Winfried Kretschmann auf Flugreise Foto: dpa

Fast ganz auf Null sollen die Treibhausemissionen der Verwaltung bis zum Jahr 2040 sinken – das hat die Landesregierung beschlossen. Doch nun ruinieren die Landesbediensteten die Zwischenbilanz: Sie jetten offenbar eifrig um die Welt.

Stuttgart - Beim Klimaschutz lässt sich die Grünen-geführte Landesregierung von niemandem übertreffen. Die Ziele können gar nicht ehrgeizig genug sein. Fast ganz auf Null sollen die Treibhausemissionen der Landesverwaltung bis zum Jahr 2040 sinken, so lautet ein Beschluss. Bis dahin allerdings bleibe „noch viel zu tun“, sagte jüngst der Umweltminister Franz Untersteller (Grüne), als er im Kabinett eine aktuelle Zwischenbilanz vorlegte. Die fällt nämlich eher durchwachsen aus.

Zwar nahmen die Treibhausemissionen seit 2010 um 30 Prozent ab, was vor allem daran liegt, dass viele Behörden nun Ökostrom beziehen anstatt Energie aus Öl oder aus Kohle. Doch umso trüber sieht es bei den Dienstreisen aus. Vor allem das Flugzeug hat es den Landesbediensteten angetan, denn sie jetten in ihrem Alltag eifrig in der Welt herum. „Die . . . errechneten Emissionen sind von 26 967 Tonnen CO2 im Jahr 2010 auf 41 028 Tonnen CO2 im Jahr 2015 und damit um 52 Prozent angestiegen“, heißt es in der Bilanz. Auf sage und schreibe 72,7 Millionen Kilometer summieren sich allein die Interkontinentalflüge im Jahr 2015. Zwei Jahre zuvor waren es noch nur 55,4 Millionen Kilometer gewesen. Und das, obwohl die Ressorts für jeden Flugkilometer sogar eine Klimaabgabe zahlen müssen.

Video statt Flugzeug

An die große Glocke hat Untersteller diese Zahlen natürlich nicht gehängt. Das übernimmt dann der CDU-Umweltpolitiker Paul Nemeth. „Das ist eine Entwicklung, die sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht absolut untragbar ist“, sagte er dieser Zeitung. Und zeitgemäß sei ein solches Mobilitätsverhalten schon gar nicht. In einem Brief erinnert er Untersteller daran, dass es Telefon- und Videokonferenzen gibt, und schlägt Anreize für die Nutzung klimafreundlicher Verkehrsmittel vor. Beim Umweltminister rennt er damit offene Türen ein.

„Auf das notwendige Maß“ will der Umweltminister die Flugreisen reduzieren. Deshalb hat er jetzt erst mal die Klimaabgabe erhöht. Mit dem Geld unterstützt die landeseigene „Stiftung Entwicklungszusammenarbeit“ mehrere Entwicklungshilfeprojekte zum Klimaschutz. Ist dann nicht alles gut? Nemeth widerspricht. Ein solches „Freikaufen“ sei allein noch keine geeignete Maßnahme, um den Flug-Boom in der Landesverwaltung zu begegnen.