Mit Augenproblemen geht’s künftig in die Notfallklinik Foto: dpa/gms

Wohin soll man gehen, wenn man am Wochenende ein Problem mit den Augen hat? Eine neue zentrale Notfallpraxis im Katharinenhospital bietet Hilfe. Dort kooperieren niedergelassene Ärzte mit dem städtischen Klinikum.

Stuttgart - In der Augenklinik des Katharinenhospitalsgibt es von Freitag an eine neue Notfallpraxis. Sie basiert auf einer Kooperation der kassenärztlichen Vereinigung mit dem Klinikum Stuttgart und dient Patienten der Stadt und drei Landkreisen als zentrale Anlaufstelle am Wochenende.

Die niedergelassenen Augenärzte der Region Stuttgart eröffnen eine Notfallpraxis im Katharinenhospital – Klinikum Stuttgart. Sie nimmt ihren Betrieb am kommenden Freitag auf und steht Patienten künftig freitags von 16 bis 22 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen von 9 bis 22 Uhr zur Verfügung.

Das Einzugsgebiet ist größer geworden

Die Notfallpraxis ist Teil der Reform des ärztlichen Bereitschaftsdienstes in Baden-Württemberg. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) richtet im Rahmen dieser Reform zentrale Notfallpraxen an Krankenhäusern ein. Etliche allgemeinärztliche Notfallpraxen sind bereits gegründet, nun folgen Stück für Stück auch die fachärztlichen. Mit der Zentralisierung der augenärztlichen Notfallpraxis geht eine Vergrößerung des Einzugsgebiets einher. Dieses umfasst nun neben der Stadt Stuttgart die Landkreise Böblingen, Esslingen und Rems-Murr.

Johannes Fechner, Vorstandsvorsitzender der KVBW, zeigte sich erfreut. „Alle Beteiligten gewinnen in dieser Konstellation“, sagte er anlässlich eines Pressegesprächs am Mittwoch. So würde die Augenklinik von „Bagatellfällen“ befreit, also weniger akuten Anliegen, um die sich die Klinikärzte bislang kümmern mussten. Die niedergelassenen Ärzte profitierten, so Fechner, weil sie durch die Vergrößerung des Gebietes und die Zentralisierung der Notfallpraxis in Stuttgart weniger Wochenenddienste leisten müssen. Außerdem müssen sie nicht mehr bis tief in die Nacht arbeiten: dann nämlich übernimmt das Team der Notaufnahme der Augenklinik. Der Notfallpraxis steht ein Pool von 148 niedergelassenen Ärzten zur Verfügung.

Gut zur Orientierung der Patienten

Schließlich profitiere der Patient, weil er sich nicht mehr erkundigen müsse, welcher Arzt in der Region am Wochenende Dienst hat. „Patienten haben künftig eine zentrale Anlaufstelle“, so Johannes Fechner. Außerdem sei von Vorteil, dass die Ärzte auf die Infrastruktur der Klinik mit Röntgen und Labor zurückgreifen könnten, sagte Holger Gebauer. Der Augenarzt aus Kernen im Remstal fungiert künftig als ärztlicher Leiter der Praxis. „Wenn sich herausstellt, dass ein Patient doch stationär behandelt werden muss, ist er gleich am richtigen Ort“, sagte Gebauer. Längere Anfahrtswege seien kaum zu befürchten. „Stuttgart als Zentrale liegt genau in der Mitte des Einzugsgebiets“, sagte Johannes Fechner. Zudem hätten Patientenbefragungen gezeigt, dass Anfahrtswege in Notfällen kein entscheidendes Kriterium seien, so der Vorstand der KVBW.

Florian Gekeler, ärztlicher Direktor der Augenklinik, begrüßte die Tatsache, dass Klinikärzte und niedergelassene Ärzte durch die Notfallpraxis nun enger kooperieren. „Wir sind bereit“, sagte er knapp. Man sei gespannt, wie hoch das Patientenaufkommen sei – schließlich habe sich das Einzugsgebiet erheblich vergrößert. Von einer dreistelligen Patientenzahl sei an den Wochenenden durchaus zu rechnen, sagte Holger Gebauer. Die Notfallpraxis sollten die Patienten auch als solche verstehen, betonte Johannes Fechner. „Wenn mal ein Auge tränt und man die Ursache nicht kennt, kann man damit auch bis Montag warten“, sagte er. So habe die Praxis mehr Kapazitäten für dringende Fälle wie Netzhautablösungen, akute Bindehautentzündungen oder Verätzungen.