Gebrochenes Meereis ist zu sehen, nachdem der finnische Eisbrecher MSV Nordica auf der Nordwestpassage in der Victoria Strait im Arktischen Ozean gefahren ist. Foto: David Goldman/AP/dpa

Die klimabedingten Veränderungen in der Arktis schreiten dramatisch voran. Die Ausdehnung des Meereises ist die niedrigste jemals gemessene. Die Eisfläche schmilzt im Rekordtempo dahin.

Kopenhagen - Die Ausdehnung des Meereises in der Arktis hat im Oktober einen neuen historischen Tiefstand für diesen Monat erreicht. Eine für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Wassertemperatur habe die Bildung von neuem Eis verlangsamt, teilten Wissenschaftler vom Danmarks Meteorologiske Institut (Dänisches Meteorologisches Institut, DMI) mit.

Wie die Auswertung von Satellitendaten zeigte, betrug die Eisfläche im arktischen Polarmeer am 27. Oktober 6,5 Millionen Quadratkilometer. 

Wachstum des Eises ist langsamer als gewöhnlich

Forscher beobachten die Ausdehnung des Eises seit 1979 unter Zuhilfenahme von Satellitendaten. „Die Ausdehnung des Meereises in der Arktis im Oktober wird die niedrigste jemals gemessene sein“, sagte Rasmus Tonboe vom DMI. Das Wachstum des Eises sei langsamer als gewöhnlich. 

Wie das Institut mitteilte, war die Wassertemperatur etwa einen bis zwei Grad wärmer als gewöhnlich im Oktober. Diese Entwicklung sei in den vergangenen Jahren verstärkt zu beobachten gewesen, erklärte Tonboe, der von einem Teufelskreis sprach: „Wenn das Wasser länger eisfrei bleibt, wärmt die Sonne das Meer stärker auf, was wiederum zu kürzeren Wintern führt, in denen das Eis nicht so dick werden kann wie früher.“

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Eine der vom Klimawandel am stärksten betroffenen Regionen

Im September hatten die Wissenschaftler den zweitniedrigsten Stand der Ausdehnung des Meereises festgestellt. Damals betrug die Eisfläche 3,8 Millionen Quadratkilometer. Normalerweise schmilzt ein Teil des Eises im Sommer ab und wächst über die Wintermonate wieder nach.

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Die Arktis zählt zu den am stärksten vom globalen Klimawandel betroffenen Regionen. Seit den 1990er Jahren geht die Klimaerwärmung dort im Vergleich zum Rest der Welt doppelt so schnell voran. Grund dafür ist ein Phänomen, das als „arktische Verstärkung“ bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine verstärkende Wechselwirkung zwischen Luft, Eis und Wasser.