Unter anderem am früheren Standort des Bürgerhospitals besitzt das städtische Klinikum Personalwohnungen. Jetzt soll die SWSG viele Gebäude übernehmen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die städtische Wohnungsbautochter SWSG trimmt den Wohnungsbestand des städtischen Klinikums auf zeitgemäßen Standard. Sie setzt dafür 98 Millionen Euro ein. Die Stadt wollte keine „Pinselsanierung“.

Stuttgart - Es ist dringend gesucht, wird aber bekanntermaßen mäßig entlohnt und soll wenigstens zu bezahlbaren Preisen in Stuttgart anständig wohnen können: das Personal des städtischen Klinikums. Dafür sollen die defizitären Personalwohnungen jetzt an die städtische Wohnbautochter SWSG übergehen, die etwas mehr als 98 Millionen Euro investieren und damit den Großteil der Wohnungen und Zimmer modernisieren, viele auch abreißen und durch Neubauten ersetzen will. Die Stadtverwaltung, die SWSG und der Personalrat des Klinikums haben in dem Sinne gemeinsam ein Maßnahmenpaket geschnürt. An diesem Donnerstag soll der Gemeinderat dem Verkauf der Wohnungen, der Subventionierung der künftigen Mieten mit gut 30 Millionen Euro und im Grundsatz auch dem baulichen Konzept zustimmen.

Die SWSG soll den Auftrag umsetzen, die teilweise maroden Wohnungen in zeitgemäßen Wohnungsbestand zu verwandeln. Dafür kauft sie erst einmal die Liegenschaften für rund 25 Millionen Euro (mit Nebenkosten) und steckt etwa 73 Millionen in die Baumaßnahmen und die Möblierung. 70 Prozent wird sie mit Fremdkapital finanzieren. Bis die letzten Objekte im Jahr 2024 wieder vermietet werden, wird die Zahl der Wohnplätze auf insgesamt rund 800 in 495 kleinen Apartments, 69 Wohnungen, 113 Zimmern und 38 Wohngemeinschaften sinken, was aber, wie der Finanz- und Krankenhausbürgermeister Michael Föll (CDU) sagte, „nur einen Tick weniger“ sei als bisher. Personalrat und Verwaltung sind sich aber einig, dass es ausreichen wird. Während der Baumaßnahmen wird die verfügbare Platzzahl nach den Plänen in den Jahren 2019 und 2020 freilich bis auf 587 sinken.

In Bad Cannstatt wird auch ganz neu gebaut

Nur die zwei kleineren Personalwohngebäude Reuchlinstraße 7 und 7A im Stuttgarter Westen bleiben unverändert. Andere sollen im Zuge des Bauprogramms von 2018 bis 2024 im unbewohnten Zustand generalsaniert werden: die Reuchlinstraße 7C sowie das Gebäude Senefelderstraße 68 und die Gebäude Breitscheidstraße 100 und 102 am früheren Standort Olgahospital. Das Wohngebäude Wolframstraße 61/63 beim ehemaligen Bürgerhospital in Stuttgart-Nord bekommt überdies eine zusätzliche Etage oben drauf. Am einschneidendsten ist der Plan in Bad Cannstatt: Die Gebäude Prießnitzweg 18, 20 und 22 am Krankenhaus Bad Cannstatt werden abgebrochen und durch Neubauten mit 400 Wohnplätzen (268 Apartments, 25 Wohnungen und 107 WG-Plätze) ersetzt werden. Das Gebäude Lenzhalde 35 in Stuttgart-Nord ist zu marode für die Generalsanierung. Es soll zunächst weiterbetrieben, nach 2024 durch SWSG-Wohnbauten ersetzt werden.

Für die neuen Personalwohnungen schließt die SWSG einen Globalmietvertrag mit dem Klinikum ab und darf Kostenmieten verlangen, die im Moment im Schnitt mit 12,90 Euro pro Quadratmeter ab 2024 kalkuliert werden. Das Klinikum bekommt von der Stadt, um die Mieten für das Personal zu ermäßigen, für eine Laufzeit von 20 Jahren aber rund 20 Millionen Euro aus den Verkaufserlösen für die Grundstücke – außerdem zehn Millionen Euro, die die Stadt in ihren Haushalten für die Jahre 2014 bis 2018 schon zur Modernisierung der Wohnungen reserviert, aber bisher nicht verwendet hatte. Für das Personal soll am Ende – Stand heute – unabhängig vom Standort eine Kaltmiete von 10,86 Euro pro Quadratmeter Apartment und 9,60 Euro pro Quadratmeter WG-Platz verlangt werden. Damit peilt man Mieten wie beim Studierendenwerk an.

Die Mieten steigen, der Standard aber auch

Spottbillig ist das nicht. Bisher sind die Warmmieten für möblierte Zimmer teilweise noch halb so hoch. Dafür, sagte Bürgermeister Föll, sollen die Beschäftigten jetzt aber auch wirklich zeitgemäße Wohnungen erhalten. Und das Paket soll die SWSG zugleich in den Stand versetzen, die Wohnungen ohne Defizite verwalten zu können. Die bisher von der Stadt reservierten zehn Millionen Euro hätten nur „eine Pinselsanierung“ ermöglicht, aber keine nachhaltige Lösung, sagte Föll. Die sei nun durch die Mitwirkung des Personalrats und durch Vermittlung des früheren Krankenhaus- und jetzigen Sozialbürgermeisters Werner Wölfle (Grüne) möglich geworden.

Im Gemeinderat dürfte es für den Handel eine große Mehrheit geben. Darauf deuteten bereits Reaktionen der Fraktionen im Wirtschaftsausschuss hin. Die Linke kritisierte aber, dass es künftig rund 200 Wohnplätze weniger geben werde und das Klinikum noch Personal rekrutieren müsse.