Die Studentengruppe Campus Global hatte im Vorfeld für die Typisierung in der Thomas-Müntzer-Scheuer geworben. Viele Studenten folgten dem Appell. Foto: Cedric Rehman

In der Thomas-Müntzer-Scheuer auf dem Gelände der Universität Hohenheim registrieren sich über 600 Studenten für eine Knochenmarkspende an Blutkrebspatienten. Im Vorfeld hatte eine Studentengruppe für die Typisierung geworben.

Hohenheim - Es tut nicht weh. Nur ein kleines Kratzen ist zu spüren, wenn das Wattestäbchen an der Wangeninnenhaut schabt. Partikel der Schleimhaut müssen an dem Kopf des Stäbchens hängenbleiben. Sie werden in einem Labor analysiert. Die Untersuchung entscheidet, ob ein Mensch, der zu einer Stammzellen- oder Knochenmarksspende für Blutkrebspatienten bereit ist, ein Mensch sein wird, der möglicherweise ein Leben rettet.

Bereits vor der Thomas-Müntzer-Scheuer (TMS) stehen Studenten in einer Traube, auch drinnen herrscht Andrang. An den Tischen sitzen Helfer und Freiwillige, die sich Wattestäbchen in den Mund schieben. Am Eingang zur Scheuer können die Studenten ihren vorläufigen Spendeausweis in Empfang nehmen. Vanessa Kruse von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) beantwortet Fragen.

Einige Studenten fragen nach Risiken

Ein Student will genau wissen, wie hoch die Risiken sind, sollte er tatsächlich als Spender in Frage kommen. Kruse erklärt ihm, dass in 20 Prozent der Fälle Knochenmark unter einer Vollnarkose entnommen werden muss. Diese stelle immer ein gewisses Risiko dar, sagt sie. Der Student hört Kruse aufmerksam zu. Dann bedankt er sich und verlässt die Scheuer. Die Mitarbeiterin der DKMS ist aber nicht enttäuscht. „Nur vier oder fünf von 100 kommen auf uns zu, um sich umfassend aufzuklären. Die anderen lesen die Informationen auf unserem Bogen oder kommen mit Bekannten her und erledigen alles schnell“, sagt sie. Sie wisse natürlich nicht, inwiefern sich diejenigen, die rasch zur Sache kommen, vorher intensiv über die Knochenmarkspende informiert haben, fügt sie hinzu.

Hinter ihr sammeln die Mitarbeiter der Hohenheimer Studentengruppe Global Campus die Bögen, mit denen die Spender ihre Einwilligung zu der Prozedur gegeben haben. Am Ende der Aktion zählen die Studenten 615 Teilnehmer. Außerdem wurden der DKMS 1542 Euro gespendet. Für Vanessa Kruse von der DKMS ist das ein außerordentlicher Erfolg. Sie lobt ausdrücklich die Gruppe Global Campus. Die Gruppe ist auf die DKMS zugekommen und hat die Spendeaktion organisiert. „Die Studenten haben gute Werbung gemacht, so erklärt sich die Resonanz“, sagt Kruse.

Eine Studentin gibt den Impuls

Nina Freund von Global Campus hatte ihre Mitstreiter zu der Aktion angeregt. Ihre Eltern seien mit ihrer Schwester im Krankenhaus gewesen und hätten dabei das Schicksal krebskranker Kinder miterlebt. „Das war bei uns zuhause immer wieder ein Gesprächsthema“, sagt Freund.

Bei der Typisierungsaktion wurde auch auf den Fall von Mario aufmerksam gemacht. Der 13-Jährige aus Untertürkheim leidet an Blutkrebs. Er benötigt dringend eine Stammzellentransplantation. Ob bei der Typisierungsaktion in der Thomas-Müntzer-Scheuer ein geeigneter Spender gefunden wird, weiß niemand. Die Ergebnisse fließen in eine Datei, die weltweit abrufbar ist. Der Student Timo Klenk hofft, dass er eines Tages Stammzellen spenden kann. „Was ist schon so ein Eingriff, wenn ich damit ein Kind retten kann?“, sagt er.