Der Biergarten liegt idyllisch am Ende der großen Wiese vor der Kulisse des Gaskessels und der Gaisburger Kirche. Foto: Jürgen Brand

Am 22. April gibt es in diesem Jahr erstmals den traditionellen Gaisburger Marsch im Biergarten in der Klingenbach-Anlage.

S-Ost - Das Geheimnis von einem guten schwäbischen Kartoffelsalat lautet . . . wohl jeder, der da für seine Kreation auf diesem Gebiet schon mal ein Lob bekommen hat, wird spätestens jetzt bei diesem Thema schweigsam. Stefanie Geppert lässt sich zumindest noch ein bisschen was entlocken: „Es hat viel mit dem Essig zu tun“. Und mit der Qualität der Kartoffeln. Und der Sorte. Und natürlich mit deren Lagerung. Und überhaupt: „Man muss halt beim Zubereiten immer wieder abschmecken. Das ist das A und O“.

So weit, so informativ. Die Gaisburger, Ost-Bewohner und etliche drumrum grämen sich jedoch nicht über so viel Verschwiegenheit, denn die Glücklichen haben ja ihre erste Adresse für einen herausragenden Kartoffelsalat: Den Biergarten Klingenbach. Und der hat jetzt wieder offen: Bei schönem und auch bei nicht so ganz schönem Wetter. Möglichst jeden Tag also. Und sieben Tage die Woche. Bis ungefähr Mitte Oktober.

Frühmorgens Kartoffeln schälen

Frühaufsteher, die von der Landhausstraße her den Park betreten, kennen seit Jahrzehnten das vertraute Bild: Da sitzen schon morgens gegen sieben Uhr eine oder mehrere Personen vor dem kioskartigen Gebäude und schälen eifrig Kartoffeln. Seit drei Jahren machen dies Stefanie Geppert und Daniel Volkensfeld, die gemeinsam den Biergarten betreiben. Davor war dies Mutter Geppert. Und vor dieser war es die Oma Geppert, wenn notwendig, jeweils von Helfern umgeben. Seit gut 40 Jahren gibt es das backsteingemauerte Haus am Parkrand, seitdem ist es in fester Familienhand. Und fast so lange gibt es dort den ganz besonderen Kartoffelsalat.

Tradition wird geschätzt

Da steckt also viel Tradition drin im Klingenbach-Biergarten und dies wird auch geschätzt von den Besuchern. Tradition lebt aber auch von der Erneuerung. „Es kommen seit einigen Jahren immer mehr neue Leute zu uns“, berichten Geppert und Volkensfeld. Und die wollen auch gut versorgt sein. Die beiden: „Da bieten wir jetzt eben verschiedene Gerichte an einem Tag an“. Sprich: Bisher war vor allem der Schweinsbraten mit selbst gemachten Spätzle der Renner vor allem am Wochenende, jetzt kommen eben auch noch Schnitzel oder Curry-Wurst mit Pommes frittes hinzu. Oder es gibt Fleischküchle als weiteren Klassiker. Das erfordert viel Organisationsgeschick in dieser beengten Küche, die ja nicht größer wird mit den weiteren Aufgaben. Und 200 Essen gehen locker an einem guten Tag über den Tresen.

Damit das gut und möglichst noch besser funktioniert, investieren die beiden regelmäßig in den Betrieb. Für diesen Sommer ist es eine neue Schankanlage. Statt vier Hähnen sind es jetzt sieben: „Jetzt können wir auch alkoholfreies Bier mit der Zapfanlage ausschenken. Jetzt kann jeder wählen, ob er ein kleines oder ein großes Glas will“, so Volkensfeld. Dafür mussten freilich auch die Kühlungsmöglichkeiten vergrößert werden.

Gut bürgerlich kommt gut an

Und was es alles Neues gibt, steht mittlerweile auch auf einem eigenen Auftritt in Facebook. Praktisch: Da sind immer die aktuellen Tagesgerichte punktgenau abrufbar. Aber das kann man natürlich auch nach wie vor noch konventionell telefonisch abfragen.

Die Experimente halten sich in Grenzen, dafür stehen ja auch die schon erwähnten Speisen. „Wir bleiben hier gut bürgerlich, das kommt hier auch bestens an“, so die beiden. Und dazu gibt es ein Gericht, das besonders gut zu diesem Ort passt, das an Beliebtheit alle anderen in den Schatten stellt, das deshalb auch nur an ausgewählten Tagen angeboten wird: Der Gaisburger Marsch. Der erste Marsch-Termin steht bereits fest: Ostermontag, der 22. April.

„Da rennen uns die Leute die Bude ein“, freut sich Geppert, „davon können wir nicht genug machen.“ Deshalb kommt es schon mal vor, dass am Ende doch noch auf Currywurst & Co. umgestellt werden musste. Zum Dauerangebot wird dieser Marsch dennoch nicht, die eigene Zubereitung benötigt Zeit. „Drei Tage sind notwendig, bis der Gaisburger Marsch so weit ist, dass er allen schmeckt“, so Geppert.

Immer der Blick aufs Wetter

Jetzt muss halt noch das Wetter mitmachen. „Wir haben vier Wetter-Apps im Blick, um zu schauen, was der Tag und was die Woche bringt“, so Volkensfeld. Denn beim Selbermachen muss natürlich vorausschauend geplant werden, ob ein Ansturm zu erwarten ist oder ob quasi niemand kommt. Wer also wissen will, ob der Biergarten geöffnet hat, verfolgt das Geschehen also selbst auf so einer App, geht zum facebook-Auftritt – oder ruft dort ganz konventionell an.

Geppert und Volkensfeld freuen sich schon mal auf die Gäste und einen entsprechenden Sommer. „Der Park ist eine wahre Oase und sehr wichtig für den Stadtteil“, schwärmt Geppert. Sie kennt diese Anlage schon von Kindesbeinen an und so auch die Leute, die hier leben oder schon lange hierher kommen: „Es ist nicht mehr so wie früher, aber der Park hier ist für viele Menschen von großer Bedeutung. Das muss erhalten bleiben.“ Hier trifft sie sich mit ihrem Partner auch in Sachen gastronomischem Angebot: „Meine Eltern betreiben ein Lokal mit einem vergleichbaren Angebot in Harthausen bei Filderstadt“, so Volkensfeld. Zwei Gastro-Kinder auf den Spuren ihrer Eltern. Kennengelernt haben sie sich übrigens während ihrer Ausbildung im Mövenpick-Restaurant am Stuttgarter Flughafen.