Im Blickpunkt: Bürgermeister Werner Wölfle Foto: dpa

Bürgermeister Werner Wölfle bleibt in seiner schriftlichen Stellungnahme zu seiner Rolle im Klinikum-Skandal fast alle Antworten schuldig. Er sollte daraus Konsequenzen ziehen, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Wo ist Werner Wölfle? Dort, wo er hätte sein müssen, nämlich im Verwaltungsausschuss, der sich am Mittwoch mit der Rolle des früheren Krankenhausbürgermeisters im Klinikum-Skandal beschäftigte, war er jedenfalls nicht. Wölfle setzte damit seine Strategie des Wegtauchens fort. Tags zuvor hatte er – hakenschlagend – beim Regierungspräsidium ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt, in dem erkennbaren Bemühen, sich bis auf Weiteres – das heißt bis zum Beginn des Ruhestands im August – aus der Schusslinie zu nehmen.

Zumindest tritt Wölfle schriftlich in Erscheinung – wenn auch unfreiwillig. In einer Antwort auf einen Antrag der Stadträte Heinrich Fiechtner und Bernd Klingler bleibt er allerdings fast jede Antwort schuldig. Der Mann, in dessen unmittelbarer Zuständigkeit das Klinikum Stuttgart lag, hat nach eigener Auskunft keine Erinnerung an einen jüngst veröffentlichten SMS-Verkehr mit dem früheren Leiter der International Unit, Andreas Braun, in dem der Millionendeal mit dem Emirat Kuwait thematisiert wurde. Wer das glaubt, glaubt vermutlich auch an den Weihnachtsmann. Die „Flucht in die Amnesie“, von der ein Stadtrat sprach, dürfte Wölfle jedoch nicht helfen, denn erschwerend kommt hinzu, dass er in einer früheren Erklärung explizit behauptet hatte, über den Kuwait-Vertrag nicht informiert gewesen zu sein. Hat er also gelogen?

Seit Mittwoch ist klar: Der amtierende Sozialbürgermeister Werner Wölfle hat im Gemeinderat viel, vielleicht sogar alles Vertrauen verspielt. Selbst wenn sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen Widersprüche auflösen sollten, bleibt unverständlich, mit welcher Wurstigkeit er sein früheres Amt als Krankenhausbürgermeister versehen hat. Man stelle sich den Chef eines Autokonzerns vor, der kein Interesse an Autos hat . . . In der Konsequenz wäre Wölfle gut beraten, den Bürgermeister-Platz, den er im Verwaltungsausschuss am Mittwoch nicht eingenommen hat, ganz aufzugeben.

jan.sellner@stzn.de