Deutschland fehlen rund 700 000 Wohnungen. Foto: imago/Westend61/Werner Dieterich

Bauministerin Geywitz und Umweltministerin Lemke stellen einen Bericht zum nachhaltigen Bauen vor. Kritik kommt von der CDU: Angesichts weiterer Regulierungen drohe das Bauen und Wohnen unbezahlbar zu werden. Die Details.

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ist nicht zu beneiden. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Krise am Wohnungsmarkt zu lösen, denn in Deutschland fehlen nach Meinung von Experten rund 700 000 Wohnungen. Diese sollen am besten günstig gebaut werden, in Bau und Betrieb klimaschonend sein und wenig Fläche verbrauchen. Eine Herkulesaufgabe.

Wie also kann man mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne der Gesundheit der Menschen oder der Umwelt zu schaden? Am Montag stellte Geywitz gemeinsam mit Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) einen Bericht vor, der zeigen soll, wie es gehen kann. Erarbeitet wurden die Vorschläge vom Umweltbundesamt (UBA) und der Kommission Nachhaltiges Bauen (KNBau). Die zentrale Botschaft des Berichts: Man muss bestehende Gebäude erhalten, sinnvoll umbauen und weiterentwickeln.

„Bauen und Klimaschutz müssen immer zusammen und sozial gedacht werden“, sagte Geywitz. Dabei pochte sie darauf, nicht auf Klimastandards zu verzichten. Dies sei schon auf kurze Sicht unrentabel und schade nachfolgenden Generationen. Wenn ein schlecht gedämmtes Haus nach wenigen Jahren wieder saniert werden müsse, sei das insgesamt teurer, so die Ministerin.

Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamts, sprach davon, dass sich der Wohnungs- und Städtebau hierzulande sich grundlegend ändern müsse, um die Klimakrise und Ressourcenknappheit zu bekämpfen. Er sagte: „35 Prozent der Emissionen hängen direkt mit den Gebäuden zusammen.“

Auch sprach Messner von einem „Paradigmenwechsel“ und davon, dass man „an vielen Schrauben“ drehen müsse. Ein Weg zum nachhaltigen Bauen, den der Bericht aufzeigt, ist die Nutzung klimafreundlicher Baustoffe wie Holz.

Städte müssen sich dem Klimawandel anpassen

Umweltministerin Lemke stimmte ihrer Kabinettskollegin Geywitz zu: „Der Gebäudebestand, den wir heute haben, muss besser bewahrt werden.“ Das spare Baukosten und Abfall und diene somit dem Klimaschutz. Geywitz betonte, dass es auch in Zukunft Häuser neu gebaut werden. Diese müssten aber ökologisch verträglich sein.

Doch nicht nur der Bauprozess muss klimafreundlicher werden, auch die Städte müssen sich dem Klimawandel anpassen, heißt es in dem Bericht. Bauministerin Geywitz etwa sprach davon, dass man in Städten mehr Grün- und Wasserflächen schaffen müsse.

Diese kühlen Straßen und Plätze auch während sommerlicher Hitzewellen. Bei Starkregen dienen sie als Wasserspeicher und sollen verhindern, dass es zu Überflutungen kommt. Künftig soll auch das Baugesetzbuch so verändert werden, dass solche Klimaanpassungsmöglichkeiten stärker als bisher verankert sind.

Kritik an den Plänen kommt von der CDU

Jan-Marco Luczak (CDU), Sprecher der Unionsfraktion für Bauen und Wohnen, nannte die vorgestellte Studie „eine Enttäuschung“, da sie wenig Neues enthalte. „Ziele zu beschreiben ist aber allein noch keine Politik. Es kommt auf die konkreten Umsetzungsschritte an“, sagte Luczak dieser Zeitung.

Der CDU-Politiker mahnt, dass die Kosten für das Wohnen nicht zu stark steigen dürfen. „Fast vollständig ausgeblendet wird, dass auch die Bezahlbarkeit des Wohnens gesichert bleiben muss. Angesichts der dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt gibt es hier viel sozialen Sprengstoff.“ Angesichts weiterer Regulierung drohe das Bauen und Wohnen bald unbezahlbar zu werden.

Jan-Marco Luczak schlägt vor: „Bauen muss in Deutschland endlich einfacher und schneller und damit kostengünstiger werden.“ Dazu fordert er, die Zahl der Bauvorschriften zu entschlacken und Planungsprozesse zu digitalisieren. „Nur wenn das gelingt, bleibt Bauen und Wohnen bezahlbar und finden auch unsere Ziele bei Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei den Menschen Akzeptanz“, sagte er.

Bauordnung und Konferenz

Musterbauordnung
Die MBO ist eine Standard- und Mindestbauordnung, die von den Sachverständigen der Arbeitsgemeinschaft für Städtebau, Bau- und Wohnungswesen zuständigen Minister und Senatoren der 16 Bundesländer (ARGEBAU) ausgearbeitet worden ist.

Die Bundespressekonferenz
ist ein als Verein organisierter Zusammenschluss von rund 900 hauptberuflichen Journalisten, die ausschließlich für deutsche Medien und ständig oder überwiegend aus Berlin und Bonn berichten. Ziel ist, Vertreter der Bundesregierung, der Parteien und Verbände einzuladen und zu befragen.