Die 13 neuen Mitarbeiter des Ludwigsburger Krankenhauses kommen gut gelaunt am Flughafen in Stuttgart an Foto: RKH Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim

Die Klinik in Ludwigsburg hat 13 ausgebildete Fachkräfte in Südamerika angeworben. Ob diese längerfristig bleiben, muss sich zeigen.

Ludwigsburg - Für 13 Pflegekräfte hat vor einigen Wochen ein neues Leben in Deutschland begonnen – mit einer zweiwöchigen Quarantäne. Die Neuankömmlinge stammen nämlich aus Brasilien, nach Deutschland sind sie mit Hilfe der Regionalen Kliniken Holding (RKH) eingereist, für die sie nun in Ludwigsburg arbeiten. „Durch ihr Studium der Pflegewissenschaft, das in Brasilien zur Berufsausübung notwendig ist, und ihre langjährige Berufserfahrung in der Pflege bringen sie ein hohes pflegerisches Niveau mit“, heißt es in einer Mitteilung.

Damit ihre Qualifikation hierzulande anerkannt wird, müssen die neuen Fachkräfte neben einem Sprachkurs auch eine sogenannte Anerkennungsprüfung ablegen. „Wir freuen uns auf die neuen Kolleginnen und Kollegen aus Brasilien, die in etwa sieben bis zehn Monaten ihre Anerkennung erhalten werden“, sagt Steffen Barth, Leiter des Ressorts Personal bei der Direktion für Pflege- und Prozessmanagement. Die Brasilianer sollen unter anderem helfen, den Personalmangel im Intensivbereich etwas zu lindern , daneben werden sie auch in der Kardiologie, Onkologie, Neurologie, Neurochirurgie und Urologie eingesetzt.

Nicht immer eine Erfolgsgeschichte

Die Kliniken im Kreis haben nach eigenen Angaben durchaus gute Erfahrungen mit Pflegerinnen und Pflegern aus dem Ausland gemacht, garantierte Erfolgsgeschichten sind die Verpflichtungen allerdings nicht immer. Vor neun Jahren waren 25 neue Mitarbeiter aus Spanien nach Ludwigsburg gekommen, gerade mal eine Pflegekraft steht derzeit noch auf dem Gehaltszettel der Holding. Dass fast alle wieder in ihre Heimat zurückkehrten, habe auch mit der verbesserten Situation auf dem Arbeitsmarkt zu tun gehabt, manchen sei es in Deutschland „zu kalt“ gewesen, „andere haben sich nicht mit der Mentalität und der Lebensweise zurecht gefunden, wieder andere wollten zu ihren Familien zurück“, sagt Kliniken-Sprecher Alexander Tsongas. Andere Anwerbungen – in den Philippinen, den Balkanstaaten oder Ungarn – seien besser gelaufen. „Die meisten Pflegekräfte sind hier geblieben und heute voll integriert“, sagt Tsongas.

Auch eine ethische Frage

Damit das auch bei den neuen brasilianischen Mitarbeitern gelingt, stellt die Klinik ihnen Paten und Mitglieder ihres Integrationsteams zur Seite, sodass sie Ansprechpartner, die Portugiesisch können, haben. Außerdem leben sie zunächst zusammen in einem Gebäude, und es gibt monatliche Treffen, bei denen Sorgen und Nöte zur Sprache kommen sollen. Allein können die Südamerikaner den Mangel auf den Stationen freilich nicht beheben. Generell sei „das Anwerben von Pflegekräften aus dem Ausland eine von mehreren Maßnahmen“, teilt die Holding dazu mit. Sie sucht auch im Ausland nach Personal, weil ihr derzeit nichts anders übrig bleibt. Die Klinikenleitung wägt dabei sorgsam ab. Denn es stelle sich die Frage, ob es „ethisch vertretbar ist, anderen Ländern, die eventuell auch einen Mangel an Pflegekräften haben, diese abzuwerben“.