Viele Bürger sind der Meinung, dass das Stadtbad erhalten werden muss. Foto:  

Erneut müssen die Bäderverantwortlichen den Baustart für das neue Sportbad im Neckarpark verschieben. Teurer wird das Projekt ebenfalls. Die Kosten liegen jetzt bei 36,3 Millionen Euro.

Bad Cannstatt - Die Freunde des Schwimmsports atmeten im Herbst 2017 auf: Der Gemeinderat hatte damals endgültig den Bau eines Sporthallenbades nach den Entwurfsplanungen der Architekturbüros AHM (Berlin) und Lehmann (Offenburg) beschlossen. Rund 35 Millionen Euro sollte das Projekt kosten. Das Konzept sieht neben einem 50 Meter langen, wettkampfgerechten Schwimmbecken mit Hubwand auch ein 25-Meter-Becken mit Hubboden vor, einen kleinen Sprungturm mit drei Metern und eine Tribünenanlage mit etwa 900 Sitz- und Stehplätzen. Entstehen soll das Bad an der Mercedesstraße im Bereich der Einmündung der Benzstraße.

Dennoch wird die Geduld der Stuttgarter Schwimmergemeinde weiterhin arg strapaziert. Nicht nur die Sanierung des Mineralbads Berg, das seit September 2016 geschlossenen ist, zieht sich aufgrund nicht vorhersehbarer Quellschäden bis ins Jahr 2020, auch der Neubau des Sporthallenbads im Neckarpark wird länger dauern, als man beim Gemeinderatsbeschluss vor einem Jahr prognostiziert hatte. Damals gingen die Verantwortlichen der Bäderbetriebe von einem Baubeginn im Jahr 2019 aus, jetzt musste der Zeitplan – wieder einmal – korrigiert werden. Startschuss für das Projekt, Experten rechnen mit einer Bauzeit von zwei Jahren, soll jetzt Anfang 2020 sein.

Energietechnische Nachrüstung

Die Verzögerung erklärt man bei den Bäderbetrieben durch zusätzliche Planungen, weil das Bad nach den Bedingungen des Klimaschutz-Plans 2050 des Bundes gebaut werden soll und so energietechnisch nachjustiert werden muss. So wird bei der Wärmerückgewinnung, Abwasseraufbereitung und Lüftungstechnik nachgerüstet. Das erhöht die Kosten von 35 Millionen Euro um etwa 1,3 Millionen Euro, die sich allerdings nach spätestens zehn Jahren amortisieren sollen. „Wir rechnen jetzt zum Ende des Jahres 2019 mit einem Baubeschluss und Anfang 2020 mit dem Baubeginn. Die Inbetriebnahme erfolgt voraussichtlich Anfang 2022“, heißt es aus den Stuttgarter Bäderbetrieben. Die Mangelverwaltung in den Leistungssportarten Schwimmen und Wasserball in Stuttgart dauert also Stand heute länger als gedacht.

Denn bekanntermaßen soll das neue Sportbad einmal die Traglufthalle im Inselbad, die mittlerweile ein übler Flickenteppich ist und jährlich mit großer Mühe aufgebaut werden muss, sowie das veraltete Stadtbad Cannstatt in der Hofener Straße ersetzen.

Stimmen gegen Abriss des Stadtbades

Gegen den Abriss des alten Stadtbads machen sich jedoch immer mehr Stimmen stark. Beim letzten Bürgerhaushalt schaffte das umstrittene Thema es auf Platz 4. Und auch im Bezirksbeirat hatte die CDU schon mehrfach betont, dass angesichts der fehlenden Möglichkeiten für Schwimmunterricht sich es die Stadt nicht erlauben könne, ein zwar sanierungsbedürftiges aber immer noch funktionierendes Hallenbad abreißen zu lassen.

Nicht noch einmal geführt werde vor dem Baustart die Diskussion, ob das neue Bad nicht doch, mit Blick auf internationalen Wettkämpfe, ausgebaut werden sollte. Dazu wären zehn statt der geplanten acht Bahnen nötig. So ist das neue Bad maximal für Wettkämpfe auf nationaler Ebene zugelassen. Die Diskussion war vor einigen Monaten noch einmal aufgeflammt, als Stuttgart Sympathie für eine mögliche künftige Mitbewerbung um die neuen European Championships bekundete, die im vergangenen August in Glasgow und Berlin sehr gut angenommen worden waren. Mit acht Bahnen wird aber eine Bewerbung für das Schwimmen unmöglich. Zehn Bahnen hätten zudem den Vorteil, dass durch eine Querteilung drei vollwertige 25-Meter-Becken für den Übungsbetrieb entstehen könnten. Die große Lösung hätte allerdings laut Kalkulation der Stadt Mehrkosten in Höhe von etwa 2,3 Millionen Euro verursacht. Und die wollte man dann doch nicht in die Hand nehmen.