Das Klinikum Esslingen will in der Lage sein, künftig mehr ambulante Leistungen anzubieten. Foto: Roberto Bulgrin

Das Esslinger Klinikum gründet eine neue Tochtergesellschaft, um künftig mehr Leistungen ambulant erbringen zu können.

Schon jetzt werden immer mehr Behandlungen ambulant vorgenommen, die früher mit einem Krankenhausaufenthalt verbunden waren. Dieser Trend wird sich wohl noch weiter verstärken. Darauf will man sich am Esslinger Klinikum vorbereiten. Mit der neuen Tochtergesellschaft „Praxis Verbund gGmbH“ soll es künftig möglich sein, das Angebot an ambulanten Leistungen zu erweitern. Das nämlich ist am Medizinischen Versorgungszentrum, das bislang ambulante Leistungen für das Klinikum anbietet, nicht möglich.

Beim Medizinischen Versorgungszentrum des Esslinger Klinikums (MVZ), das im Jahr 2009 gegründet wurde, dürfen aus rechtlichen Gründen maximal zehn Vollzeitkräfte angestellt sein. Doch weil stationäre Leistungen zunehmend in den ambulanten Bereich verschoben werden und gleichzeitig immer mehr Praxen schließen, gibt es am Klinikum einen steigenden Bedarf an der ambulanten Versorgung von Patienten. Das beobachtet man auch im Esslinger Rathaus. Sowohl bei Hausärzten als auch bei Fachärzten gebe es bereits Versorgungsengpässe mit Wartezeiten von mehreren Monaten, so die Stadtverwaltung.

Praxisverbund soll 2023 gegründet werden

Mit einer stärkeren Beteiligung des Klinikums Esslingen an der ambulanten Versorgung könnte man dem entgegenwirken, so die Hoffnung der Stadt. Deshalb hat der Gemeinderat der Gründung der neuen Gesellschaft jüngst zugestimmt. Wenn diese Anfang des kommenden Jahres erfolgt und der Praxisverbund im April seine Geschäftstätigkeit aufnimmt, sind die rechtlichen Voraussetzungen für ein breiteres Angebot an ambulanten Leistungen am Klinikum gesetzt. Zunächst bedeutet das allerdings kaum Veränderungen. Denn das MVZ soll vorerst wie gehabt fortgeführt werden. Erst nach und nach will man die dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die neue Gesellschaft integrieren – und erst bei Bedarf oder zu konkreten Anlässen die ambulanten Leistungen ausweiten.

Matthias Ziegler, der Geschäftsführer des Esslinger Klinikums, erklärt: „Im Moment haben wir noch keine konkreten Pläne für eine Ausweitung der ambulanten Leistungen.“ Insofern sei die Gründung des Praxisverbundes eigentlich etwas rein Formales. Aber wenn es sich beispielsweise wieder ergebe, dass man eine Praxis kaufen könne, für die kein Nachfolger gefunden werde, sei man aus rechtlicher Sicht bereits gut aufgestellt. Jüngst habe man etwa eine onkologische Praxis am Esslinger Bahnhof übernommen. Das habe gut gepasst, weil man ohnehin schon ambulante Krebsbehandlungen anbiete und dieses Angebot damit ausweiten konnte. Zudem könne man so auch das Personal flexibler einsetzen.

Zusätzliche ambulante Angebote werden immer wichtiger

Und auf längere Sicht werde es noch wichtiger, zusätzliche ambulante Angebote machen zu können, so Matthias Ziegler. Nicht zuletzt, weil der Gesetzgeber plane, künftig mehr Behandlungen in ambulanter Form zu ermöglichen. So sei es in Zukunft voraussichtlich möglich, kleinere Operationen wie etwa die Entfernung einer Gallenblase unter bestimmten Umständen ambulant durchzuführen – ohne größere Abschläge bei der Vergütung befürchten zu müssen. Damit könnten unter anderem die Pflegekräfte entlastet werden, weil sie sich im Zweifelsfall nachts um weniger Patienten kümmern müssten.