Deutschlandweit gab es mehr als 250 Klimastreiks – wie hier in Stuttgart. Foto: Lg//Leif Piechowski

Fridays for Future hat weltweit zum elften Klimastreik geladen – auch in Stuttgart folgten viele dem Aufruf in einer Sterndemo.

Bunt mit Aussage sind sie, die Papp-Poster der „Körschis“. Hitzeherde auf der Erde, Müll in ihren Ozeanen und viele rote Ausrufezeichen prangen auf den einen, Slogans wie „Körschis for Climate“ oder „Wir wollen auch eine Zukunft“ auf anderen. Die Grundschüler der Stuttgarter Körschtalschule haben sie gestaltet – und zum Marienplatz mitgebracht.

Hunderte Menschen jeden Alters versammelten sich dort am Freitagnachmittag, um für Klimaschutz zu demonstrieren und eine konsequente, sozial gerechte Klimapolitik einzufordern. Zu diesem elften Globalen Klimastreik hatte Fridays for Future aufgerufen unter dem Motto #PeopleNotProfit. In Stuttgart lief er in Form eines Sternmarsches ab: Von drei Standorten aus – neben Marienplatz auch Feuersee und Kronprinzplatz – gingen Demozüge los, um sich am Rotebühlplatz zu vereinen und gemeinsam zum Karlsplatz zu ziehen zur großen Abschlusskundgebung. Dort kamen Stuttgarter Gruppen wie die afghanische Community, das 365€- Bürger*innenbegehren zu Wort, musikalisch begleitet von der Stuttgarter Band Eau Rouge. Laut Veranstalter nahmen insgesamt etwa 10 000 Menschen teil.

Deutschlandweit gab es an über 250 Orten Klimastreiks

Deutschlandweit gab es an über 250 Orten Klimastreiks, global ging Fridays For Future in fünf Kontinenten auf die Straße. 850 Klimastreiks hätten international stattgefunden, so Fridays For Future Baden Württemberg, über 50 allein in Baden-Württemberg. „Heute haben wir wieder einmal gezeigt, dass wir nach wie vor laut sind, und auch nach über drei Jahren noch auf die Straßen gehen, um der Politik zu zeigen, dass die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichen. Wir werden auch über den heutigen Tage hinaus uns weiterhin für einen schnellen Emissionsrückgang einsetzen, auf allen politischen Ebenen”, so Clara Schweizer, Sprecherin von Fridays for Future Baden-Württemberg.

Zu den Forderungen an die Regierung, die auch schon bei den Stuttgarter Sammelpunkten von Mitgliedern der Bewegung in kleineren Kundgebungen vorgetragen wurden, gehören, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro, um die Energiewende zu beschleunigen und deutschlandweit kostengünstigen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umzusetzen, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. In Stuttgart waren Schilder mit Aufschriften wie „9 Euro-Freund“ oder „1,5 Grad-Ziel nur mit 29-Euro-Ticket und keinen Cent mehr“ zu entdecken. Die Klimakrise sei eine Systemkrise des kapitalistischen Wirtschaftssystems, dessen Struktur auf zwingendes Wachstum und Ausbeutung basiere: Konzerne machten Profite, Menschenrechte würden zurückgestellt. Auf einigen Plakaten war „System Change“ statt „Climate Change“ auszumachen.

Kampf für die 1,5-Grad-Grenze

„Es ist ein riesiges Privileg, hier zusammenzukommen, wenn anderswo zum Teil Menschen das nicht tun können“, betonte Valeria Anselm, Aktivistin bei Fridays For Future Stuttgart. „Wir stehen hier auch für die Länder des globalen Südens!“ Das unterstrich FFF-Mitstreiterin Judith Scheytt: „ Wir kämpfen für die 1,5-Grad-Grenze, aber vor allem kämpfen wir für die jetzt am meisten betroffenen Menschen und Regionen. Wir müssen die großen fossilen Konzerne aufhalten, denn wir werden der brutalen Zerstörung von Menschenleben und Ökosystemen nicht tatenlos zu sehen.“ Echte Veränderung komme von unten, wenn man gemeinsam und geschlossen für etwas kämpfe, könne man unglaublich wirkungsvoll sein.

Zu der Sterndemo waren auch andere Initiativen gekommen, unter anderem Greenpeace, Rettet die Bienen, BUND oder Attac. Nicht gut an kam, dass Vertreter der Bewegung Letzte Generation Flyer verteilten. Fritz Herkenhoff von Fridays For Future betonte: „Sie kämpfen für eine richtige Sache, aber wir betonen explizit, dass wir von ihren Aktionen Abstand nehmen und uns nicht in Geißelhaft nehmen lassen.“