In Köngen sollen Einlaufbauwerke mit Rechen am Feldrand Wohngebiete vor Schlammlawinen schützen. Foto: Kerstin Dannath

Infolge des Klimawandels steigt die Gefahr von Starkregen und schweren Überschwemmungen. In Köngen trifft die Gemeinverwaltung Vorsorge – und fordert dies auch von den Bürgern. Was es mit der „Jedermannspflicht“ auf sich hat.

Vollgelaufene Keller, Schlammlawinen, die sich in Straßen, über Wege und Gärten ergießen, oder kleine Bäche, die sonst nur munter vor sich hin plätschern, werden plötzlich zu reißenden Strömen – Starkregen verursacht vor allem in den Sommermonaten in Verbindung mit heftigen Gewittern oft große Schäden. Das Problem: Im Gegensatz zu Hochwasser an großen Flüssen ist der genaue Ort und vor allen Dingen der Zeitpunkt kaum vorherzusagen und es kommt für die Betroffenen meist zu bösen Überraschungen. Auch für Köngen gibt es nun eine entsprechende Risikoanalyse, sie wurde jüngst im Gemeinderat vorgestellt. Das Ergebnis: Neben der Kommune müssen auch die Bürger mit ins Boot genommen werden. Rechtliche Grundlage ist die im Wasserhaushaltsgesetz verankerte „Jedermannspflicht“. Sie besagt, dass jeder Grundstücksbesitzer dazu verpflichtet ist, geeignete Vorsorgemaßnahmen gegen Überschwemmungen zu treffen.

 

„Ein allumfassender Schutz ist schwer umzusetzen. Es ist die Aufgabe der Grundstücksbesitzer, Vorsorge zu treffen“, erklärte der Diplomingenieur Armin Binder vom Stuttgarter Fachbüro Winkler und Partner, das von der Gemeinde mit dem Starkregenrisikomanagement beauftragt wurde. In Köngen gilt es nun, das Wissen um die Gefahren an die Bevölkerung heranzutragen. „Dazu ist im kommenden Frühjahr eine öffentliche Informationsveranstaltung geplant“, so Binder. Des Weiteren sollen die Gefahrenkarten zeitnah im Internet veröffentlicht werden. Weitere Möglichkeiten wären Hinweise im Amtsblatt, Informationsbriefe, Broschüren oder Flugblätter.

Bei Starkregen drohen Schlammlawinen

Die nun zunächst im Gemeinderat vorgestellte Analyse gliedert sich in drei Teile: eine hydraulische Gefährdungsanalyse anhand von Starkregengefahrenkarten, eine Risikoanalyse inklusive Steckbriefe einzelner kommunaler Gebäude und in ein Handlungskonzept. Mit involviert, vor allen Dingen in Sachen Gebäudesteckbriefe, waren neben der Verwaltung auch die Feuerwehr und der Bauhof. Das Krisenmanagement in Form von Alarm- und Einsatzplänen sei dabei nur bedingt umsetzbar, warnte Binder.

Der Grund: Die Vorwarnzeiten können extrem kurz sein, obendrein habe sich gezeigt, dass starke Niederschläge eine hohe räumliche Variabilität haben. Als erste Maßnahmenvorschläge für die Kommune empfahl Binder etwa die Verlängerung und Ertüchtigung des bestehenden Grabens in der Steinackerstraße. Dort werden auch der Einbau eines Rechens sowie die Optimierung der Straßeneinläufe empfohlen. Mittlerweile seien sehr leistungsstarke Straßeneinläufe entwickelt worden, die ein Vielfaches mehr Wasser bewältigen können als die Dohlen, die gemeinhin verwendet würden, so der Experte. Auch Mauern als Rückhaltemaßnahmen könnten einiges bewirken. So etwa an der Oberen Neuen Straße, wo die Wohnbebauung direkt an die Felder grenzt und wo bei Starkregen Schlammlawinen drohen.

Auch der Neckar bei Köngen ist ein Thema beim Hochwasserschutz. Foto: Roberto Bulgrin

„Die Kommune ist nun zweifach gefordert“, resümierte Köngens Rathauschef Ronald Scholz – zum einen müsse man die Bürgerschaft für das Thema sensibilisieren, zum anderen gelte es, die Ergebnisse der Analyse im Rahmen der künftigen Bauplanung zu berücksichtigen.