Vier Windkrafträder auf der Kuppe des Rosskopfs bei Freiburg Foto: dpa

CO2-Ausstoß soll um 30 Prozent sinken: Gönner legt neues Klimaschutzkonzept vor.

Stuttgart - Bis 2020 soll in Baden-Württemberg fast ein Drittel weniger klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) erzeugt werden als noch 1990. Die CDU-FDP-Landesregierung hat am Dienstag ein neues Konzept zum Klimaschutz vorgelegt.

 "Wir haben keine Zeit, die Hände in den Schoß zu legen." Umweltministerin Tanja Gönner hat am Dienstag in Stuttgart das überarbeitete Klimaschutzkonzept des Landes mit dem Titel "2020 plus" vorgelegt und neue Anstrengungen beim Klimaschutz angekündigt. Es sieht vor, den CO2-Ausstoß innerhalb der nächsten zehn Jahre um 30 Prozent zu senken - pro Kopf würde dies eine Reduzierung von derzeit jährlich sieben auf unter sechs Tonnen bedeuten. Bundesweit liegt der Pro-Kopf-Ausstoß derzeit noch bei jährlich zehn Tonnen CO2. Mehr noch. Gönner will erreichen, dass bis zum Jahr 2050 pro Kopf nur noch zwei Tonnen klimaschädlicher Treibhausgase im Land entstehen.

Um die "ehrgeizigen Ziele", so Gönner, zu erreichen, sollen in denn nächsten Jahren die erneuerbaren Energien stärker zum Einsatz kommen, die Wärmedämmung von Gebäuden verbessert, Abwärme von Betrieben und bei der Stromproduktion besser genutzt werden. Den Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch will Gönner von derzeit zehn Prozent auf 13 Prozent im Jahr 2020 steigern. Im gleichen Zeitraum soll der Anteil an der Stromproduktion von jetzt 15 auf 20 Prozent und der Anteil an der Wärmeerzeugung von zehn auf 16 Prozent wachsen.

Damit sieht Gönner die Möglichkeit, von 2018 an die Atomkraftwerke im Südwesten (Neckarwestheim und Philippsburg) nach und nach vom Netz zu nehmen: "Wir brauchen die Kernenergie noch als Brückentechnologie, um hohe Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen zu gewährleisten und beim Klimaschutz nicht zurückzufallen. Das Ende der Brücke ist jedoch sichtbar." Die Ministerin forderte den Bund auf, schon 2012 die Energiestandards für Gebäude erneut anzuheben. Hier gebe es Handlungsbedarf, weil die privaten Haushalte derzeit ein Viertel der gesamten CO-2-Emissionen verursachen, vor allem im Bereich Wärmedämmung von Gebäuden. Ein erhöhter Förderrahmen und verbesserte steuerliche Absetzungsmöglichkeiten seien deshalb notwendig, "um ältere Häuser energetisch schneller auf Vordermann zu bringen".

Auch Treibstoffverbrauch von Pkws soll vermindert werden

Im Verkehrsbereich soll nach dem Willen der Ministerin bis zum Jahr 2050 der Treibstoffverbrauch von Pkw um 60 Prozent gemindert werden. Damit könnte der durchschnittliche Co-2-Ausstoß von heute 152 Gramm pro Kilometer auf 74 Gramm nahezu "halbiert werden". Das Land selbst will dabei mit gutem Beispiel vorangehen. "Unser Ziel ist es, bis 2050 eine weitgehend Co-2-neutrale Verwaltung aufzubauen."

Die Grünen kritisierten, das Land habe noch nicht einmal seine bisherigen Pläne zur CO2-Minderung erreicht. Laut Umweltplan des Landes sollten die CO2-Emissionen bis zu diesem Jahr auf unter 65 Millionen Tonnen gesenkt werden, sagte der Grünen-Energieexperte Franz Untersteller. Tatsächlich lägen sie laut Angaben des Statistischen Landesamts nach wie vor bei rund 73 Millionen Tonnen pro Jahr. Die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude komme zu langsam voran, hier würden zu geringe qualitative Standards zu Grunde gelegt, und der Ausbau der Erneuerbaren Energien lasse zu wünschen übrig.

Die SPD nannte Gönners Vorhaben mutlos. Dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (Bund) reichen die Ziele des Klimaschutzkonzepts "2020 plus" nicht. "Schon jetzt zeichnen sich viele Ausnahmen ab", kritisierte Bund-Landeschefin Brigitte Dahlbender in Stuttgart. Zwar werde im Land vergleichsweise wenig CO2 pro Kopf ausgestoßen. Die Bilanz lasse aber außer acht, dass Baden-Württemberg ein Stromimportland sei. Die Treibhausgase, die bei der Herstellung des importierten Stroms entstehen, würden in der Rechnung nicht berücksichtigt.