Während die Vorbereitungen für den Klinikneubau im Eichert laufen (unser Bild zeigt die künftigen Personalappartments), spricht Göppingen vor allem über den Abriss des jetzigen Gebäudes. Foto: Horst Rudel

Auch wenn der vorgesehene Abriss der jetzigen Eichert-Klinik in Göppingen weithin bedauert wird. Es herrscht Einigkeit, dass über die Nachnutzung der Klinik früher hätte diskutiert werden müssen.

Göppingen - Die – zugegeben – völlig unrepräsentative Umfrage unter rund zwei Dutzend Passanten in der Göppinger Fußgängerzone bringt ein recht einheitliches Meinungsbild: Allgemein wird zwar bedauert, dass die jetzige Klinik am Eichert, wenn der Neubau erst steht, abgerissen werden soll. Die seit einigen Tagen laufenden Diskussionen, ob das Gebäude von einem Investor saniert werden soll, um dort Wohnungen, ein Hotel und einiges Weitere unterzubringen, komme aber einfach zu spät, so die fast einhellige Meinung.

Eine ältere Frau aus Heiningen findet, „dass man sich das viel früher hätte überlegen müssen, nicht erst jetzt, wo alles geplant ist“. Ein junger Mann aus dem Stadtbezirk Bartenbach hält es mit der Devise von Michail Gorbatschow, dem einstigen Staatspräsident der Sowjetunion, „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“, und bezeichnet die Idee als „spinnert“. Petra Schmid versteht zwar nicht, „warum es überhaupt einen Klinikneubau braucht“. Für sie sei die Sache inzwischen aber durch. „Man kann nicht so einen Klotz stehen lassen, sondern muss etwas Grünes für die Patienten anlegen“, ergänzt die Eislingerin.

Architekt Ehrle: Pläne sind aus städtebaulicher Sicht ein Unglück

Was den letzten Punkt angeht, ist sie mit dem Stuttgarter Architekten Manfred Ehrle, der das Neubauprojekt planerisch verantwortet, einer Meinung. „Genau an der Stelle, an der jetzt die Klinik steht, wird ja ein Park entstehen. Außerdem sind dort potenzielle Erweiterungsflächen vorgesehen“, sagt der Geschäftsführer der Arcass Planungsgesellschaft. Seit Beginn des Projekts sei klar gewesen, dass der Altbau wegkomme. Unter diesen Voraussetzungen, die sich im Fall der Fälle massiv veränderten, sei das Konzept für den Neubau entwickelt worden, fügt er hinzu.

Die mögliche Nachnutzung, die der Göppinger Unternehmer Johannes Krauter kürzlich im Kreistag nicht öffentlich vorgestellt hatte, bezeichnet Ehrle als „Zufallsprodukt, das nach drei Jahren eine Debatte in Gang gesetzt hat, die viel früher hätte geführt werden müssen“. Ein Problem für den Zeitplan beim Neubau an sich sieht der Architekt indes nicht. „Wir sind im Takt. Da spielt es keine Rolle, ob der Altbau stehen bleibt oder nicht, da das Krankenhaus ja ohnehin bis zum Umzug funktionieren muss“, stellt er klar. Aus städtebaulicher Sicht hält er das Vorhaben aber für „ein Unglück“. Allerdings sei es die Aufgabe der Stadt, darüber zu befinden.

Zeitplan für den Neubau würde sich im Fall der Fälle verzögern

Zumindest was Göppingens Oberbürgermeister Guido Till angeht, hat Ehrle in dieser Hinsicht nach wie vor einen Verbündeten. An der Skepsis des Rathauschefs dem Vorhaben gegenüber konnte auch ein langes Gespräch mit Krauter nichts ändern. Till kann sich „eine derart massive Bebauung dort nicht vorstellen“. Nach dem aktuellen Stimmungsbild ist zwar nicht davon auszugehen, doch sollte der Gemeinderat eine andere Meinung vertreten, wäre der zeitliche Ablauf für den Neubau, der 2023 fertig sein soll, wohl nicht mehr zu halten. Dann müsste das zurzeit laufende Bebauungsplanverfahren neu aufgesetzt werden. Was in diesem Fall aus den Zuschussanträgen beim Land wird, lässt das Sozialministerium derweil offen. „Die laufenden Diskussionen sind uns bislang nur aus der Zeitung bekannt“, heißt es in einer Stellungnahme. Grundsätzlich lege das Ministerium aber Wert darauf, dass Klinikneubauten nicht durch Nachnutzungen daran gehindert werden dürften, ihre medizinischen Versorgungsmöglichkeiten auszuschöpfen. „Inwiefern damit förderrechtliche Auswirkungen verbunden sind, ist mit dem Krankenhausträger zu erörtern.“

Informationen zum Neubau an diesem Mittwoch

Noch bevor die Nachnutzung-statt-Abriss-Diskussion wegen des Altbaus der Klinik am Eichert aufgeflammt ist, hatten die Verantwortlichen der Alb-Fils-Kliniken (AFK) bereits zu einem Informationsabend rund um den aktuellen Stand des Neubauvorhabens eingeladen. Diese Veranstaltung findet just an diesem Mittwoch von 17.30 bis 19 Uhr im Speisesaal der Göppinger Klinik am Eichert statt.

Die AFK- Geschäftsführung, das Neubauteam und Manfred Ehrle vom Architekturbüro Arcass berichten über die Baufortschritte und die Entwurfsplanung des neuen Klinikgebäudes mitsamt der Kostenberechnung sowie über das vorgesehene Medizinkonzept. Im Anschluss stehen die Referenten für Fragen zur Verfügung.