Eine gute Wärmedämmung ist eine von vielen Möglichkeiten, den Energiebedarf eines Gebäudes zu senken. Foto: picture alliance / dpa/Armin Weigel

Stuttgart will bis 2050 klimaneutral sein. Damit das gelingt, müssen möglichst viele mitmachen. Am 13. September lädt die Stadt zum virtuellen Infoabend, bei dem es um das Thema energetische Gebäudesanierung geht. Im Fokus: Stuttgart-Degerloch

Degerloch - Dunkelblaue Ränder umrahmen die Hausfassade. Die heruntergelassenen Rollläden heben sich im gleichen Farbton von der gelblich-orangefarbenen Wand ab. „Hier wird Wärme abgegeben“, erklärt Philipp Wachter, der beim Stuttgarter Amt für Umweltschutz das Handlungsfeld Gebäude und Wohnen der Energieabteilung betreut. Die blauen Zonen der Aufnahme, die mit einer Wärmebildkamera gemacht wurde, markieren Stellen, an denen die Wärmedämmung bereits optimal ist.

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Nach einem ersten Informationsabend des Amtes im Februar zum Thema Gebäudesanierung hatten Einwohner von Degerloch/Hoffeld die Möglichkeit, solche Thermografien ihrer Häuser anfertigen zu lassen. Die Vorstellung der Ergebnisse anhand ausgewählter Referenzgebäude erfolgt nun im Rahmen einer weiteren Online-Veranstaltung. Diese ist am Montag, 13. September.

Energiewende betrifft nicht nur Mobilität und Strom

„Die Energiewende ist auch eine Wärmewende“, betont der Leiter des Amts für Umweltschutz, Hans-Wolf Zirkwitz. Das werde vielfach unterschätzt. Dass sich in Sachen Mobilität etwas ändern müsse, sei inzwischen in der Gesellschaft angekommen. Was der alte Gaskessel im Keller mit der Klimabilanz zu tun habe, müsse hingegen noch stärker vermittelt werden. Entsprechend stehen auch Wärmepumpen im Fokus des Infoabends. Anhand von Praxisbeispielen wird erklärt, worauf bei ihrem Einsatz zu achten ist.

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„Stuttgart muss flächendeckend den Energiebedarf senken“, hält Zirkwitz fest. „Die Sanierung von Gebäuden ist in diesem Zusammenhang ebenso wichtig wie eine nachhaltige Energieversorgung.“ Die Rolle der Privathaushalte darf dabei nicht unterschätzt werden. Sie tragen 30 Prozent zum Energieverbrauch der Landeshauptstadt bei. Neben der Effizienz im Verbrauch fallen selbstredend auch die Emissionen durch CO2 ins Gewicht. „Die Stadt geht mit gutem Beispiel voran“, sagt Zirkwitz. „Seit 1990 konnten wir die Emissionen für unsere Liegenschaften, etwa Verwaltungsgebäude, Kitas oder Schulen, um rund 67 Prozent senken“, sagt der Amtsleiter. Die entscheidenden Stellschrauben: Gebäudesanierungen, Energiemanagement und die Verwendung von Ökostrom.

Kosten sollen nicht abschrecken

Freilich kosten die Maßnahmen, die auf dem Weg zur Klimaneutralität anfallen, Geld. Abschrecken lassen sollte sich davon niemand, ermutigt Philipp Wachter alle Unentschlossenen. Es gebe verschiedene städtische Förderprogramme mit Zuschüssen von bis zu 60 Prozent. „Sanieren war noch nie so günstig, wie heute“, ergänzt Hans-Wolf Zirkwitz. „Das klingt ein bisschen wie ein Werbeslogan. Es ist aber so. Zudem steigt der Wohnkomfort, etwa wenn es es keinen Durchzug mehr gibt. Langfristig lässt sich sogar Geld sparen.“

Die umfassenden Beratungsangebote seien in Hoffeld nach der ersten Veranstaltung bereits gut angenommen worden. Das dürfte auch daran liegen, dass das Konzept der Stadt, das bis 2023 umgesetzt werden soll, auf die Gegebenheiten im Quartier eingeht. Die Wohngebiete nördlich des Schulzentrums Degerloch und entlang des südlichen Endes der Hoffeldstraße sollen mit Nahwärme erschlossen werden. Im überwiegend mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebauten Teil von Hoffeld setzt man auf Modernisierung von Einzelheizungen und energetische Sanierung der Gebäude. Im Gewerbegebiet Tränke geht es um die Steigerung der Energieeffizienz bei den dort ansässigen Unternehmen.

Online-Format habe laut Stadt auch Vorteile

Dass der Informationsabend nur online stattfinden könne, sei einerseits bedauerlich, wie Wachter unumwunden einräumt. Man wäre gerne persönlich zu den Bürgerinnen und Bürgern gekommen, sagt er. Das Online-Format habe aber auch Vorteile: „Wir erreichen auf diese Weise auch jene, die Schwierigkeiten hätten, zu einer Veranstaltung zu kommen. Junge Eltern etwa, die keinen Babysitter finden.“

Das Ziel, Stuttgart bis 2050 klimaneutral zu machen, könne nur erreicht werden, wenn sich alle beteiligten. Hans-Wolf Zirkwitz ruft noch einmal die Faustregel in Erinnerung, die von der Landesregierung ausgegeben wurde: „50-80-90 bleibt das Maß, an dem wir uns orientieren“, so der Amtsleiter. „Ein um 50 Prozent reduzierter Energiebedarf, 80 Prozent Einsatz erneuerbarer Energien und eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 90 Prozent.“

Die Zugangsdaten zum Online-Informationsabend „Aktion Gebäudesanierung in Degerloch/Hoffeld“ am 13. September von 18 bis 19.30 Uhr finden sich auf www.stuttgart.de/energie.