In Stuttgart treten für die Klimaliste keine Parteimitglieder mehr zur Landtagswahl an. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Kurz vor der Landtagswahl geht die Unruhe bei der Klimaliste weiter. In den Stuttgarter Wahlkreisen ist nun keiner der Kandidaten mehr Mitglied der jungen Partei.

Stuttgart - Für die neue Partei „Klimaliste“ treten in Stuttgart keine Parteimitglieder mehr an. Drei der vier Stuttgarter Erstkandidaten sind diese Woche aus der Partei ausgetreten, wie der Vorstand auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte. Neben Jonathan Heckert (Wahlkreis Stuttgart I) handelt es sich um Sarah Leiniger (Stuttgart III) und Christian Reitter (Stuttgart IV). Die vierte Kandidatin Yvonne Sauter war ohnehin nur kurzzeitig Mitglied. Weitere Austritte seien der Partei kurz vor der Wahl nicht bekannt, sagte ein Sprecher.

Die junge Partei, die vor wenigen Monaten noch als ernsthafte Gefahr für die Grünen im Land galt, hat einige Querelen hinter sich. Anfang Januar vergewisserte sich die Klimaliste noch einmal bei ihren Mitgliedern, ob man auch wirklich zur Landtagswahl antreten wolle. Kurz darauf traten Vorstandsmitglieder zurück und aus der Partei aus. Dann musste im Februar der Parteitag wegen technischer Probleme abgebrochen werden. Das Parteiprogramm wurde deshalb erst am Montag vor der Landtagswahl verabschiedet. Schon zuvor hielten Politologen die Chancen der jungen Partei für begrenzt. In Umfragen spielt sie bislang keine Rolle.

Klimagerechtigkeit Grund für den Austritt

Für Jonathan Heckert, Kandidat im Wahlkreis Stuttgart I , war das Wahlprogramm, wie es am Montag verabschiedet wurde, der Auslöser aus der Partei auszutreten. Ihm komme das Thema Klimagerechtigkeit – also der Ausgleich von ökologischen und sozialen Interessen – zu kurz, sagte er unserer Zeitung. Er mache sich selbst Vorwürfe, die Entscheidung so spät vor der Wahl getroffen zu haben, zumal in einer Zeit, in der viele Wähler zur Briefwahl tendieren und ihr Kreuz vermutlich längst gemacht haben. Er wollte aber das Wahlprogramm abwarten. „Wenn mich jemand gewählt hat, weil ich für Klimagerechtigkeit stehe, hat er sein Kreuz richtig gesetzt“, verspricht Heckert, der sich auch bei der „Fridays for Future“-Bewegung engagiert. Auf Instagram rief er dazu auf, das Kreuz beider Linken zu machen.