Gemeinsam macht das Kochen doppelt Spaß. Foto: Julian Rettig

Die Klimaschutzberaterin Sabine Meurer von der Energieagentur Rems-Murr gibt Kurse zum klimafreundlichen Kochen – wir waren in Weinstadt dabei und haben Tipps mitgebracht, mit denen jeder seinen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

Der Umstieg auf erneuerbare Energien, Verzicht auf Kurzstreckenflüge, ein Neuwagen mit Elektroantrieb – diese und andere Dinge sind es wohl, die den meisten Menschen beim Thema Klimaschutz einfallen. Doch auch in der Küche kann jeder seinen kleinen Beitrag leisten. Bei einem speziellen Kochkurs in Weinstadt hat die Klimaschutzberaterin Sabine Meurer von der Energieagentur Rems-Murr uns einige Tricks verraten.

 

1. Weniger Fleisch, mehr Gemüse

Besonders viele Treibhausgase werden bei der Erzeugung von tierischen Produkten ausgestoßen. Rindfleisch führt die Tabelle an – mit Emissionen, die rund 13,6 Kilogramm CO2 pro Kilo Fleisch entsprechen. „Das liegt vor allem am Methangas, das Rinder produzieren“, erklärt Sabine Meurer. Dieses ist 21 mal wirksamer als Kohlendioxid. Aber auch ein Kilo Butter schlägt mit 11,5 Kilogramm CO2-Äquivalenten zu Buche. Zum Vergleich: Bei Tofu ist es ein Kilogramm, bei frischen Tomaten 800 Gramm und bei Mischbrot 600 Gramm. „Bei Tofu und Soja ist es wichtig, dass dieses in Europa produziert wurde – ich empfehle Bio-Tofu“, sagt Sabine Meurer. Sie selbst ernährt sich meist vegan oder zumindest vegetarisch. „Aber es ist mir wichtig, nicht dogmatisch zu sein. Jeder darf essen, was er will“, betont die Expertin.

Sabine Meurer zeigt in ihren Kursen, wie sich die Küche klimafreundlicher gestalten lässt. Auf dem Speiseplan steht unter anderem Pesto aus Radieschengrün. Foto: Julian Rettig/Julian Rettig

2. Saisonal und regional einkaufen

Erdbeeren aus Ägypten, Mangos aus Peru – die Klimabilanz solcher Lebensmittel ist ziemlich mies. Aber auch heimische Herkunft ist kein Garant für weniger Treibhausgase. Pro Kilo Tomaten aus einem beheizten Gewächshaus im Winter in Deutschland entstehen Treibhausgase, die fast drei Kilogramm CO2 entsprechen. „Es ist wirklich schwer, alles richtig zu machen – perfekt geht es fast nicht, aus Sicht des Klimaschutzes“, räumt Meurer ein.

Wer saisonal und regional einkauft, unterstützt oft kleinere Betriebe – auch in der Region gibt es viele Direktvermarkter, die ihre Erzeugnisse in Hofläden oder Automaten anbieten. „Durch regionale Produkte vermeidet man Transportwege“, sagt Meurer. Auf der Speisekarte ihres Kurses stehen beispielsweise Krautkuchen, Gemüsepäckchen und ein Apfel-Trifle zum Dessert – das schmeckt selbst Gemüsemuffeln.

3. Von wegen Abfall: Reste verwerten statt wegwerfen

Die Welthungerhilfe schätzt, dass weltweit 17 Prozent der erzeugten Lebensmittel verloren gehen, weil sie etwa beim Transport beschädigt werden oder in Lagern oder Haushalten verderben. Andere Quellen gehen sogar von einer noch größeren Menge aus. Dadurch gehen Nahrungsmittel verloren, bei deren Produktion ebenfalls Treibhausgase ausgestoßen wurden. „Daher ist es wichtig, bewusst und vor allem nicht zu viel einzukaufen“, sagt Sabine Meurer. Zudem hilft etwas Kreativität in der Küche, auch Bestandteile zu verwenden, die sonst meist im Müll landen. „Aus Radieschengrün und Möhrengrün lässt sich zum Beispiel ein richtig leckeres Pesto herstellen“, sagt Meurer.

Pflanzlich, saisonal, regional, lautet die Devise. Foto: Julian Rettig/ 

4. Unverpackte Waren zu kaufen vermeidet Müll

Verpackungsmüll ist ein großes Umweltthema: Weltweit landet jährlich tonnenweise Plastik im Ozean. Durch den Einsatz von wiederverwendbaren Behältern, Stoffbeuteln und den Einkauf in Unverpackt-Läden lässt sich die Menge an Müll deutlich reduzieren. „Auch in der Region gibt es spezielle Unverpackt-Läden“, sagt Sabine Meurer – etwa die „B:ohne“ in Waiblingen, die derzeit auf eine genossenschaftliche Organisation umstellt. A propos einkaufen: Meurer empfiehlt, fürs Shoppen das Auto auch mal stehen zu lassen. „Auch dadurch werden Treibhausgase vermieden.“

5. Effizientes Kochen und moderne Geräte sparen Energie

Auf das Kochen, Spülen und die Kühlgeräte gehen im Schnitt fast 30 Prozent unseres Stromverbrauchs – da ist eindeutig Sparpotenzial vorhanden. Die Teilnehmer des Kochkurses tauschen Tipps aus: Die Nutzung von Restwärme auf dem Herd, das Verwenden von wenig Wasser und der Umstieg auf moderne, effizientere Geräte sind einige Beispiele. Für letzteren gibt es teilweise sogar finanzielle Förderung, etwa bei der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz.

6. Das Palmöl-Dilemma – was tun?

Palmöl findet sich in vielen Produkten – etwa Nuss-Nougat-Brotaufstrich, Schokolade, Tütensuppen und Cremes. Die Palmöl-Produktion ist sehr oft mit der Abholzung von Regenwäldern verbunden. Doch ein bloßer Austausch gegen andere Pflanzenöle verlagert unter Umständen Probleme nur – denn der Ertrag pro Hektar ist beim Palmöl höher als bei anderen Pflanzenölsorten, die in der Konsequenz mehr Land benötigen. Soja- oder Kokosöl hat daher oft eine noch schlechtere Ökobilanz. Die Initiative Rettet den Regenwald empfiehlt daher europäische Pflanzenöle – etwa Distel-, Maiskeim-, Oliven-, Raps- oder Sonnenblumenöl.

Klima-Kochkurse

Dozentin
Sabine Meurer ist Klimaschutzberaterin bei der Energieagentur Rems-Murr. Diese berät Bürger, Unternehmen, Kommunen und Vereine in Sachen Energiesparen, Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Kurse
Die Klima-Kochkurse finden in unregelmäßigen Abständen statt, der nächste ist noch im Frühjahr in Leutenbach geplant. Ein Datum steht noch nicht fest – weitere Informationen unter https://energieagentur-remsmurr.de/.