Daimler-Chef Ola Källenius will die Autos klimaneutral machen Foto: dpa

Daimler setzt sich beim Klimaschutz ambitionierte Ziele, konzentriert sich aber zurecht nicht nur auf das Batterieauto, meint StN-Autor Klaus Köster.

Stuttgart - Das Bild, das der designierte Daimler-Chef Ola Källenius zeichnet, ist durchaus treffend: Gottlieb Daimlers Streben habe nicht dem Ziel gegolten, die Pferde schneller zu machen, sondern er habe etwas ganz Neues schaffen wollen. Nun, 130 Jahre später, riecht es in der Autobranche erneut nach Umbruch. Massiv beschleunigt wird Wandel hin zu neuen Antriebstechnologien durch Regierungen in aller Welt. Wer im Rennen bleiben will, muss beim Klimaschutz vorn dabei sein.

Ausgerechnet der Stuttgarter Bosch-Konzern hat nun vor wenigen Tagen ein Programm vorgelegt, das die Klimaneutralität des gesamten Konzerns bereits im Jahr 2020 vorsieht. Gemessen daran wirkt Daimlers Ziel, dies bei den Autos bis 2039 zu erreichen, auf den ersten Blick sehr langfristig. Auch wenn der Vergleich nicht ganz fair ist, weil sich eine breit aufgestellte Neuwagenflotte nicht so schnell umstellen lässt wie Fabriken und Verwaltungsgebäude, so zeigt sich doch, dass in der Branche ein regelrechter Wettbewerb um möglichst weitreichende Klimaziele entbrannt ist. Dieser kann ihr nur guttun.

Welches Pferd ist das richtige?

Für die deutsche Industrie darf sich der Anspruch aber nicht darin erschöpfen, Trends hinterherzulaufen – sie muss sie auch selbst setzen. Beim Batterieauto hat China schwer aufholbare Wettbewerbsvorsprünge. Umso wichtiger ist, dass Källenius auch für bisher im Schatten stehende Technologien wie die Brennstoffzelle oder synthetische Kraftstoffe die Tür weit offen halten will. Diese haben nicht nur große Vorteile bei Reichweiten, Ladezeiten und der erforderlichen Infrastruktur, sondern können auch weit eher Arbeitsplätze in Deutschland halten. Denn es ist nicht auszuschließen, dass das Batterieauto von heute das Pferd von übermorgen ist. Und dann ist es gut, wenn man nicht alles auf dieses eine Pferd gesetzt hat.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de