Nur in absoluten Ausnahmen dürfen Besucher in die RKH-Kliniken, Foto: factum//Simon Granville

Die Ausbreitung des Virus zieht Kreise: Allerorten werden Veranstaltungen abgesagt. Und die Ludwigsburger Robert-Franck-Schule hat den Unterricht rigoros eingeschränkt.

Kreis Ludwigsburg - Die RKH-Kliniken lassen keine Besucher mehr ins Haus: Weil sich das Coronavirus immer weiter ausbreitet, hat die Klinikleitung nach ihrer bereits geltenden eingeschränkten Besucherregelung jetzt einen generellen Besucherstopp beschlossen. Da eine weitere Ausbreitung der Infektionswelle zu befürchten sei, müsse gehandelt werden, erklärt Kliniken-Geschäftsführer Jörg Martin den Schritt. „Wir tragen die Verantwortung für unsere Patienten und Mitarbeiter und müssen alles tun, um die Infektionsgefahr in unseren Kliniken so gering wie möglich zu halten.“

Nach den ersten Erfahrungen im In- und Ausland seien vor allem ältere und schwerkranke Patienten besonders von dem Virus betroffen; die Zeit zwischen der Ansteckung und ersten Symptomen betrage zwei bis 14 Tage. Ein Besucher, der sich völlig gesund fühle, könne also möglicherweise trotzdem das Virus ins Krankenhaus tragen, begründet das Klinikum die rigorose Maßnahme. Ausnahmen gibt es nur im Einzelfall: Angehörige dürfen einen Patienten besuchen, der im Sterben oder auf der Palliativstation liegt, oder wenn medizinische Gründe einen Besuch erfordern. Außerdem dürfen Patienten, die in den Notaufnahmen eingeliefert werden, oder gebärende Frauen, sowie kranke Kinder von einer Person begleitet werden.

Pandemieplan für die Altenheime

Den Alten- und Pflegeheimen im Kreis hat das Landratsamt einen Pandemieplan geschickt, der unter anderem Planungshilfen für Alteneinrichtungen enthält. Bei den Heimbegehungen werde die Behörde besonders darauf achten, ob die Präventionsmaßnahmen umgesetzt würden, „und wir werden die Einrichtungen auch entsprechend beraten“, sagt der Landkreis-Sprecher Andreas Fritz.

Auch an anderer Stelle werden die Auswirkungen der Corona-Welle stärker spürbar. Seit am Dienstagabend klar war, dass sich ein Schüler der Eingangsklasse des Wirtschaftsgymnasiums infiziert hat, steht bei Wolfgang Ulshöfer, dem Schulleiter der Robert-Franck-Schule, das Telefon nicht mehr still. Die Klasse des Schülers, der in den Faschingsferien in Südtirol Skifahren war und ein paar Tage später erkrankte, wurde aufgefordert, vom Mittwoch an fürs Erste zuhause zu bleiben. Ebenso sämtliche Parallelklassen.

Wolfgang Ulshöfer: „Wir bemühen uns um größtmögliche Transparenz“

„Als die Nachricht vom Gesundheitsamt kam, hatten wir zum Glück noch eine Konferenz, sodass direkt alle Kollegen informiert werden konnten. Und die Klassenlehrer haben mit den Schülern Kontakt aufgenommen“, sagt Ulshöfer. Die Reinigungskolonne sei gleich mehrfach durch die Schule geschickt worden.

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Am Mittwoch beschloss die Schulleitung in Absprache mit der Gesundheitsbehörde und dem Landratsamt weitere Schritte: „Zur Sicherheit beschulen wir bis zum 20. März nur noch die Klassen, die kurz vor der Abschlussprüfung stehen“, berichtet Ulshöfer. Dann sei die Inkubationszeit vorbei. „Den verpassten Stoff können die anderen Klassen danach leicht wieder reinholen. Wir nehmen alle Sorgen ernst und bemühen uns um größtmögliche Transparenz.“ An anderen Schulen im Kreis kam es nach Auskunft von Hubert Haaga, Leiter des Ludwigsburger Schulamtes, nicht zu nennenswerten Ausfällen.

Der Innenstadtverein bangt um das Märzklopfen

Zu den in Stadt und Landkreis mittlerweile abgesagten Veranstaltungen zählen die Berufsausbildungsmesse mit rund 7000 Besuchern im Forum am Schlosspark, die für 13. und 14. März geplant war, und mehrere Konzerte, Vorträge, Tage der offenen Tür oder Ehrungen. Die Stadt Vaihingen verschiebt ihre Musiknacht und den Festakt 900 Jahre Gündelbach.

Am Mittwoch gab das Gesundheitsministerium den angekündigten Erlass heraus, dass Veranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abgesagt werden oder publikumslos ausgetragen werden müssen. An diesem Donnerstag berät der Ludwigsburger Stab für außergewöhnliche Ereignisse, welche Konsequenzen das für geplante Events in der Stadt hat. Der Innenstadtverein Luis bangt um das Märzklopfen am 21. und 22. März, „denn von Ausnahmeregelungen bei Freiluft-Veranstaltungen wie dem Markt auf dem Rathaushof ist bisher nicht die Rede“, so Citymanager Markus Fischer. „Für die Innenstadt ist das Märzklopfen aber enorm wichtig und ein großer Umsatzbringer“. Falle es aus, seien nicht nur „an die 25 000 Euro für bisherige Werbung in den Wind geblasen“. Es drohe ein finanzieller Gesamtverlust in sechsstelliger Höhe.