Hier soll der neue Hubschrauber-Landeplatz entstehen über der Mensa des Klinikums. Foto: RKH Holding

Das Krankenhaus Ludwigsburg will den Hubschrauber-Landeplatz verlegen. Die Anwohner beschweren sich über den Lärm, und fordern Alternative Standorte.

Ludwigsburg - Es ist der einzige Landeplatz für Rettungshubschrauber im Kreis Ludwigsburg: Am Klinikum Ludwigsburg setzt bis zu 550 Mal im Jahr der Helikopter auf, in den meisten Fällen derjenige der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF), gelegentlich auch des ADAC. Nach der Schließung der Landeplätze in Marbach, Bietigheim und Vaihingen/Enz bleibt nur dieser Anflugpunkt.

Schon seit einigen Jahren ist der Lärm den Anwohnern ein Dorn im Auge. Nun soll der Landeplatz verlegt werden, und zwar auf das Dach der Mitarbeiterkantine und des Verwaltungstrakts. „Der bisherige Landeplatz wird mittelfristig nicht mehr den Anforderungen der EU und des Bundesgesetzgebers gerecht“, erklärt Matthias Ziegler, der für Ludwigsburg zuständige Regionaldirektor der Kliniken Holding RKH. Er sei zu klein, die Piloten hätten zu wenig Platz zum Ausweichen und könnten nicht im richtigen Winkel einfliegen, auch sei die Sicht nicht optimal. Die Vorgaben wurden schon im Jahr 2005 verschärft, so dass eine Reihe von Kliniken bundesweit gar keinen Helikopterlandeplatz mehr aufrecht erhalten haben.

Doch das kommt in Ludwigsburg nicht in Frage – nicht nur, weil er der einzige im ganzen Landkreis ist. Das Krankenhaus der Barockstadt hat auch ein überregionalen Schwerpunkt für Notfallchirurgie und Schwerstverletzte. „Der Hubschrauber-Landeplatz ist für uns essenziell“, sagt Alexander Tsongas, der Sprecher der regionalen Kliniken-Holding RKH.

Unmut der Anlieger bei der Infoveranstaltung

Nun sind die Anwohner alles andere als glücklich – das wurde bei einer Informationsveranstaltung des Krankenhauses vergangene Woche deutlich. Sie hatten die Hoffnung, dass der Rettungshelikopter künftig auf dem Dach des 15 Stockwerke hohen Betten-Hochhauses landen könnte. Der Vorteil wäre dann, dass der Lärm weniger nach unten abstrahlen würde. Auch das Dach des Parkhauses wurde als Alternative vorgeschlagen.

Zwar rechnet der vom Klinikum bestellte Gutachter vor, dass der künftige Helikopterstandort zehn Meter höher liege als der bisherige – mithin sogar die Belastung geringer sei. Der Akustik-Ingenieur Peter Riedel erklärt sogar, dass schon jetzt von den ein bis zwei Einsätzen pro Tag kaum Lärmbelastung für die Anwohner entstehe. Dies wurde auf der Versammlung allerdings bestritten. Ein direkt benachbartes Paar meinte: „Wir laden Sie gerne zu einer Tasse Kaffee ein, dann können Sie sich von dem Lärm überzeugen.“ Ihre Kritik: Wie in solchen Fällen üblich wird der Krach nur theoretisch berechnet, aber nicht real gemessen.

Schon vor fünf Jahren hat es übrigens eine Anhörung der Anwohner gegeben – auch damals wurde bereits über Alternativen diskutiert. Im Jahr 2011 wurde überlegt, beim Neubau der Notaufnahme eine Etage anzufügen und den alten Landeplatz zu erhöhen – doch diese Ideen wurden schließlich wieder verworfen.

Nun sieht das Klinikum keine Alternative zum vorgestellten Plan. „Die Piloten haben uns klar signalisiert, dass es zu gefährlich wäre, auf dem Dach des Bettenhochhauses zu laden“, erklärt der Regionaldirektor Matthias Ziegler. Zudem reiche die Statik des Gebäudes nicht aus. Für das Krankenhaus ist auch wichtig, dass der neue Landeplatz in der Nähe der Notfallstation bleibt – es kann der selbe Aufzug wie bisher verwendet werden.

Zahl der Einsätze soll bis 2025 stabil bleiben

Man habe alle Alternativen geprüft – nur auf dem Mensadach gebe es optimale Bedingungen. So biete der 28 mal 28 Meter breite Platz ausreichend Bewegungsmöglichkeiten. Gebaut werden soll er voraussichtlich im kommenden Jahr. Während der Bauphase muss der Helikopter dann auf dem Dach des Parkhauses landen – dies sei aber nur als Ausnahme, nicht als Dauerlösung möglich.

Grundsätzlich geht man davon aus, dass die Zahl der Einsätze stabil bleibt. Die Notfallpraxen in Ditzingen und Vaihingen/Enz sowie mehr Kapazitäten bei den Rettungswagen hätten für Entlastung gesorgt. „Viele Flüge sind nicht mehr notwendig, weil DRK und ASB rechtzeitig mit dem Wagen da sein können“, meint Matthias Ziegler. Der Klinikholding-Sprecher Alexander Tsongas prognostiziert daher , dass es nach dem starken Anstieg der vergangenen Jahre bis zum Jahr 2025 bei rund 500 Einsätzen im Jahr bleiben werde. Zusätzliche Belastungen seien nicht zu befürchten, nachts werde der Helikopter wie bisher schon nicht fliegen. Zudem stellt die DRF in Aussicht, Hubschrauber wie den in Pattonville stationierten Christoph 51 demnächst durch neue zu ersetzen – die leiser sein sollen.

Für die direkten Anlieger des Krankenhauses bleibt die Lage trotz aller Beschwichtigungen unbefriedigend – das wird an dem Infoabend deutlich.