Investitionen in Windparks sind klimafreundlich – aber nicht ohne Risiko. Foto: dpa

Mit einem Öko-Label für Finanzprodukte will die EU-Kommission nachhaltige Geldanlagen voranbringen. Umstritten sind aber ihre Pläne für die Kreditvergabe: Brüssel erwägt, zur Förderung umweltfreundlicher Investitionen die Sicherheitsvorschriften für Banken zu lockern.

Brüssel - Die EU-Kommission erwägt eine Lockerung der Sicherheitsvorschriften für Banken bei klimafreundlichen Investitionen. Trotz Warnungen selbst von Umweltschützern will die Brüsseler Behörde prüfen, ob bei der Finanzierung nachhaltiger Projekte eine Absenkung der Kapitalpuffer möglich ist, die Banken für etwaige Verluste vorhalten müssen. Das geht aus einem „Aktionsplan für eine umweltfreundlichere und sauberere Wirtschaft“ hervor, den die Kommission am Donnerstag veröffentlichte. Das Papier sieht auch die Schaffung eines EU-Kennzeichens für grüne Finanzprodukte vor.

Grundsätzlich wurde der Aktionsplan von Bankenverbänden und Umweltschutzorganisationen begrüßt. Die Idee eines Klima-Rabatts bei den Sicherheitsvorschriften stieß aber auf Kritik. Die möglichen Risiken nachhaltiger Finanzierungen dürften nicht übersehen werden, warnte der Bankenverband BdB. Ähnlich hatte sich bereits am Mittwoch die Bundesbank geäußert: „Nachhaltigkeit im Sinne der Umweltfreundlichkeit geht nicht automatisch mit verminderten Risiken einher“, sagte Vorstandsmitglied Andreas Dombret.

Auch Umweltschutzorganisationen beurteilen das Vorhaben kritisch. Es gebe „keine empirisch belastbaren Argumente dafür, dass grüne Kredite weniger riskant wären“ als andere, heißt es in einer von elf Nichtregierungsorganisationen veröffentlichten Stellungnahme. Das Papier wurde unter anderem vom WWF, Germanwatch und Friends of the Earth unterzeichnet.

Umweltschützer fordern Nachteile für klimaschädliche Bankfinanzierungen

Sinnvoller als ein Rabatt auf die Sicherheitspuffer für umweltfreundliche Investitionen wären nach Auffassung der NGOs erhöhte Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung klimaschädlicher Kredite. Denn es gebe durchaus Gründe, diese als besonders riskant einzustufen. So drohten Investitionen in fossile Brennstoffe durch die Energiewende an Wert zu verlieren.

Enttäuscht zeigte sich Sebastien Godinot vom Umweltschutzverband WWF auch vom Zeitplan der Kommission. Erst nächstes Jahr soll danach ein EU-weites Klassifikationssystem für klimafreundliche Investitionen veröffentlicht werden. Das Fehlen einheitlicher Standards gilt als größter Bremsklotz für die Verbreitung grüner Finanzprodukte.

Zwar haben verschiedene Anbieter und Branchenverbände eigene Definitionen und Labels entwickelt. In Deutschland vergibt beispielsweise das Forum nachhaltige Geldanlagen (FNG) ein Siegel für Investmentfonds, die von dem Forum festgelegte Mindeststandards erfüllen. Mangels gesetzlicher Standards können solche Initiativen aber nicht verhindern, dass auch unseriöse Anbieter ihre Produkte als „grün“ oder „nachhaltig“ bewerben. EU-weit verbindliche Begriffsbestimmungen müssten daher noch dieses Jahr her, forderte WWF-Experte Godinot.

Öko-Label für Finanzprodukte für 2019 geplant

Auf Basis des geplanten Klassifikationssystems will die Kommission dann ein EU-Kennzeichen für grüne Finanzprodukte einführen, um Verbrauchern die Orientierung zu erleichtern. Der WWF hätte sich neben einer Auszeichnung nachhaltiger Produkte allerdings Offenlegungspflichten für den gesamten Markt gewünscht. Schon heute gibt es spezialisierte Ratingagenturen und andere Dienstleister, die beispielsweise das Portfolio von Investmentfonds auf deren Vereinbarkeit mit Klimaschutzzielen überprüfen. Ein Beispiel ist die Website www.climetrics-rating.org, die vom gemeinnützigen Carbon Disclosure Project entwickelt wurde. Der WWF wünscht sich eine Verpflichtung aller Anbieter, sich einer derartigen Bewertung zu unterziehen. „Das würde den Druck auf die Anbieter erhöhen, ihre Investmentstrategien zu überdenken“, sagte Godinot.