Das Wasser im Bodensee leidet unter den zunehmend wärmer werdenden Wintern. Foto: dpa

Im Bodensee spiegelt sich der Klimawandel: Wegen der milden Winter können sich die verschiedenen Wasserschichten nicht optimal vermischen – dem See geht langsam die Puste aus.

Langenargen - Was manchen Menschen freut, ist für den Bodensee eher negativ. Der milde Winter im Südwesten macht dem Gewässer zu schaffen. Aufgrund der hohen Temperaturen falle der Austausch zwischen den einzelnen Wasserschichten vermutlich sehr schwach aus, sagte Harald Hetzenauer vom Institut für Seenforschung. Dadurch gelange - gegenüber kälteren Wintern - zum einen weniger Sauerstoff in die Tiefe des Sees. Andererseits werden weniger der abgesunkenen Nährstoffe wie Phosphat in die oberen Schichten transportiert, wo sie das Algenwachstum mitbestimmen.

Mehrere solcher Winter in Folge könnten im Tiefenwasser unter Umständen zu kritischen Sauerstoffverhältnissen führen, sagte der Wissenschaftler. Eine genaue Anzahl lasse sich aber nicht nennen, da die Auswirkungen auf den See durch mehrere, verschiedene Faktoren beeinflusst werde.

Zu wenig Sauerstoff könnten in der Tiefe vor allem die dort lebenden Organismen schädigen. Davon seien beispielsweise Fischeier betroffen, vor allem von Felchen. Es sei daher wichtig, den Nährstoffgehalt im Bodensee in natürlichen Grenzen zu halten: Denn eine Nährstoffbelastung würde die Sauerstoffzehrung im Tiefenwasser erhöhen, sagte Hetzenauer. „Dann kriegen wir auf lange Sicht erst Recht Probleme.“

Ertrag für Berufsfischer geht zurück

Den Berufsfischern am Bodensee dürfte das nicht gefallen: Sie kämpfen angesichts sinkender Fangerträge seit Jahren für mehr Phospat im Wasser. Nach ihrer Ansicht führt der niedrige Gehalt zu einer geringen Nahrungsmenge für die Tiere. Für 2015 rechnen die Fischer mit einem weiteren Einbruch von bis zu 50 Prozent am gesamten Bodensee. „Das lässt uns Berufsfischer für die Zukunft das Schlimmste befürchten“, hieß es unlängst beim Internationalen Bodensee-Fischereiverband.

Genaue Zahlen zum laufenden Fangjahr liegen noch nicht vor, sie werden in der Regel von der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für Bodenseefischerei (IBKF) im Frühsommer veröffentlicht.

Der Winter 2015/16 gehört nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zu den vier mildesten Wintern seit Beginn der Aufzeichnungen 1881. Auch im Bodensee war es so warm wie noch nie in dieser Jahreszeit, wie die internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) kürzlich mitteilte. Demnach lag die Temperatur des Oberflächenwassers in der Bregenzer Bucht Anfang Februar um rund zwei Grad über dem langjährigen Mittelwert. „Sogar die bisher gemessenen Maximalwerte an diesen Kalendertagen werden überschritten“, heißt es bei den Gewässerschutzexperten.

Tagesmittelwert um 1,3 Grad überschritten

Mit rund sechs Grad seien die bisher Anfang Februar gemessenen maximalen Tagesmittelwerte des Oberflächenwassers an der Messstation Bregenz um bis zu 1,3 Grad überschritten worden. „Damit zeigt sich einmal mehr, dass die Auswirkungen des Klimawandels auch im Bodensee nachweisbar sind“, sagte der IGKB-Vorsitzende Elmar Zech. Allerdings garantiere die sehr gute Wasserqualität, dass der ökologische Zustand des Bodensees auch bei höheren Wintertemperaturen stabil bleibe.

Die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) wurde 1959 im schweizerischen St. Gallen gegründet. Hauptziel ist es, „in gemeinsamen und koordinierten Anstrengungen“ für die Reinhaltung des Gewässers zu sorgen. Mitglieder sind die deutschen Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, Österreich und die Schweiz mit den Kantonen Thurgau, St. Gallen, Graubünden sowie Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Außerrhoden.