Weinstadt nimmt die Windkraft in den Blick. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Weinstadt möchte bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Fachleute sollen jetzt auf der Gemarkung auch Potenziale für Windkraft ermitteln. Wie sehen die ersten Schritte aus?

Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen – dieses Ziel hat sich die Stadt Weinstadt gesteckt. Um es zu erreichen, möchte man nun neben der Solarenergie auch die Windkraft in den Blick nehmen. Den Anstoß, die für Herbst geplante Standortsuche für Freiflächensolaranlagen auf Windräder auszuweiten, ging von der GOL-Fraktion im Gemeinderat aus. In ihrem Antrag dafür bezog sie sich auf Daten des Klimabündnisses Weinstadt.

Mehr Gigawattstunden Strom

Danach müssen mit erneuerbaren Energien jährlich 60 bis 65 Gigawattstunden Strom produziert werden, will man bis zum Jahr 2030 ihren Anteil am Gesamtbedarf in Weinstadt zumindest auf 50 Prozent steigern. Dabei geht Karl Greißing vom Klimabündnis in seiner Berechnung davon aus, dass durch mehr E-Mobilität und den Einsatz von Wärmepumpen der Stromverbrauch in der Stadt von derzeit um die 96 Gigawattstunden pro Jahr auf 120 bis 130 zunehmen wird. Würde man 30 Prozent der für Solaranlagen geeigneten Dachflächen nutzen, könne man die auf diese Weise bislang erzeugten sechs Gigawattstunden auf 33 erhöhen. Weitere 19 Gigawattstunden könnten zwei Solarparks mit einer Fläche von 19 Hektar jährlich liefern und zwei Windräder könnten 15 Gigawattstunden beisteuern.

Dies zeige, so argumentierte die GOL, dass ohne Windenergie selbst der „bescheidene“ Anteil erneuerbarer Energien von 50 Prozent kaum zu erreichen sei. Somit könne auf sie nicht verzichtet werden. Zumal der neue Windatlas Baden-Württemberg für Weinstadt einige geeignete Flächen mit Windleistungsdichten von mehr als 215 Watt pro Quadratmeter ausweise. „Die Kunst der Stunde ist, Strom gleichzeitig zu erzeugen und zu verbrauchen. Das geht nicht ohne Windkraft“, sagte auch der Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Meier.

Stadtverwaltung möchte mitreden

Für die Stadtverwaltung, die den Antrag unterstützt, spielt derweil noch ein anderer Aspekt in die Ausweitung des Flächensuchlaufs mit hinein: das Ziel von Bund und Land, knapp zwei Prozent der Regionsflächen für die Windkraftnutzung vorzusehen, wofür der Verband Region Stuttgart wiederum nun Vorranggebiete festlegen möchte. Hierbei möchte die Weinstädter Stadtverwaltung ein Wörtchen mitreden. „Es geht darum, den Suchprozess zu begleiten“, erklärte Dennis Folk, der Leiter des Stadtplanungsamts. Dies gehe aber nur, wenn man externe Fachleute beauftrage, da man im Stadtplanungsamt keine „Windkraftexperten“ habe. „Wenn wir das nicht machen, haben wir keine Stellungnahme, die wir in den Prozess einbringen können.“ Dann müsse man hinnehmen, was unveränderbar im Regionalplan festgeschrieben werde und habe später keinen Einfluss mehr, wo auf der Gemarkung Windräder gebaut werden.