Neues Führungsduo: Alexander Hewer (links) und Jan Steffen Jürgensen Foto: Stadt Stuttgart

Das Klinikum Stuttgart erhält eine neue Leitung. Eine neues Führungsduo, das bisher an der Berliner Charité tätig ist, soll das mit 2000 Betten größten Krankenhaus der Stadt in ruhigeres Fahrwasser bringen.

Stuttgart - Das Klinikum der Stadt Stuttgart bekommt im Frühjahr zwei neue Chefs. Am Freitag hat sich das neue Führungsduo dem Krankenhausausschuss des Gemeinderats vorgestellt. Der Diplomkaufmann Alexander Hewer, 41, soll die kaufmännische, der Arzt Jan Steffen Jürgensen, 47, die medizinische Geschäftsführung übernehmen. Beide sind in leitender Stellung an der Berliner Charité tätig. Er sei sehr froh, dem Gemeinderat „einen erstklassigen Vorschlag“ für die Leitung des städtischen Klinikums machen zu können, erklärte der Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU) zu den Personalien. Zur Qualifikation der designierten neuen Geschäftsführer sagte Föll, diese hätten in der Berliner Charité zwar nicht als Vorstände, „aber auf der operativen Ebene direkt darunter“ gearbeitet. Beide seien in einem Alter, in dem man noch die nötige „Gestaltungskraft“ habe. Die renommierte Charité ist das älteste Krankenhaus Berlins und mit mehr als 3200 Betten eine der größten Unikliniken Europas.

Seit vielen Jahren in der Charité tätig

Alexander Hewer ist seit 2003 in verschiedenen Positionen des Managements der Charité tätig. Seit einigen Jahren trägt der 41-Jährige neben der Leitung des Geschäftsbereichs Finanzen auch die Verantwortung für den Einkauf, der in der Charité ein Jahresvolumen von etwa 180 Millionen Euro umfasst. Alexander Hewer ist verheiratet und Vater eine Kindes.

Jan Steffen Jürgensen ist Facharzt für Innere Medizin, darüber hinaus hat er einen Master of Public Health und den Master of Business Administration. Seit 1998 hat Jürgensen in der Charité zunächst als Arzt der Inneren Medizin gearbeitet, später als Referent des Vorstandsvorsitzenden, als Leiter des klinischen Qualitäts- und Risikomanagements und schließlich als Geschäftsführer des Vorstands. Jan Steffen ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Viele Bewerbungen sind eingegangen

Gesucht hatte die Stadt die Bewerber per Annonce, unter Beteiligung eines Personalberaters. Die Resonanz war beträchtlich auf die Stellenausschreibung des mit 2000 Betten, rund 7000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 650 Millionen Euro größten Krankenhauskomplexes der Landeshauptstadt. Für die kaufmännische Leitung habe man knapp 80 Bewerbungen in den Blick genommen, bei der Stelle des medizinischen Geschäftsführers 55, so Föll. Mit sieben beziehungsweise mit sechs Bewerbern habe man „vertiefende Gespräche“ geführt, bei denen es schon um konkrete Fragen zum Klinikum gegangen sei.

Die Bestellung des Führungsduos findet in der Ratssitzung am 24. November statt. Dieses soll „am 1. April, spätestens aber am 1. Mai“ seine Arbeit aufnehmen, sagte Föll. Dass auf die neue Führung eine Herausforderung wartet, machte der Verlauf der nichtöffentlichen Ausschusssitzung klar. Es ging um den Nachtragswirtschaftplan des Klinikums für 2016 und 2017. Für das laufende Jahr ist das Defizit mit 10,3 Millionen Euro veranschlagt, für das nächste mit 13,6 Millionen Euro. In früheren Jahren ging der Malus auf das Eigenkapital des Klinikums, seit dieses aufgebraucht ist, schlägt das Defizit durch auf den städtischen Haushalt. 2014 lag dieses sogar bei 24 Millionen Euro, vor allem wegen ausstehender Forderungen von 9,5 Millionen Euro bei einem Geschäft mit Patienten aus Libyen, abgewickelt von der International Unit des Klinikums. Am Defizit von 27,6 Millionen Euro 2015 hatten Rückstellungen für ein Beratergeschäft mit Kuwait einen Anteil von 7,8 Millionen Euro. Die dubiosen Vorgänge in der Auslandsabteilung waren ein Grund für die Trennung von dem vorherigen, alleinigen Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz und für die Ausschreibung einer Doppelspitze. Bis Jahresende soll ein Gutachten der Beraterfirma Ernst & Young zur Lage des Klinikums vorliegen. Künftig gehe es nicht nur darum, die richtigen Erkenntnisse zu haben, „man muss sie auch stringent umsetzen“, mahnte Föll. Dies sei bisher nicht so gewesen.