Zwei Auslandsgeschäfte werden das Klinikum Stuttgart, im Bild der Standort Katharinenhospital, voraussichtlich Millionen kosten. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die drohenden Millionenverluste der Auslandsabteilung des Klinikums Stuttgart haben Konsequenzen. Die Zerschlagung der Einheit ist Folge der Führungskrise, die dem Klinikum Millionenverluste eintrug.

Stuttgart - Die Millionenverluste der Auslandsabteilung des Klinikums der Stadt Stuttgart (International Unit) führen zu weiteren Konsequenzen. Die International Unit werde ab 2017 „als organisatorische Einheit nicht mehr in der bisherigen Form weitergeführt“, erklärte der Übergangs-Geschäftsführer des Klinikums, Reinhard Schimandl, am Freitag vor dem Krankenhausauschuss des Gemeinderates. Die Abläufe für die Behandlung ausländischer Patienten würden „in die üblichen Geschäftsvorgänge des Klinikums integriert“.

Die Zerschlagung der Einheit ist die Konsequenz aus einer offenbar beispiellos hemdsärmeligen Führung, die dem Klinikum Millionenverluste eintrug. Am 16. März hatte sich die Stadt deshalb kurzfristig von Klinikums-Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz getrennt. Er erhielt 900 000 Euro Abfindung. Der Leiter der Abteilung, Andreas Braun, ist seit Monaten von seinen Aufgaben freigestellt.

Nicht transparente Geschäfte

Die Abteilung wird durch nicht transparente Geschäfte mit der libyschen Übergangsregierung bei der Behandlung von Kriegsversehrten (seit Juni 2013) und durch einen Vertrag mit dem Gesundheitsministerium Kuwaits (Unterstützung des Al-Razi-Krankenhauses) wohl einen Millionenverlust einfahren. 2015 musste das Klinikum für beide Geschäfte und eine mögliche Steuernachzahlung Rückstellungen und Wertberichtigungen in Höhe von 9,8 Millionen Euro bilden. 2014 wurde insgesamt ein Verlust von 24,563 Millionen Euro erwirtschaftet, 2015 von 27,6 Millionen Euro.

Stadt versucht Schadensbegrenzung

Mit Hilfe von Anwälten und einer Versicherung versucht die Stadt Schadensbegrenzung. Eine Kanzlei prüfe, ob Beteiligte für Vermögensschäden zu haften hätten, erklärte der neu für die Krankenhäuser zuständige Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) dem Ausschuss. Man arbeite zudem eng mit den ermittelnden Strafverfolgungsbehörden zusammen.

Die interne Prüfung deckte katastrophale Mängel auf: Zahlungen ohne Rechnung, unklare Vertragsinhalte mit einseitigen Risiken, fehlende schriftliche Vereinbarungen, die Missachtung von Zuständigkeitsregelungen und ein laxer Umgang mit dem Steuerrecht.