Wirtin Stephanie Kieninger pflegt die Tradition der Dorfkneipe dr’ Kurv. Foto: /Eva Herschmann

D’Kurv in Rudersberg ist eine urige und traditionsreiche Dorfkneipe, die Generationen zusammenbringt. Weil es ein Raucherlokal ist, dürfen nur Gäste über 18 Jahre hinein.

Rudersberg - Wer vor der alteingesessenen Gaststätte d’Kurv in Steinenberg steht, weiß, woher das Lokal seinen Namen hat. Die Dorfstraße macht direkt gegenüber von Kirche und Rathaus eine ziemlich mächtige Biege. Nicht nur die Lage macht d’Kurv zu etwas Besonderem. Dort, sagt Wirtin Stephanie Kieninger, treffe sich das ganze Dorf, und zwar die Jungen und die Alten. „Das hier ist wie eine Familie.“

Die Kneipe hat eine lange Geschichte

Die gastronomische Geschichte der mittlerweile einzigen Kneipe in Steinenberg, einem Teilort von Rudersberg mit 1500 Einwohnern, ist lang. Erst sei hier eine Bäckerei gewesen und dann viele Jahrzehnte lang das Gasthaus zur Rose, erzählt Tobias Seyfang, einer der vielen Stammgäste in der d’Kurv, wo fast jeder seinen festen Sitzplatz hat. „Das war schon vor dem Krieg ein gutbürgerliches Speiselokal.“ Unten sei die Gaststube gewesen und im ersten Stock ein großer Saal, in dem gefeiert und getanzt wurde. 1992 übernahm Martin Knödler die Rose und machte daraus d’Kurv, einen generationenübergreifenden Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. Bis heute ist sie das geblieben – und außerdem ein Raucherlokal, weswegen nur Gäste über 18 Jahren hineindürfen.

Früher gab es einen Geheimgang

„Es gab mal einen Geheimgang unterirdisch, von d’Kurv rüber zum Rathaus, den haben sie aber zugemacht“, erzählt Stephanie Kieninger mit einem Lächeln. Die gebürtige Allgäuerin kennt die Historie des Hauses nur aus Gesprächen mit ihren Gästen. Die 37-Jährige hat d’Kurv mit dem Biergarten, der Gaststube samt Nebenraum, in dem „D’Kurvürsten“, ein ambitioniertes Darts-Team, regelmäßig trainieren, erst im Januar 2020 übernommen. Bis auf frische Farbe und ein paar neuen Bildern an den Wänden sowie ein bisschen Deko hat sich in der Dorfkneipe wenig verändert. Schon gar nicht der gute Geist, der seit vielen Jahrzehnten durch die Gaststube mit der dunklen Holztheke, den ebensolchen Tischen, Stühlen und Sitzbänken mit braunem Lederbezug weht.

Die Wirtin ist eine Quereinsteigerin

Die Wirtin ist eine Quereinsteigerin. Stephanie Kieninger ist gelernte Altenpflegerin. „Doch mir ging die Arbeit zu sehr nach. Ich habe mit den Menschen, die ich betreut habe, viel zu sehr mitgelitten. Ich konnte das irgendwann nicht mehr“, sagt die vierfache Mutter. Nach ihrem Ausstieg aus dem Pflegeberuf habe sie in einer neu eröffneten Diskothek in Memmingen angefangen. „Das hat mir so einen Spaß gemacht. Seitdem habe ich immer gesagt, dass ich irgendwann einmal meine eigene Kneipe will.“ Mit d’Kurv hat sie genau die richtige Lokalität gefunden. Sie sei vor der Unterzeichnung des Pachtvertrags einige Male inkognito dagewesen. „Mir hat gefallen, dass hier jeder neue Gast sofort herzlich aufgenommen wird.“

Coronavirus bremst die Kneipe aus

Erst kurz vor Beginn der Pandemie hat Stephanie Kieninger d’Kurv eröffnet. „Es ist so super angelaufen, doch dann hat uns das Virus ausgebremst.“ Immerhin hat die Dorfkneipe wieder offen – und sogar einige Veranstaltungen konnten stattfinden. „Im Oktober haben wir noch eine 80/90-er-Party gefeiert, die Schlagerparty im November mussten wir dann schon absagen“, erzählt Stephanie Kieninger, die hofft, dass irgendwann wieder regelmäßig einmal im Monat Mottopartys und Konzerte möglich sind.

Die Stammgäste halten d’Kurv auch in der Pandemie die Treue, und die Wirtin hält den Laden offen. In d’Kurv gibt es keinen Ruhetag. Kurz, sagt Stephanie Kieninger, habe sie sich überlegt, vorerst nur noch an drei Tagen in der Woche aufzumachen, an Donnerstagen, Freitagen und Samstagen. „Aber ich habe es mir doch anders überlegt, d’Kurv bleibt wie gewohnt täglich geöffnet.“