocht. Zwei Frauen sind ein bisschen schuld an der einen Leidenschaft von Katharina Bretsch: die Oma und die Mama, beide Köchinnen mit Herzblut und Verstand. Die Oma, eine echt Schwäbin, kochte Soßen, Spätzle und Braten. Von ihr hat Bretsch nicht nur das Grundwissen mitbekommen, sondern auch gelernt, wie lange Kochen dauert, wenn man eben keine Päckchen zuschüttet, sondern alles selbst macht. Die Mama aber kochte dann anders, da kamen asiatische, mediterrane und arabische Einflüsse dazu.

Katharina Bretsch experimentiert gerne. In ihren Kochbüchern finden sich geschmacksintensive Rezepte wie etwa lauwarmer Salat vom Kräuterseitling mit Avocado-Granatapfel-Dressing. Sie ist keine, die Standardessen in vegan umwandelt.

Jetzt ist vor kurzem ihr zweites Werk erschienen: „Süßes ohne Tiere – vegan kochen und backen“. Obwohl sie zugibt, eher der „Koch- als der Backtyp“ zu sein, trägt auch das Dessertbuch ganz klar ihre Handschrift. Beim Kochen kann man mehr experimentieren. Beim Backen muss man sich ja eher an die Mengenangaben halten, damit der Teig gelingt. Vier Monate hat Bretsch nichts anderes gemacht als gebacken und Desserts gekocht. Zum Teil dachten Freunde, sie sei gar nicht in der Stadt, weil sie nur am Ausprobieren war. Doch Bretsch ist Perfektionistin, sie kocht, zeichnet, kocht noch mal nach. Gut 120 Rezepte hatte sie ausprobiert. Über 90 sind im Buch. Doch jetzt ist sie erst mal froh, wieder rezente Gerichte zu kochen.

Vegan in Stuttgart

Der Vegan Street Day am Sonntag, den 8. Juni, findet von 11 bis 20 Uhr auf dem Marktplatz, in der Kirchstraße und auf dem Schillerplatz statt. Hier ist Katharina Bretsch auch dabei. Die „Heiße Möhre“ sorgt für vegane Hotdogs, Bretsch macht Wraps. Außerdem gibt es Kochshows, die Filmvorstellung von Marc Pierschels Film „Live And Let Live“ sowie ein Podiumsgespräch zum Thema „Tierbefreiung in Theorie und Praxis“. Weitere Informationen unter: www.vegan-street-day.de/vsd/stuttgart-2014

Katharina Bretsch kann man auch online unter http://jumi-jami.blog.de lesen.

In Stuttgart gibt es inzwischen schon ein paar Restaurants mit veganem Angebot. Das Coox & Candy (Sulzbachgasse 14, S-Bad Cannstatt) war eines der ersten. Das Körle und Adam (Feuerbacher Talstr. 31, S-Feuerbach) ist eines der besten seiner Art. Neuerdings hat auch das Klein und Fein (Kronenstr. 45, S-Mitte) ein rein veganes Angebot.

Im Café Stella (Hauptstätter Str. 57, Stuttgart-Mitte) gibt es täglich mindestens drei vegane Gerichte. Außerdem sind vegane Cupcakes und veganes Frühstück im Repertoire.

Veganen Döner kann man im Stuttgarter Osten im Dilgelay-Restaurant (Neckarstr. 156, Stuttgart-Ost) probieren.