Beim 3. Klimaschutz- und Energietag wurden in Winnenden erfolgreiche Projekte vorgestellt. Foto: Gottfried Stoppel

Beim kommunalen Klimaschutz ist Luft nach oben – doch manche Orte betreiben Pionierarbeit. Beim Klimaschutz- und Energietag zeigen Gemeinden, was sie in Sachen erneuerbare Energien leisten können.

Rems-Murr-Kreis - Es sei durchaus noch Potenzial vorhanden, sich für den Klimaschutz einzubringen, betonte der Landrat Richard Sigel in seiner Eröffnungsrede des dritten kommunalen Klimaschutz- und Energietags des Rems-Murr-Kreises. Dabei solle vor allem der weitere Ausbau von erneuerbaren Energien intensiviert und voran gebracht werden. Das Thema Solarenergie stand in diesem Jahr bei der Veranstaltung im Winnender Rems-Murr-Klinikum im Mittelpunkt. Dabei gehe es nicht darum, Konzepte im „Elfenbeinturm“ zu entwerfen und dann gesteuert umzusetzen, betonte der Landrat. Vielmehr sollten praktische Ideen aus der Bürgerschaft gefördert werden, schließlich wirke nichts so überzeugend, wie ein funktionierendes Beispiel.

Bürger nehmen ihre Energieversorgung selbst in die Hand

Eines dieser praktischen Beispiele, die als Vorbild dienen sollen, stellte Dieter Lindenmaier von der Genossenschaft Bürgerenergie Schwaikheim vor. Um vier Mehrfamilienhäuser am Stadtrand von Winnenden künftig mit Strom zu versorgen, wurde ein Konzept entwickelt, das den Mietern dort zu 100 Prozent Ökostrom liefert. Primär soll die Energie von der Photovoltaikanlage auf dem eigenen Hausdach kommen. Wenn die Sonne dann aber einmal nicht scheint, füllen die Bürgerwerke die Energielücke mit „grünem Strom“, den die anderen Mitgliedsgenossenschaften aus Wind- oder Wasserkraft gewonnen haben. „Hier versorgen also Bürger sich selbst und andere Bürger mit eigens erzeugter Energie aus erneuerbaren Ressourcen“, erklärt Dieter Lindenmaier. Damit bekämen Mieter in Mehrfamilienhäusern die selben Möglichkeiten bei der Nutzung erneuerbarer Energien, die Eigenheimbesitzer schon seit vielen Jahren nutzten. Mit sechs Photovoltaikanlagen hat die Genossenschaft bislang mehr als 182 000 Kilowattstunden Sonnenstrom erzeugt. Damit seien 55 Haushalte mit Strom versorgt worden und der Umwelt seien 109 Tonnen Kohlenstoffdioxid erspart geblieben. Auf diese Zahlen sei er stolz, gibt Dieter Lindenmaier zu.

Eine autarke Wärmeversorgung ist möglich

Ein weiteres Best-Practice-Beispiel hat der Kämmerer der Gemeinde Aspach im Gepäck. „Bis 2050 wollen wir unsere Gemeinde komplett autark mit Wärme versorgen“, erklärt Holger Dörrscheidt. Um dieses Ziel zu erreichen, habe man die Abwärme einer bereits bestehenden Biogasanlage genutzt, um Wohnhäuser und Gewerbegebäude zu beheizen. „Wir konnten mit viel bürgerschaftlichem Engagement erreichen, dass ein Großteil unserer Wärmeversorgung heute in kommunaler Hand ist“, stellt der Gemeindekämmerer fest.

Für noch mehr Unabhängigkeit hat die Gemeinde vor kurzem einen Holzheizkessel angeschafft, in dem Holzschnitzel aus der Umgebung verheizt werden. Damit habe man im vergangenen Jahr 49 Wohn- und Gewerbegebäude mit insgesamt 3,2 Millionen Kilowattstunden beliefern können, erklärt Holger Dörrscheidt. In einem zweiten Bauabschnitt sollen in Kürze 47 weitere Abnehmer dazu kommen. Damit sei dann fast die ganze Gemeinde an die kommunale Wärmeversorgung angeschlossen.

Landrat Richard Sigel kündigte derweil an, dass er dem Kreistag noch vor der Sommerpause ein drittes Klimaschutzhandlungsprogramm für die Zeit von 2019 bis 2022 vorschlagen werde.