Geprüft wurden die Kliniken nach elf Qualitätsindikatoren für gynäkologische OPs, Geburtshilfe und Brustchirurgie Foto: dpa

Zum ersten Mal wurden nun Zahlen zur Behandlungsqualität in deutschen Krankenhäusern veröffentlicht. Auch wenn die Patienten dadurch mehr Transparenz erhalten, ist das Verfahren kritisch zu sehen, findet unser Autor Willi Reiners.

Stuttgart - Kann man die Qualität von Krankenhäusern messen? Darüber streiten Kliniken und Bundesgesundheitspolitiker seit Jahren. Letztlich hat sich die Politik durchgesetzt – und das ist eindeutig im Interesse der Menschen. Patientinnen etwa, die vor einem gynäkologischen Eingriff stehen, können sich nun informieren, ob das Krankenhaus der Wahl die beworbene minimalinvasive OP-Methode wirklich so gut beherrscht, wie es im Hochglanzprospekt behauptet.

Die erstmals für einzelne Kliniken veröffentlichten Zahlen zu elf Qualitätsindikatoren für gynäkologische OPs, Geburtshilfe und Brustchirurgie sind nur der Anfang. Weitere Indikatoren werden folgen. Der Druck vor allem auf kleinere Kliniken, die die Vorgaben hinsichtlich personeller Besetzung, therapeutischer Standards und Komplikationsraten verfehlen, wird steigen. Sie dürften Kunden verlieren – man nennt es Wettbewerb.

Allerdings: Das Verfahren der Qualitätsmessung wirft durchaus Fragen auf. Häuser, die schwerstkranke Patienten annehmen und mit mehr Komplikationen rechnen müssen, könnten benachteiligt sein. Auch die Art der Veröffentlichung ist zu hinterfragen. Ohne Vorkenntnisse sind die komplexen Tabellen des Klinik-Tüv kaum zu verstehen. Missverständnisse scheinen programmiert.

Zu rechtfertigen ist das Verfahren letztlich nur, weil es um ein höheres Gut geht – die Gesundheit der Menschen. Damit kommt auch die Landespolitik ins Spiel. Sozialminister Manfred Lucha will die Qualitätsdaten nicht zum Anlass nehmen, um notorisch auffällige Stationen aus dem Landeskrankenhausplan zu nehmen. Eine bemerkenswerte Position, auch wenn die hiesigen Häuser in den jüngsten Zahlen vergleichsweise gut abschneiden.

willi.reiners@stzn.de