Landwirtschaft auf der Schwäbischen Alb ist schwierig. Foto: dpa

Thilo Streck, Professor für Biogeophysik, hat erforscht, wie sich der Klimawandel auf hiesige Böden im Kraichgau und auf der Schwäbischen Alb auswirkt. Die Ergebnisse sind höchst unterschiedlich.

Stuttgart - Der Klimawandel und die damit einher gehende Trockenheit macht der Landwirtschaft zu schaffen – auch im Südwesten. Die Schwäbische Alb hat dagegen den Vorteil, dass sie in den Genuss von viel Niederschlag kommt. Trotzdem ist der Anbau von Lebensmitteln hier schwierig, sagt der Biogeophysiker Thilo Streck im Interview.

H - err Streck, nach dem Hitzesommer ein goldener Oktober. Ist das nicht bald unheimlich?

Nein. Die Wechselhaftigkeit des Wetters ist ja legendär, jedes Jahr ist anders. Das nächste Jahr wird vermutlich nicht wieder so warm und trocken, es könnte ein feuchtes und kaltes Jahr werden. Aber der Trend ist klar: Nach den Klimasimulationen unter dem Szenario „weiter so“, das heißt, dass wir global die Treibhausemissionen nicht nennenswert vermindern, wird es zunehmend wärmer.

Sie haben die Auswirkungen des Klimawandels auf den Boden erforscht. Mit welchen Erkenntnissen?

Wir haben die Wechselwirkungen zwischen dem Boden-Pflanze-System und der Atmosphäre untersucht, vor allem im Kraichgau und auf der Schwäbischen Alb. Die Gebiete sind sehr unterschiedlich. Der Kraichgau ist ein traditionelles Gunstgebiet, hat Lössböden und ist relativ warm. Die Alb ist landwirtschaftlich schwierig, ist kälter und hat eine nach hinten verschobene Vegetationsperiode. Nach zehn Jahren aber haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich in den meisten Jahren die Erträge an beiden Standorten kaum unterscheiden. Möglich, dass es im Kraichgau schon zu warm ist, um Maximalerträge zu erzielen. Die Alb hat den Vorteil hoher Niederschlagsmengen. Der Kraichgau gehört zu den wärmsten Gebieten Deutschlands, wird es da noch wärmer, wird häufiger Wassermangel eintreten.

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Wie können sich die Bauern im Südwesten gegen extreme Wetterlagen schützen?

Sie können die Bodenstruktur verbessern durch Humuswirtschaft, bei leichten Böden erhöht dies den Wasserspeicher. Sie können das Sommergetreide früher aussäen, platziert düngen und den Boden konservativ bearbeiten, das heißt, nicht pflügen. Im Extremfall können sie bewässern, was sich bei typischen Ackerkulturen auf den meisten Standorten bei uns jedoch noch nicht lohnt.

Sie erforschen, wie sich die Vegetation auf das Mikroklima auswirkt und umgekehrt. Was haben Sie dabei herausgefunden?

In den heutigen regionalen Klimamodellen ist der Vegetationsverlauf nicht gut abgedeckt. Er ist stets gleich, selbst wenn es in den Simulationen bis zum Jahr 2100 drei oder vier Grad wärmer wird. Die Vegetation verhält sich genau gleich wie heute, sie stammt aus heutigen Luftbildern und wird eingefroren. Wir untersuchen, wie es sich in Klimamodellen auswirkt, wenn man Pflanzen richtig wachsen lässt. Uns interessiert, wie die Verteilung von früh und spät den Boden deckenden Ackerpflanzen, etwa Wintergetreide gegen Mais, aufs lokale Klima wirkt.

Der BUND fordert, die industrialisierte Landwirtschaft einzustellen. Muss das sein?

Die Landwirtschaft trägt zum Klimawandel rund sieben Prozent bei. Es ist trotzdem nicht einfach, die Forderung des BUND zu erfüllen. Auch Landwirte müssen Gewinne erzielen. Wenn Erträge sinken, was stark standortabhängig ist, wie wir jetzt nach der großen Dürre in Norddeutschland sehen, steigen die Kosten im Vergleich zum Gewinn. Die Bauern werden reagieren mit Kostensenkung, das heißt Rationalisierung, Flächenausweitung, größere Maschinen. Dass wir in dieser Situation zur kleinbäuerlichen Landwirtschaft zurückkehren, ist nur möglich, wenn es von außen finanziert wird.